Kirche Weltgebetstag rückt Slowenien ins Zentrum

Homburg/Bexbach/Kirkel · Unter dem Motto „Kommt, alles ist bereit!“ finden 250 ökumenische Veranstaltungen in der Pfalz und der Saarpfalz am Freitag statt.

 Künstlerin Rezka Arnuš hat das Titelbild für den Weltgebetstag geschaffen.

Künstlerin Rezka Arnuš hat das Titelbild für den Weltgebetstag geschaffen.

Foto: Heine/WGT e.V.

„Kommt, alles ist bereit!” – unter diesem Motto aus  der Bibelstelle des Festmahls aus dem Lukas-Evangelium, 14, 13-24, laden die slowenischen Frauen zum Weltgebetstag (WGT) 2019 ein,  der am kommenden Freitag, 1. März, über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg begangen wird. Auch im Bistum Speyer und in der Evangelischen Kirche der Pfalz (Sitz in Speyer) laden Anfang März über 250 Gemeinden, von Einöd über Beeden bis Altstadt und Erbach  zu ökumenischen Gottesdiensten und Andachten aus Anlass des Weltgebetstages ein. „Die Vorbereitungen gehen schon seit Wochen,“ heißt es in den Gemeinden. Die Katholiken im Saarpfalz-Kreis gehören zum Bistum Speyer, die Protestanten zur Pfälzischen Landeskirche. Die Gebete, Lieder und Texte haben in diesem Jahr Frauen aus Slowenien verfasst, heißt es bei den teilnehmenden katholischen und evangelischen Gemeinden in der Saarpfalz.

Im Mittelpunkt steht diesmal die Geschichte rund um den Gastgeber, der, als alles bereitet ist, von seinen geladenen Gästen nur Absagen erhält und dafür Menschen von der Straße holt. „Es ist noch Platz!” –  besonders für Arme, Kranke und Obdachlose. Die fast blinde, slowenische Künstlerin Rezka Arnuš hat dieses Anliegen in ihrem Titelbild symbolträchtig umgesetzt. Auch diese Frage werfen die Gottesdienste auf: Wie kann es gelingen, neue Menschen für die Weltgebetstagsbewegung zu interessieren und die Gottesdienste mit ihren anschließenden Feiern für Menschen am Rande der eigenen Gesellschaft zu öffnen?

Der Gottesdienst der slowenischen Frauen entführt uns in das Naturparadies zwischen Alpen und Adria. Bis zum Jahr 1991 war Slowenien nie ein unabhängiger Staat. Dennoch war es über Jahrhunderte hinweg ein Knotenpunkt für Handel und Menschen aus aller Welt. Diese brachten vielfältige kulturelle und religiöse Einflüsse mit. Bereits zu Zeiten Jugoslawiens galt der damalige Teilstaat Slowenien als das Aushängeschild für wirtschaftlichen Fortschritt. Dennoch gibt es zahlreiche Herausforderungen für die Frauen in Slowenien.

Einige von ihnen stellen sich und ihre Thematik im Gottesdienst vor. Slowenien ist eines der jüngsten und kleinsten Länder der Europäischen Union. Von seinen gerade mal zwei Millionen Einwohnern sind knapp 60 Prozent katholisch. Obwohl das Land tiefe christliche Wurzeln hat, praktiziert nur gut ein Fünftel der Bevölkerung seinen Glauben. Heute liegt es auf der „berüchtigten“ Balkanroute, auf der im Jahr 2015 tausende vor Krieg und Verfolgung geflüchtete Menschen nach Europa kamen.

„In den letzten Wochen haben über 600 Frauen aus verschiedenen katholischen und protestantischen Gemeinden an unseren 25 Vorbereitungsseminaren für den Weltgebetstag teilgenommen“, berichtet Monika Kreiner, Referentin für Frauenseelsorge im Bistum Speyer, im Vorfeld des Weltgebetstags. Sie hat im vergangenen Jahr zusammen mit ihrer protestantischen Kollegin Christine Gortner auch eine ökumenische Studienreise nach Slowenien angeboten. „Das so vielseitige Land und das hohe Engagement des dortigen Weltgebetstags-Komitees hat unsere Reisegruppe begeistert“ schwärmt Gortner.

Kreiner ist besonders auch vom biblischen Motto angetan: „Mit dem Bibelzitat: ´Kommt, alles ist bereit` wird dieses Jahr in besonderer Weise auf die Offenheit des Weltgebetstagskonzepts hingewiesen. Auch Menschen, die die Aktion noch nicht kennen, sind eingeladen, zu einer der Feiern hinzugehen.“ Oft gibt es nach dem Gottesdienst noch ein Beisammensein mit landestypischen Speisen.

„Das ist eine schöne Möglichkeit, Menschen aus dem Wohnviertel kennenzulernen, die ich vorher vielleicht noch nie angesprochen habe“, zeigt sich Kreiner begeistert. „Das biblische Zitat: Es ist noch Platz` weist allerdings über die direkte Nachbarschaft hinaus. Der Weltgebetstag ist insofern auch politisch, dass er immer auch die gesellschaftliche Situation im Blick hat und für eine Veränderung hin zu mehr Gemeinschaft und mehr Solidarität mit den Schwächeren eintritt.“ Und ihre Kollegin Christine Gortner ergänzt: „Der Weltgebetstag ist eine ökumenische Basisbewegung, durch die viele Frauen ein Bewusstsein für die Wirksamkeit von solidarischem Handeln bekommen und sich im Gebet miteinander verbinden.“

In Deutschland wird das Weltgebetstagskomitee von 12 kirchlichen Frauenverbänden aus neun verschiedenen Konfessionen getragen. Seit dem Jahr 2003 ist das Komitee ein Verein und als gemeinnützig anerkannt. Dies teilte die deutsche  Geschäftsstelle in Stein bei Nürnberg auf Anfrage mit. Ihre Mitarbeiterinnen unterstützen die unzähligen Ehrenamtlichen, die sich bundesweit für den Weltgebetstag engagieren. Das geschieht vor allem in den Bereichen Kollektenverwendung und Projektarbeit, Materialerstellung, Bildungsveranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit.

Zum Weltgebetstag, der am ersten Freitag im März gefeiert wird, laden elf Mitgliedsorganisationen aus verschiedenen christlichen Konfessionen gemeinsam ein. Nach eigenen Angaben hat sich der Weltgebetstag in den letzten 130 Jahren zur größten Basisbewegung christlicher Frauen entwickelt und wird in über 120 Ländern gefeiert. Er wird jedes Jahr von christlichen Frauen aus einem anderen Land vorbereitet. Im Jahr 2018 kamen in Deutschland anlässlich des Weltgebetstags aus Surinam Spenden von über 2,5 Millionen Euro zusammen. Neben der internationalen Weltgebetstagsbewegung wurden mit diesem Geld 58 Frauen- und Mädchen-Organisationen in 26 Ländern gefördert.

 Karte Slowenien

Karte Slowenien

Foto: SZ/Steffen, Michael
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