Tag des Hörens Gute Ohren halten unser Gehirn jung

Homburg · Am kommenden Sonntag, 3. März, ist der „Welttag des Hörens“. Ein Gespräch mit Gentiana Wenzel von der Uniklinik in Homburg.

 Allzuviel Lärm tut dem Gehör nicht gut.

Allzuviel Lärm tut dem Gehör nicht gut.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Ohne ein gutes Gehör hätte die Gattung Mensch nicht überlebt. Vermutlich konnten unsere Vorfahren in der Steinzeit schon am Knacken eines Zweiges oder am Rascheln im Unterholz erkennen, ob sich ein Wollnashorn näherte oder ob der Höhlenbär Ausgang hatte. In beiden Fällen war Vorsicht und Rückzug angesagt. Trampelte hingegen deutlich hörbar eine Herde Wildschweine heran, lockte fette Jagdbeute. Kein Wunder, dass das menschliche Gehör, auch wenn es nicht dem des Wolfes entspricht, über eine große Bandbreite verfügt, die – sofern man nicht pfleglich damit umgeht – auch Einbußen erleiden kann. Davon handelt der Tag des Hörens am kommenden Sonntag, 3. März. „Der Tag des Hörens ist wichtig, weil damit einmal im Jahr daran erinnert wird, wie sehr wir auf dieses sensorische System angewiesen sind und wie sorgfältig wir es bewahren sollten,“ betont Gentiana Wenzel, Hals-, Nasen-Ohren-Professorin an der Uniklinik in Homburg.

Was ist schädlich? „Alles, was zu laut ist. Je lauter, desto mehr verliert der Hörgang an Sensibilität. Man muss sich bei lauten Arbeiten ebenso schützen wie in der Disco bei zu lauter Musik.“ Sie plädiere nicht dafür, „im stillen Kämmerlein zu sitzen“, aber „man muss ein Gespür dafür haben, ab wann man die Ohren schützen muss“. Komme man mit einem Taubheitsgefühl aus der Disco, dann sei es dort „entschieden zu laut“ gewesen.

Doch beim guten Hören ginge es um mehr, betont die Expertin: „Es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass gutes Hören dazu beiträgt, die Funktionen des Gehirns zu erhalten. Wer bis ins hohe Alter gut hören kann, wirkt damit dem Abbau der Gehirnzellen entgegen und beugt Altersdemenz vor.“ Dies bedeute, dass ältere Menschen beim Nachlassen der Hörfunktion sofort Hilfe in Anspruch nehmen sollten, „ein Hörgerät ist heute fast unsichtbar und beeinträchtigt in keiner Weise das Erscheinungsbild.

Gentiana Wenzel ist auch im „Netzwerk Hören“ des Saarlandes aktiv, das seit 2015 eine Pioniertat des saarländischen Tourismusbüros unterstützt. Denn mit einem Pilotprojekt entwickelt das Saarland seit vier Jahren ein optimal abgestimmtes medizinisches und touristisches Angebot für Menschen mit Höreinschränkungen. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die Behandlung von Cochlea Implantat- und Tinnitus-Patienten, die am Uniklinikum in Homburg stattfindet.

Damit sich Gäste mit Höreinschränkungen im Saarland wohlfühlen, wurde auch das touristische Angebot verstärkt weiterentwickelt, zum Beispiel wurden Museen mit FM-Anlagen ausgerüstet. Das sind Funkanlagen, die Nutzer verwenden können, deren Hörgerät eine aktivierte T-Spule (Induktionsspule) enthält.

Am kommenden Sonntag, 3. März, findet anlässlich des Welttags des Hörens eine Führung durch die barocke Gemäldegalerie im Edelhaus in Schwarzenacker statt, das ebenfalls eine solche Anlage besitzt. Zielgruppe sind in erster Linie Menschen mit gesundheitlich und altersbedingter Hörminderung, aber auch deren Freunde und Begleitpersonen. Beginn der Veranstaltung bei freiem Eintritt ist um 15 Uhr.

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