Krötenwanderung Das große Wandern am Glashütter Weiher

Rohrbach · Der Nabu St. Ingbert und seine freiwilligen Helfer begleiten die Wanderung der Amphibien am Weiher in Rohrbach.

 Das Gros der Amphibien in Rohrbach sind Erdkrötenpaare wie dieses.

Das Gros der Amphibien in Rohrbach sind Erdkrötenpaare wie dieses.

Foto: Barbara Böhme

Der Glashütter Weiher in Rohrbach ist für Erdkröten eines der wichtigsten Laichgewässer im Saarpfalz-Kreis. Auf Initiative der Ortsgruppe St. Ingbert des Naturschutzbundes (Nabu) gibt es hier seit zehn Jahren einen Krötenzaun. Längst hat sich alles eingespielt:

Anfang März errichten Mitarbeiter des städtischen Bauhofes von St. Ingbert die Barriere zwischen dem West-Damm des Weihers und der Fischerhütte. Die wandernden Amphibien laufen auf der Suche nach einem Durchlass am Zaun entlang und fallen in im Boden eingegrabene Eimer. In diesem Jahr wurde der Zaun vergangenen Donnerstag aufgebaut. Die Kröten kamen aber witterungsbedingt erst am Freitag. Die Betreuung des Zaunes übernehmen Freiwillige. Auf der Liste des Nabu stehen derzeit 21 Helfer, die die Eimer frühmorgens und nach der Abenddämmerung leeren und die Molche, Kröten und Frösche über die Straße zum Weiher bringen. Die Ehrenamtlichen arbeiten in Schichten. Ihr Ziel: Möglichst viele Tiere vor dem Tod retten.

 Vergangenes Jahr zählten die Helfer am Glashütter Weiher 15 dieser Bergmolche.

Vergangenes Jahr zählten die Helfer am Glashütter Weiher 15 dieser Bergmolche.

Foto: Barbara Böhme

Am vergangenen Samstagabend häuften sich in den Eimern der Retter knapp 400 Amphibien, wie der Nabu bei Facebook meldete. Doch das ist nur der Anfang einer Massenbewegung: 2017 zählten die Naturschützer hier 8209 Erdkröten, 34 Fadenmolche, 15 Bergmolche, 2 Teichmolche und 17 Grasfrösche.

Sobald im März die Nachttemperaturen zehn Grad nicht mehr unterschreiten, erscheinen die Tiere innerhalb weniger Tage massenhaft in der Umgebung ihrer Laichgewässer. Sie haben ihre Winterquartiere verlassen, um sich fortzupflanzen. Bei ihren seit Urzeiten stattfindenden „Hochzeitswanderungen“ handelt es sich um ein weitgehend verborgenes, für den Menschen unsichtbares Spektakel. Meist legen die Amphibien nicht mehr als fünf Kilometer zurück.

Dafür müssen die äußeren Bedingungen stimmen: Kühlere Temperaturen führen zur Unterbrechung der Wanderungen. Die Kröten suchen frostfreie Verstecke auf und verharren in der Erde bis wärmere Nächte wieder eine Fortsetzung der Wanderung zulassen.

Kommen sie im Laichgewässer an, wird das Fortpflanzungsgeschäft recht schnell erledigt. Nach zwei bis drei Wochen treten die Tiere den Rückweg in ihre Sommerlebensräume an und suchen für den Rest des Jahres keine Gewässer mehr auf.

Die Wanderungen von Kröten, Fröschen und Molchen sind für den Fortbestand der Arten unverzichtbar. Doch: Für die Tiere sind sie oft lebensgefährlich, jedes Jahr fordern die Wege unzählige Opfer. Ohne jede Absicht gehen die größten Gefahren dabei vom Menschen aus. Wegen ihrer langsamen Fortbewegung und ihres großen Aktionsradius sind insbesondere Erdkröten in hohem Maße durch den Straßentod gefährdet.

Todesursachen sind nicht nur das direkte Überrollen durch Autoreifen. Auch der Strömungsdruck der Autos auf die Fahrbahn kostet viele das Leben. Äußerlich scheinbar unverletzt sitzen die Opfer regungslos auf der Fahrbahn. Ihre inneren Organe sind durch den Überdruck jedoch geschädigt, ein langsames Sterben setzt ein. Auch hier ist Tempo 30 eine bedeutende Obergrenze, der Strömungsdruck bei dieser Geschwindigkeit lässt die Tiere eben noch unbeschadet. An die Autofahrer appelliert der Nabu daher, auf Straßen und Wegen mit Amphibienwanderungen Tempo 30 möglichst nicht zu überschreiten und generell Rücksicht auf die Tiere zu nehmen.

In Anbetracht mehrerer Tausend zu schützender Tiere bittet die Nabu-Ortsgruppe St. Ingbert um Unterstützung durch weitere ehrenamtliche Helfer. Interessenten werden gebeten, sich zu melden. Wer mitmachen will, kann an einem Termin seiner Wahl – morgens ab 8 Uhr oder abends ab 20.30 Uhr – in Begleitung eines erfahrenen Zaunbetreuers mithelfen.

Das eigentliche Einsammeln der Tiere dauert in der Regel nicht länger als zwei Stunden. Die erforderliche Ausrüstung besteht aus wetterangepasster, zum Bücken und Knien geeigneter Kleidung, Arbeitshandschuhen und einem mittelgroßen Eimer. Bei den Abendtouren sind eine Taschenlampe und eine Warnweste unerlässlich.

Um Anmeldungen wird gebeten per E-Mail unter der Adresse info@nabu-st-ingbert.de.

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