OB bleibt skeptisch in Sachen Wollspinnerei

St. Ingbert. Verbiegen will sich Hans Wagner ganz offensichtlich nicht. Auch als Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert macht er aus seiner Abneigung gegen das Projekt Baumwollspinnerei keinen Hehl

 Oberbürgermeister Hans Wagner (Zweiter von rechts) hat gestern die Redaktion besucht. Mit am Tisch (von links): Yvonne Handschuher (Redaktion), Pressesprecher Peter Gaschott, Michael Beer (Redaktion) und SZ-Regionalleiter Manfred Krause. Fotos: Cornelia Jung

Oberbürgermeister Hans Wagner (Zweiter von rechts) hat gestern die Redaktion besucht. Mit am Tisch (von links): Yvonne Handschuher (Redaktion), Pressesprecher Peter Gaschott, Michael Beer (Redaktion) und SZ-Regionalleiter Manfred Krause. Fotos: Cornelia Jung

St. Ingbert. Verbiegen will sich Hans Wagner ganz offensichtlich nicht. Auch als Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert macht er aus seiner Abneigung gegen das Projekt Baumwollspinnerei keinen Hehl. Seinerzeit hatte der Rohrbacher als Mitglied des Stadtrates im Einklang mit seinen Kollegen aus der Familien-Partei größte Bedenken gegen die Verbindung der Stadt mit dem einstigen Allein-Eigentümer Werner Deller (Public-Privat-Partnership) angemeldet. Mit einer breiten Mehrheit der damaligen Koalition und SPD-Fraktionären kaufte sich die Stadt dennoch ein, um gemeinsam mit Deller das denkmalgeschützte Gemäuer aus dem Dornröschenschlaf zu küssen und zu einem großen Kulturzentrum zu machen. Ein 14-Millionen-Euro-Vorhaben.Vor finanziellen Risiken warnte Wagner damals. Und er tut es auch noch heute. Dass beim Ankauf von knapp zwei Dritteln des Gemäuers in der städtischen Kalkulation mal eben Notar- und Grunderwerbskosten vergessen wurden, ist dabei Wasser auf seine Mühlen. Von einem "Kuckucksei" spricht der Verwaltungschef zu Gast in der Redaktion denn auch. Eine Finanzierungslücke von 419 000 Euro will geschlossen werden. Wagner: "Wir werden das Baumwolllager nicht kaufen. Damit sparen wir 150 000 Euro ein." Auch an anderer Stelle muss die Stadt auf die Finanzbremse treten, um die Summe zu finanzieren.

Und Wagner erinnert an die Folgekosten, an den Betrieb des Kulturzentrums, in dem neben dem Museum Teile der VHS, der Musikschule und die Kinowerkstatt untergebracht werden sollen. Ein Zuzug der Stadtbücherei ist nach den Worten des Verwaltungschefs erst einmal vom Tisch: "Sie ist in der Innenstadt besser aufgehoben." Wenn sich Wagner über die Kosten von Umbau und Betrieb der Wollspinnerei Gedanken macht, holt er aus, spannt einen gewagten Bogen von der Hamburger Elbphilharmonie über den vierten Pavillon in Saarbrücken bis zu Projekten in St. Ingbert, die Mehrkosten verursachten, wie etwa der Umbau des Gebäudes in der Fußgängerzone, das H&M beherbergt. "Für mich ist die Baumwollspinnerei ein Luxusprojekt" sagt Wagner. Die öffentliche Hand investiere zehn Millionen Euro. Geld, das er andernorts sinnvoller angelegt sähe, etwa in den Ausbau der Kindergarten-Infrastruktur.

Das "Leuchtturmprojekt" hat eine lange Geschichte. Schon Anfang der 1990er Jahre wurde in der Stadt eifrig über die Wollspinnerei und einen denkbaren Umzug des Museums Sankt Ingbert dorthin gesprochen. Konkret wurde es 2007. Der Stadtrat fällte eine Grundsatzentscheidung. Das Museum zog aus dem alten Landratsamt aus, sollte 2010 an neuer Stelle öffnen. Seither hat sich der Termin mehrfach verschoben. OB Wagner geht davon aus, dass die Eröffnung kommenden Herbst über die Bühne geht.

 Die Alte Baumwollspinnerei soll ein Kulturzentrum werden. OB Wagner bleibt kritisch.

Die Alte Baumwollspinnerei soll ein Kulturzentrum werden. OB Wagner bleibt kritisch.

Auch über das einen Steinwurf entfernte ehemalige Gefängnis spricht Wagner beim Redaktionsbesuch. Darüber, dass in der Verwaltung eine Anfrage vorliegt, dort eine Biosphären-Brauerei unterzubringen. Der OB hegt jedoch mehr Sympathie für eine andere Variante: "Es gibt Fraktionen, die dort gerne die Probenräume der Musikschule unterbringen würden. In der Baumwollspinnerei hätten wir Probleme mit der Akustik. Die ehemaligen Gefängniszellen hingegen sind akustisch entkoppelt." Das Gefängnis ist im Besitz des Landes. Bleibt die Frage der Finanzierung zu klären und die Meinung des Stadtrates einzuholen. Foto: XXX

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