Teamspieler verlässt Chefzimmer der ERS

Rohrbach. Die Jacke in der einen Hand, die Schulunterlagen mit nach oben abgewinkeltem Arm in der anderen, verlässt Karl-Heinz Härdter das Gebäude. Es ist still an diesem Nachmittag. Der übliche Betriebslärm einer Erweiterten Realschule ist bereits abgeklungen. Härdter geht zu seinem Auto

 Schulleiter Härdter geht in Rente. Hier ist er an einem der letzten Arbeitstage zu sehen mit Alwina Bobel, Ann-Katrin Stolz, Christina Rau und Meyra Pala (von links). Foto: Becker&Bredel

Schulleiter Härdter geht in Rente. Hier ist er an einem der letzten Arbeitstage zu sehen mit Alwina Bobel, Ann-Katrin Stolz, Christina Rau und Meyra Pala (von links). Foto: Becker&Bredel

Rohrbach. Die Jacke in der einen Hand, die Schulunterlagen mit nach oben abgewinkeltem Arm in der anderen, verlässt Karl-Heinz Härdter das Gebäude. Es ist still an diesem Nachmittag. Der übliche Betriebslärm einer Erweiterten Realschule ist bereits abgeklungen. Härdter geht zu seinem Auto. Diesen Weg vom Schulportal zum Parkplatz wird der 65-Jährige vielleicht das ein oder andere Mal vermissen in den kommenden Jahren. Mit den Sommerferien beginnt für ihn eine neue Zeitrechnung. Der Schulleiter geht in den Ruhestand. "Für mich war es eine schöne Zeit. Ein bisschen bedauere ich es, aufzuhören", hat der Mann mit der rauen Stimme eine halbe Stunde zuvor im Rektorenzimmer gesagt. Sein Blick wandert dabei über die Stundentafel und den schlichten Raum. Sachlich erzählt er, was das Arbeitsleben ihm an Besonderheiten brachte. Und wie es jetzt für den Mann, dem man das Rentenalter nicht gibt, weitergeht. Familie, Haus, Garten, Chor - Härdter ist ein engagierter Mensch, seit Jahrzehnten für die SPD in der Kommunalpolitik unterwegs. 25 Jahre Ortsrat, 15 Jahre Stadtrat und Kreistag finden sich in seiner Vita. Zwei Kinder und zwei Enkel hat er. Letztere nennt Härdter "seine größten Freunde". In einer ganzen Reihe von Vereinen ist der gebürtige Elversberger ebenfalls, freut sich besonders, bald mehr Zeit zu haben für den Hasseler Kuckuckschor. "Es gibt genug zu tun", weiß er. Wer ihm gegenübersitzt, kann sich kaum vorstellen, dass diesen Mann jetzt eine Pensionsdepression ereilen könnte. Härdter vermittelt das Gefühl von Gelassenheit. Nicht mal die Talfahrt seiner Partei in den vergangenen Jahren hat ihn umgeworfen. Aber darüber will er an diesem Mittag nicht lange reden. Der Schule und ihrer Zukunft gelten seine Worte. Die Konzentration der beiden ERS-Standorte Ludwigschule in St. Ingbert-Mitte und Johannesschule in Rohrbach war ein zentrales Thema seiner letzten Amtsjahre. Und er ist zufrieden, für den Stadtteil eine weiterführende Schule erhalten zu haben. Eine Schule, die nach seinem Dafürhalten ihr Profil geschärft und gute Überlebenschancen auf dem heiß umworbenen Markt kleiner Jahrgänge hat. In den Schuldienst kam Härdter 1971. Seine Ausbildung befähigte ihn, sowohl mit Abc-Schützen als auch größeren Pennälern zu arbeiten. Rektor war der Pädagoge seit 1994. Damals war die Ludwigschule noch Hauptschule. Auch als Chef verstand er sich als Teamspieler. ERS-Konrektorin Susanne Fitz sagt über ihn: "Wir haben von Anfang an in einem engen Schulleitungsteam gearbeitet. Das war immer sehr vertrauensvoll." Und sie rechnet ihm zu, die Einrichtung nach den Ansprüchen der heutigen Gesellschaft ausgerichtet zu haben. Ganztagsklasse, Qualitätsverbesserungsprozess, Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Vereinen, die Teilnahme am landesweiten Projekt "selbstständige Schule" sind nur einige Stichworte dazu. "Er hat Weitsicht bewiesen", sagt die Stellvertreterin über ihren Chef. Der gibt die Komplimente an das ganze Kollegium zurück: Die Identifikation mit der Schule sein außergewöhnlich gewesen. Und auch die Schüler vergisst er nicht. Auch wenn die Zeiten schwerer geworden seien für Pädagogen, habe er es durchaus mit neugierigen, aufgeweckten und kritischen jungen Menschen zu tun gehabt, die ihre Ideen zur Verbesserung des Schulalltags eingebracht hätten. Schlimme Situationen? Härdter überlegt nicht lange: "Ich konnte vieles klären und helfen. Es gab keine kritischen Situationen."Das ERS-Gebäude wirkt frisch mit seinen kräftigen Farben in der Frühsommersonne. Die Luft flirrt. Kein Schüler ist mehr auf dem Hof. Schulleiter Härdter legt die Akten ins Auto und fährt nach Hause. Das Pendeln zwischen seinem Wohnort Hassel und dem Arbeitsplatz in Rohrbach, es wird ihm wohl an manchen Tagen fehlen. "Für mich war es eine schöne Zeit. Ein bisschen bedauere ich es, aufzuhören." ERS-Schulleiter Karl-Heinz Härdter

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort