Nur zwei von zehn kamen: Absage für Flüchtlings-Verkehrstraining

Rohrbach · Angemeldet hatten sich mehrere Flüchtlinge, um den deutschen Straßenverkehr kennenzulernen. Doch nur zwei kamen mit Rädern zur Jugendverkehrsschule – zu wenige für ein ordentliches Training. Ein neuer Termin muss her, eventuell sogar mit Dolmetscher.

 Mouayad Awad und Mohammad Al Masalmeh (von links) erschienen an der Jugendverkehrsschule Rohrbach mit Sabine Pink (rechts). Polizistin Isabelle Juraschek sagte das Training jedoch ab. Foto: Jörg Jacobi

Mouayad Awad und Mohammad Al Masalmeh (von links) erschienen an der Jugendverkehrsschule Rohrbach mit Sabine Pink (rechts). Polizistin Isabelle Juraschek sagte das Training jedoch ab. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Eigentlich hätten an diesem milden Herbsttag bis zu zehn Flüchtlinge auf dem Übungsplatz der Jugendverkehrsschule Rohrbach mit dem Rad ihre Runden drehen sollen. Sie hätten die Verkehrsschilder deuten gelernt, gesehen, wo und wann man auf das Vorfahrtsrecht achten muss und was es heißt, ein Rad verkehrssicher zu machen. Eigentlich. Denn neben der ehrenamtlichen Flüchtlingshelferin erschienen nur zwei Herren aus Syrien zum Treffpunkt. So kann Polizistin Isabelle Juraschek keinen Unterricht machen. Mindestens acht Teilnehmer sollten es schon sein. Sie erklärt: "Die Verkehrsteilnehmer müssen in der Dynamik sein, nicht statisch. Es braucht einen gewissen Verkehrsfluss, damit die Flüchtlinge an den Kreuzungen aufeinander treffen und reagieren."

Gespendete Räder brauchen Licht

Und noch etwas hindert die Polizistin: Die beiden Männer verstehen kaum Deutsch. So war das nicht geplant. Juraschek: "Die Verständigung ist wichtig. Bei der Polizeiinspektion St. Ingbert gibt es einen Dolmetscher ." Den könne die Gruppe beim nächsten Termin hinzunehmen. Die zwei Syrer ziehen von dannen.

Das Treffen offenbart ein Verständnisproblem in mehreren Dimensionen: Die Absprache zwischen Polizistin und Ehrenamtlerin hat nicht funktioniert. Die Flüchtlinge konnten kaum Deutsch. Und offenbar haben die nicht anwesenden Flüchtlinge , die sich zuvor in eine Teilnehmerliste eingetragen hatten, nicht die Verbindlichkeit des Termins verstanden. Für diese Treffen brauche es immer "eine individuelle Lösung", sagt Polizeihauptkommissar Clemens Gergen, der Leiter der Jugendverkehrsschule. In den meisten anderen Kommunen im Saarland habe man mit Übersetzern gearbeitet. Ganz häufig ging dort die Initiative allerdings von der Stadtverwaltung aus. "Die haben den Überblick über die Flüchtlinge , die ankommen und untergebracht werden müssen. Und in dem Zuge taucht auch die Frage der Mobilität auf", sagt er. In der Regel sei das Fahrrad das naheliegendste und günstigste Verkehrsmittel, um die Flüchtlinge mobil zu machen. Deren Fahrerlaubnis gelte nicht in Deutschland und zudem seien die meisten mittellos. Ihre Drahtesel erhielten sie über Spenden. Und da ist der Polizeihauptkommissar schon bei einem anderen wichtigen Thema: verkehrssichere Räder. Das seien viele nämlich nicht, nachdem sie womöglich Jahre im Keller verbracht und ihren Weg über hilfsbereite Spender zu Flüchtlingen gefunden haben. Vor allem "lichttechnische Einrichtungen und Reflektoren" sollten an den Rädern sein. Daher richtet er einen Appell an alle Spender: Wer ein Rad mit gutem Gefühl einem Flüchtling geben möchte, sollte es zuvor auf Verkehrssicherheit prüfen. Oft könne ein Fahrrad schon mit einer kleinen Investition wiederhergerichtet werden. Auch batteriebetriebene Lampen seien seit 2013 erlaubt. Die bekomme man oft für zehn bis 20 Euro.

Wer als Ehrenamtler den Übungsplatz der Jugendverkehrsschule mit Flüchtlingen nutzen möchte, kann dies problemlos am Wochenende oder wochentags nach Absprache mit Isabelle Juraschek, Tel. (0 68 94) 5 39 23.

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