Vogelfrei im Storchenland

Ingweiler. So etwas nennt man wohl einen "großen Bahnhof": Als Direktor Norbert Fritsch gestern zwei Jungstörche seines Neunkircher Zoos in den Auen bei Ingweiler auswilderte, war das jährliche Spektakel ein Publikumsmagnet für Jung und Alt

Ingweiler. So etwas nennt man wohl einen "großen Bahnhof": Als Direktor Norbert Fritsch gestern zwei Jungstörche seines Neunkircher Zoos in den Auen bei Ingweiler auswilderte, war das jährliche Spektakel ein Publikumsmagnet für Jung und Alt. Zahlreiche Schaulustige hatten sich am Radweg bei Ingweiler versammelt, um die ersten zaghaften Schritte in wilder Freiheit der beiden Zoo-Störche zu bestaunen. Und in der Tat: So nah kommt man Störchen wohl selten.Mit den beiden Tieren, die seit gestern die freie Wildbahn ihr Zuhause nennen, klettert die Zahl der Störche im Bliestal auf stolze 33, davon alleine 19 Jungstörche und sechs Brutpaare. "Diese hohe Zahl ist unser bisheriger Rekord", begeisterte sich Fritsch, während er zusammen mit Raimund Ruffing, dem Storchenvater von Webenheim, die beiden Jungtiere beringte.

Eigentlich, so Fritsch, hätten es drei Jungstörche sein sollen, die in diesem Jahr ausgewildert werden sollten. "Allerdings ist ein Fuchs in die Voliere eingedrungen und hat einen der Jungstörche gerissen." Blieben zwei, die in den nächsten Tagen ihre neue Umgebung in den Auen bei Ingweiler erkunden.

Unter denen, die sich gestern die ersten Gehversuche der beiden Storchen-Teenager in Freiheit nicht entgehen lassen wollten, waren auch Vera und Harry Ratsch aus Bierbach. "Wir wohnen hier ganz in der Nähe. Als wir von diesem Termin in der Zeitung gelesen haben, haben wir uns dazu entschlossen, hierher zu radeln und das Ganze mal zu beobachten", erzählte Harry Ratsch. Für ihn und seine Frau sind diese majestätischen Tiere "immer noch ein bisschen so etwas wie Exoten. Immerhin gab es hier Zeiten, da hatten wir gar keine Störche." Das Urteil der beiden über den gestrigen Nachmittag: "Einfach super!"

Dass sich die Zahl der Weißstörche deutlich erholt hat und die Region wieder zum Storchenland geworden ist, daran haben zu einem wesentlichen Teil die Storchenväter von Ingweiler/Einöd, Beeden und Webenheim ihren Anteil. Aber eben auch Norbert Fritsch und der Neunkircher Zoo. Seit über zehn Jahren werden nun schon die Zoo-Störche ausgewildert, "um hier die Population zu stärken", so Fritsch. "Und wie wir wissen, funktioniert das auch. Einige Störche, die ihre Jugendzeit überstanden haben, haben sich in der Region angesiedelt." Damit würden Zoos beweisen, dass sie nachhaltig am Artenschutz mitwirken würden. "Hier leisten wir einen wichtigen Beitrag."

 Regelmäßig beringt Zoodirektor Norbert Fritsch die Jungvögel in den Auen bei Ingweiler oder Beeden. Foto: Wolf/SZ

Regelmäßig beringt Zoodirektor Norbert Fritsch die Jungvögel in den Auen bei Ingweiler oder Beeden. Foto: Wolf/SZ

Nach der Beringung ging es dann für die beiden Neunkircher Jungstörche in die Freiheit. Den Storchenvätern Fritz Kaufmann und Helmut Ehrmanntraut wurde die Ehre zuteil, die beiden Vögel aus ihren Transportkisten "zu entlassen" - unter den wachsamen Augen der kleinen Sophie. Die hatte schon ganz schnell mit den beiden Störchen Freundschaft geschlossen, ein bisschen an ihren "rumgezupft" und es sich nicht nehmen lassen, die beiden "Freigänger" auf deren ersten Schritten im neuen Zuhause federnah zu begleiten.

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