Ovationen nach 100 Jahren

St. Ingbert. "Das Orchester begann vor hundert Jahren mit diesem Stück und wir enden mit diesem Stück - aber nur den ersten Teil", versicherte Norbert Feibel den Besuchern in der Stadthalle kurz vor der Pause. Der Dirigent des Städtischen Orchesters spielte damit am Sonntagabend auf "Stradella" an

 Das Städtische Orchester unter Leitung von Norbert Feibel (rechts) gab ein Herbstkonzert in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

Das Städtische Orchester unter Leitung von Norbert Feibel (rechts) gab ein Herbstkonzert in der St. Ingberter Stadthalle. Foto: Jörg Martin

St. Ingbert. "Das Orchester begann vor hundert Jahren mit diesem Stück und wir enden mit diesem Stück - aber nur den ersten Teil", versicherte Norbert Feibel den Besuchern in der Stadthalle kurz vor der Pause. Der Dirigent des Städtischen Orchesters spielte damit am Sonntagabend auf "Stradella" an. Die Ouvertüre von Friedrich von Flotow war eines von mehreren Stücken, welches 1912 der damalige Orchesterverein auch gespielt hatte. Beim gut besuchten Herbstkonzert ging es nach der Pause mit zwei weiteren Stücken weiter, die ebenfalls bereits vor einem Jahrhundert zum Repertoire des Traditionsorchesters zählten.Zum einen der "Einzug der Gäste auf der Wartburg" aus der Oper "Tannhäuser". Das Stück mit seinen phasenweise romantischen Zügen zauberte am Sonntagnachmittag regelrechtes Wagner-Feeling in die Stadthalle. Auch bei "Wenn ich König wär", der Ouvertüre von Adolphe Adam, war's genau das, was nicht nur dem Publikum von 1912, sondern auch dem von 2012 gefiel. Ein besonders langer Applaus und ein entsprechender Beifall belegten dies. Selten auf dem Spielplan bei klassischen Konzerten ist "Méditation", ein Stück aus der weniger bekannten Oper "Thais" von Jules Massenet.

Hier hatte, und dies zählt beim Städtischen Orchester schon zur lieb gewordenen Gewohnheit, Michael Chechelnitzky seinen Soloauftritt. Der Violinist musste sich gar nicht erst in die Herzen der Konzertbesucher spielen: Dort ist er schon seit zahlreichen Konzerten fest verankert. Zuvor war das Orchester mit dem Allegro des "Gratulationsmenuetts" von Ludwig van Beethoven gestartet und hatte sich so indirekt selbst die Aufwartung für das zu Ende gehende Jubiläumsjahr gemacht. Die Ouvertüre in C-Dur im italienischen Stil von Franz Schubert und die Sinfonie in D-Dur, davon das Allegro, das Menuetto und das Finale, von Ignaz Pleyel rundeten den ersten Programmteil t ab. Dies war hinsichtlich der Stimmung die ideale Grundlage für Walzeratmosphäre und "Holzschuhtanz". Das Stück aus Albert Lortzing's Oper "Zar und Zimmermann" passte sehr gut in das wohl arrangierte Programm.

Das hätte man bei der Finnland-Hymne "Finlandia" in Form der symphonischen Dichtung von Jean Sibelius sicherlich nicht erwartet: "Bravo"-Rufe wanderten am Ende schnell in Richtung Bühne. Und dort blieben sie bis zum letzten Programmtitel, dem "Marsch Nr. 1" aus "Pomp & Cicumstance" von Edward Elgar. Da sich Edward VII. den ersten Marsch für seine Krönungsfeierlichkeiten wünschte, war es nicht verwunderlich, dass das Stück in St. Ingbert einen Touch von Adel und Königshaus in die Stadthalle brachte. Da herrschte große Begeisterung im städtischen Kulturtempel.

Stehende Ovationen zeigten, dass es dem Publikum mehr als nur gut gefiel. Als dann Norbert Feibel "Russischer Tanz" als Zugabe ankündigte, war ein anerkennendes "Ahhh" in den Reihen zu vernehmen.

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