Unbequemes Denkmal feierte Geburtstag

St Ingbert · Am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals beging die Initiative Alte Schmelz auch den 280. Geburtstag des ehemaligen Eisenwerkes. Unter dem Motto „Unbequeme Denkmale“ gab es Führungen über das Gelände.

. Beim Tag des offenen Denkmals konnten am Sonntag bundesweit historische Orte besucht werden, die sonst nur eingeschränkt zu besichtigen sind. Das trifft für die Alte Schmelz in St. Ingbert nur bedingt zu, sind doch die alten Arbeiter- und Meisterhäuser bewohnt, das Areal öffentlich zugänglich und die Alte Schmelz ins Bewusstsein der St. Ingberter vorgedrungen. Aktuell wird das Herrenhaus saniert, auf dem Areal entsteht ein Schülerforschungszentrum. Trotz guter Ansätze wird beim Erhalt der Bausubstanz um jeden Cent gerungen. Die alte Mauer an der Dudweiler Straße fiel der Schwerkraft zum Opfer, die Treppe vom dortigen Schlafhaus auf das Gelände der Alten Schmelz ist derzeit nicht passierbar und was beispielsweise mit dem Höfchen in Rentrisch oder den beiden Direktorenvillen im ehemals englischen Garten passiert, ist auch noch nicht geklärt. Gerade die beiden letztgenannten sind zwar nicht "jenseits des Guten und Schönen", so der Untertitel des diesjährigen Denkmaltages, denn ihren Charme haben sie trotz Beschädigungen und der abgeblätterten Farbe behalten.

"Unbequeme Denkmale", eigentliches Motto des Tages des offenen Denkmals, sind sie allemal, kosten sie doch im Falle einer Renovierung Geld und Zeit. Immer wieder waren sie Gegenstand so manches Gesprächs zwischen Saarstahl, Denkmalschutz und der Initiative Alte Schmelz. Am Sonntag galt es nicht nur, die Schmelz als "Denkmal" zu betrachten, sondern vor allem dem ehemals größten Arbeitgeber St. Ingberts zu gedenken, hat dieses einmalige Ensemble der Industriekultur doch in diesem Jahr seinen 280. Geburtstag, der zeitgleich begangen wurde. "Ein schwerwiegender Geburtstag", wie Alfons Blug, Vorsitzender der Initiative, meint. Sei die Entwicklung der Alten Schmelz doch immer wieder "rauf und runter" gegangen. Mit viel Ingenieursachverstand hätte Familie Krämer das Werk aufgebaut, weshalb es sich auch in schwierigen Zeiten behaupten konnte. Erster Weltkrieg und der Saarstahlkonkurs 1993 waren schwierige Zeiten. Noch in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts sollten die "alten Hütten" als ungeliebte Denkmale abgerissen werden. Vielen Unterstütztern, darunter ehemalige Arbeiter und St. Ingberter, die dort aufgewachsen waren, kämpften mit Slogans wie "Aufbruch statt Abbruch" für deren Erhalt. Und schafften das nahezu Unmögliche. Auch Albrecht Herold, ehemaliger Landtagspräsident, auf der Schmelz aufgewachsen und unter den Gästen, war einer der Befürworter: "Ich hoffe die Stadt begreift, wie wichtig der Standort einmal war. Vieles muss noch in Schuss gebracht werden, aber dann bricht auch hier eine neue Zeit an."

Bewohner und Initiative sind stolz auf das Erreichte. "Ich fühle mich hier wohl", so Blug. Oberbürgermeister Hans Wagner erinnerte daran, dass die Stadt St. Ingbert ohne die Eisenwerksgründung nicht zu dem geworden wäre, was sie heute ist. Es seien neue kreative Ideen nötig, um die Gebäude mit Leben zu füllen. "Lassen Sie uns erahnen, was noch kommen kann", forderte er die Gäste auf, sich auf einen Rundgang zu begeben, bei dem auch hinter die Kulissen geschaut wurde.

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