Diskussion mit Schülern Vom Umgang mit den Fake News

St. Ingbert · Tagesschau-Redakteur Yannick Christmann diskutierte mit Schülern am Leibniz-Gymnasium über Journalismus.

 Yannick Christmann berichtete als ehemaliger Schüler im Leibniz-Gymnasium von seiner Arbeit als Redakteur einer Nachrichtensendung.

Yannick Christmann berichtete als ehemaliger Schüler im Leibniz-Gymnasium von seiner Arbeit als Redakteur einer Nachrichtensendung.

Foto: Cornelia Jung

Margitte Roth-Reiplinger ist Pressebeauftragte am Leibniz-Gymnasium und hält zu vielen ihrer ehemaligen Schüler Kontakt. Diese haben häufig interessante Lebenswege genommen oder Berufe, über die es sich zu erzählen lohnt. Ein solch ehemaliger Schüler ist Yannick Christmann. Im Jahr 2000 hat er am Leibniz sein Abitur gemacht, wohnt jetzt in Hamburg und ist dort bei der ARD als Redakteur im Bereich Tagesthemen und Tagesschau tätig.

Auf Einladung seiner alten Schule berichtete er am vergangenen Freitag nicht nur von seiner interessanten Arbeit, sondern vor allem darüber, was Fake News sind und wie sein Arbeitgeber damit umgeht. „Ich bin für die objektive Berichterstattung zuständig“, stieg der 36-Jährige ins Thema ein, das er mit den Elftklässlern diskutiert. Zuvor hatte er kurz über seinen schulischen Werdegang gesprochen und den anschließenden Besuch der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München. Gerade in Zeiten von „alternativen Fakten“ sei es gut „dass es uns gibt“, sagte Christmann. Er verwies auf die Aktion der DJS, die anlässlich des Tages der Pressefreiheit am 3. Mai ihre Alumni, also ehemalige Absolventen, an ihre damaligen Schulen entsendet – so wie den gebürtigen St. Ingberter. Es vergehe kein Tag, an dem das Wort Fake News nicht in den Medien auftauche, weiß auch die Leiterin der DJS. Journalisten betreffe das Phänomen doppelt, als Leser und Berichterstatter. Als älteste Journalistenschule Deutschlands stehe man in der Verantwortung, sich dem Thema zu stellen. „Wir Journalisten müssen mehr von uns aus auf Leute zugehen und erklären, wie wir arbeiten, am besten im persönlichen Gespräch. Wie gehen wir mit zweifelhaften Inhalten um, und wie mit eigenen Fehlern? Was ist der Unterschied zwischen wahrhaftiger Berichterstattung und Fake News?“, so Henriette Löwisch. Viele Schüler tummeln sich bei Snapchat und auf Instagram. Bei den Leibniz-Schülern scheint kaum noch einer Facebook zu nutzen. Zeitungsleser sind in der absoluten Minderheit, nur einige verfolgen die Tagesschau. Meist informieren sich die Leibniz-Schüler über die klassischen Nachrichtenseiten im Internet.

Die Tagesschau sei mit zehn Millionen Zuschauern die wichtigste Nachrichtensendung, sagte der Journalist. Umso wichtiger ist es, dass sich die Informationshungrigen auch darauf verlassen können, dass die Berichterstattung belastbar und wahr ist. Dafür sorgen Christmann und seine Kollegen täglich. Mit den Schülern diskutierte er, ob sie die Auswahl der Themen für die „Tagesschau in 100 Sekunden“ vom Vortag, die im Klassensaal gezeigt wurde, ebenso getroffen hätten. Mit den Schülern sprach er über „starke Bilder“ und die ethische Diskussion darüber, ob das Senden bestimmter Filme und Bilder gerechtfertigt sei. Wie steht es um die Persönlichkeitsrechte der Gezeigten? Wird die Tagesschau künftig auch von Werbepartnern vereinnahmt? Die letzte Frage verneinte Christmann, denn dann sei die Unabhängigkeit dieser Sendung nicht mehr gewährleistet. Diese sei aber das höchste Gut der Journalisten.

Die Schüler erfuhren, dass es auch eine eigene Abteilung für Fake News beim Fernsehen gibt und wie man solche selbst entlarven kann. „Nur eine Nachricht mit Gewicht schafft es auch in die Tagesschau“, sagte Christmann. Noch zehn Minuten vor einer Sendung könne ein aktuelles Thema einfließen. Langweilig werde der Job nie. Hildegard Ames-Reiber, eine ehemalige Lehrerin Christmanns und bei der Diskussion dabei, kann stolz auf ihren Schüler sein. Und auch er stellt seinen Lehrern und besonders ihr ein gutes Zeugnis aus: „Ihr Politik-Unterricht hat mich schon geprägt.“

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