Oberwürzbacher wollen Mini-KlasseMinisterium: Keine erste Klasse an der Hasenfelsschule

Oberwürzbach. Eltern aus Oberwürzbach gehen auf die Barrikaden: Im Streit um die Einschulung der Erstklässler an der St. Ingberter Südschule (die SZ berichtete), deren Zweigstelle die Hasenfelsschule ist, spitzt sich die Lage zu

 Bürger aus Oberwürzbach ärgern sich darüber, dass es keine erste Klasse in der Grundschule am Hasenfels zum Schuljahr 2010/2011 geben soll. Foto: Becker & Bredel

Bürger aus Oberwürzbach ärgern sich darüber, dass es keine erste Klasse in der Grundschule am Hasenfels zum Schuljahr 2010/2011 geben soll. Foto: Becker & Bredel

Oberwürzbach. Eltern aus Oberwürzbach gehen auf die Barrikaden: Im Streit um die Einschulung der Erstklässler an der St. Ingberter Südschule (die SZ berichtete), deren Zweigstelle die Hasenfelsschule ist, spitzt sich die Lage zu. Die SPD-Fraktion im Ortsrat und mehrere Eltern haben in den vergangenen Tagen läuten hören, zum kommenden Schuljahr werde es in ihrer Grundschule keine erste Klasse geben. Die maximal zwölf Kinder des Stadtteils müssten vielmehr mit dem Schulbus an den Hauptstandort in St. Ingbert fahren. Während Schulleiter Herbert Buhr noch Gesprächsbedarf sieht, bestätigt das Bildungsministerium die Befürchtung (siehe Text unten). Am morgigen Donnerstag befasst sich der Bildungsausschuss des St. Ingberter Stadtrats mit dem Thema. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr und ist öffentlich.Wie ein Lauffeuer hat sich in Oberwürzbach die Nachricht verbreitet, die Hasenfelsschule bekomme keine erste Klasse. Für Christine Wolff, 36, ist das ein "Schlag ins Gesicht". Die Mutter hat ein "Kann-Kind", das aber nächstes Jahr starten soll. Bislang habe es bei Informationsveranstaltungen geheißen, die Hasenfelsschule bekäme definitiv eine Klasse, einige St. Ingberter Kinder müssten dafür mit dem Bus nach Oberwürzbach fahren. Verliert der Stadtteil seine Schule, sieht die Mutter mittelfristig schwarz für Oberwürzbach. Claudia Schmitt, 37, schließt sich an: "Für unsere Infrastrukur ist die Schule wichtig. Wer soll noch mit Kindern herkommen, wenn keine Schule im Ort ist?" Sie sei aus Ballweiler zugezogen, wo es heute weder Schule noch Bäcker gebe. Konrad Endres, 42, erinnert an die geplante Ganztagsbetreuung in der Hasenfelsschule. Ohne die künftigen Erstklässler gebe es dafür zu wenig Anmeldungen. Ihn ärgert, es werde im Schulstreit "hin und her argumentiert". Ob Kinder per Los von St. Ingbert zugeschlagen würden, sei einmal so, einmal anders erläutert worden. Gerade der Begriff "Losverfahren", meint Wolff, habe die Atmosphäre unter den Eltern massiv vergiftet. Silke Fuhrmann, 39, ist mit ihren Kindern nach der Grundschul-Reform nach Oberwürzbach gezogen. Ein Einschulen in St. Ingbert sei für sie zwar in Ordnung, aber sie halte das Verfahren nicht für richtig. Erst wenige Wochen vor dem neuen Schuljahr werde das Problem richtig angepackt. Esther Uhl, 32, kontert ein Argument von St. Ingberter Familien: Auch sie und ihr Mann seien beide berufstätig, hätten mithin die gleichen Sorgen. Die Eltern fordern eine Sonderregelung: Eine Miniklasse für Oberwürzbach.St. Ingbert. "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagte Herbert Buhr (Foto: SZ) gestern um die Mittagszeit. Der Leiter der St. Ingberter Südschule betonte, es gebe noch einigen Klärungsbedarf, wie die 71 Abc-Schützen für das kommende Schuljahr aufgeteilt werden. Verschiedene Lösungsvorschläge stehen nach seinen Worten im Raum. Die Option, dass alle Oberwürzbacher Erstklässler nach den Sommerferien in der Südschule unterrichtet würden, sei dabei eine. Buhr erläuterte weiter, er hoffe, der Bildungsausschuss werde am morgigen Donnerstag einen Weg finden, der für alle akzeptabel ist: "Da setze ich meine Hoffnungen hinein." Die Entscheidung über die Aufteilung der Schüler auf die Standorte der Südschule liegt letztlich aber bei ihm.Um so erstaunlicher die Pressemitteilung des Bildungsministeriums, die unsere Redaktion am Abend erreichte. Die Anfrage der SZ, wie sich das Ministerium der vertrakten Situation an der Südschule stelle, beantwortete Pressesprecher Erik Harms nämlich so: "Im kommenden Schuljahr wird an der Dependance Hasenfelsschule Oberwürzbach der Grundschule St. Ingbert Südschule in der Klassenstufe eins keine Klasse gebildet. Die zwölf Kinder, die an der Hasenfelsschule für die Klassenstufe eins angemeldet wurden, werden an dem Hauptstandort die Schule besuchen." Dies hätte der Schulleiter der Grundschule St. Ingbert Südschule, Herbert Buhr, "eigenständig und auf Grundlage der vorliegenden Fakten entschieden". Grundschulleiter sind angehalten, erläutert das Ministerium weiter, bei der Klassenbildung darauf zu achten, dass die Klassengrößen der Dependancen nicht allzu sehr von denen des Hauptstandortes abweichen. Zwölf Schüler an der Hasenfelsschule würden am Hauptstandort zu zwei Klassen mit je 29 oder 30 Schülern führen. Dies wäre aus pädagogischen Gründen nicht zu verantworten gewesen. Bildungsminister Klaus Kessler befürworte laut Pressemitteilung die Entscheidung des Schulleiters: "Nun besitzt die Grundschule die Möglichkeit, drei in etwa gleich große Klassen zu bilden. Mit 23 bis 24 Kindern liegen diese deutlich unter der Obergrenze von 29 Schülern." Weiterer Lösungsansatz wäre der freiwillige Gang von St. Ingbertern nach Oberwürzbach gewesen. Der Bustransfer, der die Schüler der Hasenfelsschule nach St. Ingbert Süd bringen werde, organisiere und finanziere die Stadt St. Ingbert. Ein Aus für die Hasenfelsschule sieht das Ministerium nicht. Die Entscheidung gelte nur für das Schuljahr 2010/2011. mbe

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