Bauen in St. Ingbert Was wird aus den Wiesen?

Einige wenige Seiten aus dem umfangreichen Nahversorgungskonzept und zwei Studien zu den Grünflächen in der Pfuhlwiese und nahe der Südschule sorgten in dieser Woche für Gesprächsstoff in St. Ingbert. Die Pläne und Überlegungen betreffen auf den ersten Blick nur Straßenzüge im Südviertel, tatsächlich sind sie aber für die ganze Stadt bedeutsam. Denn die Konzepte werfen grundsätzliche Fragen auf. Welche Ziele muss eine zukunftsfähige Stadtplanung verfolgen, sollten Bauprojekte nicht möglichst öffentlich gemacht werden, und was müssen Anwohner mit Rücksicht auf das Gemeinwohl akzeptieren?

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Foto: SZ/Robby Lorenz

Zu den beiden letzteren Fragen kursieren derzeit bei der Stadtverwaltung, den Stadtratsfraktionen und den betroffenen Anwohnern unterschiedliche Antworten. Bei der Stadtplanung sollte es hingegen keine zwei Meinungen geben. Zu Entwicklungen am Immobilienmarkt und einer, anders als in der Prognose für den demographischen Wandel einst vorhergesagt, inzwischen wieder stabileren Einwohnerzahl, muss eine Stadtplanung mittel- und langfristigen Vorüberlegungen anstellen. Andernfalls wäre sie überflüssig und hätte ihren Namen nicht verdient. Wer plant, muss aber auch einkalkulieren: Nicht alles, was möglich wären, ist auch machbar und wünschenswert.

Konkret darf man bezweifeln, ob es Sinn macht, die beiden großen im St. Ingberter Süden verbliebenen Wiesenflächen zuzubauen und ihrer jetzigen Funktion zu berauben. Und auch die Supermarkt-Pläne auf der Pfuhlwiese kommen wohl nicht nur deren direkten Nachbarn merkwürdig vor. Jahrelang hat es niemanden gestört, dass es in deren Umfeld keinen fußläufig erreichbaren Nahversorgungsmarkt gab und die Bewohner ihre Einkäufe beispielsweise in den Märkten an der ehemaligen Glashütte erledigen „mussten“. Warum diese „Versorgungslücke“ auf einmal geschlossen werden soll, muss man wohl nicht nur den Anwohnern im Betzental noch genauer erklären.

Dafür ist jetzt die Zeit, die Diskussionen und Informationen über die Vorhaben haben ja erst begonnen. Die Stadtverwaltung, aber vor allem auch der Stadtrat sind gefordert. Dass einige der dortigen Fraktionen, die das Nahversorgungskonzept 2015 ohne Gegenstimme beschlossen haben und dann wieder in der Schublade verschwinden ließen, jetzt ganz überrascht tun, weil es aus dieser wieder hervorgeholt wurde, lässt noch jede Menge Raum für Aufklärungsarbeit, die die Bürger zu Recht erwarten können.

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