Stadtmenschen treffen auf Schafe

St Ingbert · Das Weideprojekt mit Schafen und Ziegen am Elsterstein ist ein gutes Stück Biosphäre. Doch was tun, wenn die Tiere mal ausbüxen?

 Idylle in der Biosphärenstadt: Hans-Werner Krick mit seinem Hund Fritz und der Herde aus Schafen und Ziegen im Elstersteinpark. Foto: Stephanie Schwarz

Idylle in der Biosphärenstadt: Hans-Werner Krick mit seinem Hund Fritz und der Herde aus Schafen und Ziegen im Elstersteinpark. Foto: Stephanie Schwarz

Foto: Stephanie Schwarz

Eine Herde Schafe steht auf einer Straße am Elsterstein und blockiert den Weg. Kein Schäfer in Sicht. Und jetzt? Was soll man in so einer Situation tun? "Mich anrufen", sagt Hans-Werner Krick, Historiker, Hobby-Schafhirte und Bienenvater: "Weidetiere, wie Schafe oder Ziegen können immer mal wieder ausbrechen oder zu Ausflügen animiert werden." Gründe für einen solchen kurzen Ausflug ins Grüne sind vielfältig, erklärt Krick: "Das Gras auf der anderen Seite des Zaunes könnte grüner und schmackhafter aussehen. Oder Passanten verhalten sich ohne böse Absicht falsch. Schafe neigen sehr stark zu Panik und Flucht."

Ein weiterer Grund seien "Stadthunde", die vor den Weidenzäunen "Zirkus" machen. Das Bellen sei an und für sich nicht so schlimm, erklärt Krick: "Es sind eher die Hunde, die gegen den Zaun springen oder ins Gehege laufen, die die Tiere aufschrecken." In einem Fall ließ eine Hundebesitzerin ihren Vierbeiner sogar mit Absicht auf die Weide, um seine Herdentrieb-Fähigkeiten zu testen.

Hans-Werner Krick hat insgesamt 23 Schafe, elf Muttertiere, elf Lämmer und einen Schafsbock, die auf den Weiden am Elsterstein im Biosphärenreservat Bliesgau grasen. Dazu noch ein gutes Dutzend Ziegen. Krick: "Ziegen sind kontaktfreudiger und neugieriger als Schafe. Sie klettern auch gerne mal über den Zaun." Wenn ein Schaf oder eine Ziege die Weide verlassen möchte, fände sie einen Weg, so Krick. Aber was soll ein Spaziergänger tun, wenn Schafe oder Ziegen einen Weg von der Weide gefunden haben und in der Gegend herum laufen? "Erst einmal Ruhe bewahren und mir Bescheid geben", erklärt Krick. "Nur keinen Druck auf die Schafe ausüben. Das Resultat wäre eine wilde, unkontrollierbare Flucht, bei der die Herde auseinander getrieben wird und sich vielleicht nicht wieder findet." Wer Ruhe bewahrt und langsam auf die Tiere zu gehe, der könne die Ausreißer sogar wieder auf die Weide zurückführen.

Geduld sei hier das Stichwort. Im kleinen Einmaleins der Schafshandhabung von Krick steht: "Hektik und Druck macht die Tiere misstrauisch. Einfach mit etwas Abstand den Weg versperren und ganz langsam von hinten nähern, so treibt man die Tiere nach vorne." Die Betonung hier liegt auf langsam. "Die Tiere sollen gehen, nicht rennen." Das Projekt Biosphärenreservat Bliesgau soll das ökologische Potenzial der Landschaft um St. Ingbert nutzen. Aber viele Stadtmenschen hätten kaum noch Erfahrung mit dem ländlichen Leben. "Wir haben uns alle weit vom Landleben entfernt und sind echte Städter geworden", sagt Krick. Die kleine Aufklärungskampagne des Hobby-Schäfers soll Menschen über den richtigen Umgang mit Weidentieren aufklären. Zukünftig könnten Passanten Krick helfen, vierbeinige Draufgänger wieder einzufangen. "Um die Herde auf die Koppel zu bringen, das Zauntor öffnen, Abstand zur Herde halten und ruhig mal in die Hände klatschen und laut Hooop, Hooop rufen", erklärt Krick. Die Herde würde dann meistens von allein wieder zurück auf die Weide laufen. Wenn das nicht funktioniert, ein Eimer mit Gerste zum Locken der Tiere würde am Zaunpfosten parat hängen. Und natürlich nach getaner Arbeit das Zauntor wieder schließen. Ach ja, eins wäre noch zu sagen: Wer sich zutraut die Tiere zurück auf die umzäunten Wiesen zu treiben, der soll sich vor den Weiden in Richtung Schüren in Acht nehmen. "Durch die Netze fließt Strom. Also abschalten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort