Führung Öffentliche Führung durch Weisgerber-Ausstellung

St. Ingbert · Eine Ausstellung mit rund 70 Blättern aus der legendären Münchner Wochenzeitschrift „Jugend“ lässt vom 13. Mai bis 22. Juni im Kuppelsaal des St. Ingberter Rathauses die humoristische Seite im Werk des saarländischen Malers Albert Weisgerber (1878-1915) noch einmal aufleben. Es handelt sich bei den präsentierten Blättern nicht um die gezeichneten Originalvorlagen, sondern um gedruckte Seiten, wie sie der Leser der „Jugend“ damals in wöchentlich aktueller Ausgabe zu Gesicht bekam.

 Albert Weisgerbers Bild „Ungleiches Paar“.

Albert Weisgerbers Bild „Ungleiches Paar“.

Foto: Albert-Weisgerber-Stiftung

Weisgerber, dessen Geburtstag sich im April dieses Jahres zum 140. Mal jährte, gehörte zu den ersten Zeichnern des satirisch-humoristischen Unterhaltungsblatts. Den Illustrationsstil der Avantgardezeitschrift, die ihn über viele Jahre finanziell stützte, prägte er mit rund 500 Beiträgen maßgeblich mit. Weisgerber gehörte seit 1903 zur festen Stammmannschaft moderner Maler und Zeichner, die in ihren Karikaturen die Verschrobenheiten der Zeit aufs Korn nahmen. Ihre entlarvende Kritik richtete sich gegen die Verherrlichung und Überbewertung des Militärs, die Borniertheit und Aufgeblasenheit der Offiziere, gegen das ostelbische Junkertum ebenso wie das persönliche Regiment des Kaisers, gegen die Scheinmoral der Sittlichkeitsvereine und vor allem auch gegen die „Schwarzen“ und Kleriker, die im katholischen Bayern den Ton angaben. Die menschlichen Schwächen der Zeitgenossen nahm Weisgerber auf spitzbübische und liebevolle Weise ins Visier. Weisgerber verstand es dabei meisterlich, in wenigen schwungvollen Strichen die Selbstgefälligkeit und Borniertheit seiner Charaktere und Figuren unverhohlen darzustellen. Weisgerbers Karikaturen für die „Jugend“ dokumentieren nicht nur das große künstlerische Potenzial eines begnadeten Zeichners, sondern spiegeln zugleich auch noch ein äußerst interessantes Kapitel deutscher Zeitgeschichte.

Öffentliche Führungen durch die Ausstellung gibt’s jeweils am Donnerstag, 24. Mai und 7. Juni, um 16 Uhr. Die Ausstellung läuft bis 22. Juni im Kuppelsaal des Rathauses St. Ingbert. Geöffnet von Montag bis Mittwoch: 8 bis 16 Uhr, Donnerstag: 8 bis 18 Uhr Freitag: 8 bis 12 Uhr.Der Eintritt ist frei.

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