Städtisches Orchester Orchester-Chef reicht Taktstock weiter

St. Ingbert · Beim Herbstkonzert des Städtischen Orchesters St. Ingbert übergab Norbert Feibel die Leitung an Anso Fiedler.

 Auch Norbert Feibel (rechts) bekam zum Abschied einen großen Applaus des Publikums. Doch hier honoriert er selbst die solistische Leistung seines Nachfolgers Anso Fiedler.

Auch Norbert Feibel (rechts) bekam zum Abschied einen großen Applaus des Publikums. Doch hier honoriert er selbst die solistische Leistung seines Nachfolgers Anso Fiedler.

Foto: Cornelia Jung

Mit dem Herbstkonzert kündigte Ulrike Hempelmann zu Beginn der Veranstaltung am vergangenen Sonntag in der Stadthalle ein „ganz besonderes“ an. Zwar bezog sie sich in erster Linie auf den Dirigentenwechsel, der sich sozusagen live auf der Bühne vor den Zuhörern vollzog, doch sie sollte noch in anderer Hinsicht Recht behalten. Es gab einige Überraschungen, aber die waren für Akteure als auch die treuen St. Ingberter Musikliebhaber durchaus positiver Natur.

Die meisten waren „Insider“ und wussten ja schon vor dem Konzert, auf was sie sich einließen. Sie mussten mit Norbert Feibel einen Dirigenten ziehen lassen, der mit den Musikern das vorwiegend ältere Publikum des Orchesters jedes Jahr im Frühjahr mit eher leichter Muse und am Jahresende mit klassischen Stücken erfreute. Seit 30 Jahren ist Feibel eine Institution und der Frontmann der städtischen Musiker. Einer mit Erfahrung, einem glücklichen Händchen nicht nur beim Dirigieren, sondern bei der Auswahl der Stücke und im kollegialen Umgang mit dem Orchester, und vor allem einer mit dem nötigen Humor. „In den drei Jahrzehnten haben wir 60 Konzerte unter ihm gespielt“, so Hempelmann, „das hat zuvor noch keiner unserer Dirigenten geschafft.“

Nun soll also mit Anso Fiedler ein anderer den Takt angeben und es war vom Anfang der Veranstaltung an keine Frage, dass er seine Sache mindestens genauso gut macht. Denjenigen, die sich ein Orchester ohne Feibel nicht vorstellen können, wurde gleich eingangs die „Angst“ genommen, indem es hieß, dass er das Orchester auch weiterhin unterstützen werde. Einmal dirigierte er und Fagottist Anso Fiedler war Solist, dann wiederum übernahm der „Neue“ und Feibel spielte in der letzten Reihe des Klangkörpers zwar nicht mehr „die erste Geige“, aber das Schlagwerk. Im Konzert wurde die „Stabübergabe“ von Feibel an Fiedler zelebriert. Dieser bekam einen großen Taktstock, einen, wie es ihn früher bei Hofe gegeben hatte. Spätestens da merkte man, dass da zwei auf Augenhöhe sind und vor allem zwei Musiker, die sich verstehen. Keine Spur von Traurigkeit, sondern ehrlicher Freude und wohl auch Erleichterung, dass das Publikum „mitspielte“. Sie kennen sich lange, haben gemeinsam musiziert. Auch dem Orchester war der neue musikalische Leiter nicht fremd. Als Mitglied des Staatsorchester und in St. Ingbert beheimatet, half er schon mehrere Male als Solist beim Orchester aus. Dieses wusste also, dass es mit Fiedler einen bekommt, der Kontinuität verspricht, Altbewährtes übernimmt, aber auch mal neue Töne (im Konzert) anschlägt.

Einige Gäste des Konzerts schauten ins Programm und hatten ein Wiedererkennen. Den Blumenwalzer von Tschaikowsky? Kennen wir. Die Ouvertüre D-Dur (das erste Stück mit dem Fiedler sich offiziell beim Publikum vorstellte) von Franz Schubert? Klingt vertraut. Doch die Air nostalgique von Ted Huggens? „Mir sagt nur das Air von Bach was. Mal seh‘n, was das jetzt wieder ist“, zeigte sich ein St. Ingberter etwas irritiert. Ganz zu schweigen von der Ouvertüre zu „Die Piraten von Penzance“ von Arthur Sullivan, Pavane op. 50 von Fauré oder ein „Meditation“ betiteltes Stück von Eric Coates. Man war gespannt. Und am Schluss restlos begeistert.

Die Freude darüber, dass ein neuer, so symphatischer Nachfolger gefunden wurde, ließ die „weinenden Augen“, von denen Hempelmann sprach, schnell trocknen. Wie Fiedler das „La donna e mobile“ aus Rigoletto von Verdi als Fagottist spielte, das hatte was. „Eigentlich wird das Stück ja gesungen, aber das kann man dem Anso Fiedler nicht auch noch zumuten. Dirigieren, spielen und noch singen“, sagte Feibel scherzhaft nach Fiedlers Soloeinlage, „er bleibt hier lieber beim Fagott.“ Und nun ja auch offiziell am Dirigentenpult.

 Während des Herbstkonzerts gab Norbert Feibel (rechts) den Taktstock des Städtischen Orchesters an seinen Nachfolger Anso Fiedler weiter. Foto: Cornelia Jung

Während des Herbstkonzerts gab Norbert Feibel (rechts) den Taktstock des Städtischen Orchesters an seinen Nachfolger Anso Fiedler weiter. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Ortsvorsteher Ulli Meyer hatte für den scheidenden Feibel ein Präsent dabei und würdigte ihn als „Großen“ des St. Ingberter Kulturlebens. Feibel trat zwar am Sonntag ab, aber ganz zum Schluss doch nochmal vor sein Orchester. Denn Fiedler wurde bei der Zugabe als Solist bei Julius Fuciks „Der alte Brummbär“ gebraucht. Und spätestens da hatte er sich mit Können und Charme in die Herzen aller gespielt.

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