Mit Kunststoffdeckel gegen Kinderlähmung

St Ingbert · In St. Ingbert machen schon viele mit: Sie sammeln Kunststoff-Flaschenverschlüsse. Die werden recycelt und mit dem Geld Impfdosen gegen Kinderlähmung bezahlt. Auch im Rathaus steht eine Sammeltonne.

 Auch die Stadt St. Ingbert unterstützt die Sammel-Aktion des Rotary-Clubs mit einer im Rathaus aufgestellten Tonne. Diese, randvoll mit Kunststoffdeckeln, wurde von OB Hans Wagner (links) und Toni Schuster nun erstmals geleert. Foto: Cornelia Jung

Auch die Stadt St. Ingbert unterstützt die Sammel-Aktion des Rotary-Clubs mit einer im Rathaus aufgestellten Tonne. Diese, randvoll mit Kunststoffdeckeln, wurde von OB Hans Wagner (links) und Toni Schuster nun erstmals geleert. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Bereits vor zwei Jahren hatten einige deutsche Rotary-Clubs die Idee, Flaschenverschlüsse und Verschlüsse von Milch- oder Saftpackungen zu sammeln, die aus hochwertigem Kunststoff bestehen, um sie gegen ein Entgelt an Recyclingbetriebe zu verkaufen. 500 der bunten Deckel entsprechen etwa einem Kilo und von deren finanziellem Erlös wiederum kann eine Impfdosis gegen Kinderlähmung gekauft werden.

In Deutschland gilt diese Krankheit als ausgerottet, in drei Regionen der Welt gibt es sie aber noch. Das Besondere an der Sammelaktion ist, dass keiner, der Gutes tun will, dafür Geld in die Hand nehmen, sondern lediglich aufmerksam Abfall, der sonst komplett im Gelben Sack verschwindet, trennen muss. Die Kampagne des Serviceclubs "500 Deckel für ein Leben ohne Kinderlähmung " findet seit Juni nun auch in St. Ingbert statt. Und nicht etwa der Rotary-Club machte auf die Aktion aufmerksam, sondern eine Lehrerin des Beruflichen Bildungszentrums, die davon aus den Medien erfuhr und die Idee Klasse fand. Die wollte sie mit ihren Schülern auch unterstützen und ging auf die St. Ingberter Rotarier zu. Die fanden ebenfalls Gefallen daran und holten sich die Albertus-Magnus-Schulen und das BBZ mit ins Boot. Erst knapp vor den Sommerferien in St. Ingbert initiiert, kamen bis dahin schon beträchtliche Mengen zusammen. Auch außerhalb des Schulbetriebs wollten sich viele St. Ingberter an der Sammlung der bunten Kunststoffdeckel aus hochverdichtetem Polyethylen (HDPE) oder Polypropylen (PP) beteiligen, so dass Oberbürgermeister Hans Wagner mit dem Aufstellen einer Sammeltonne im Foyer des Rathauses diese Anti-Polio-Aktion unterstützt.

Bisher 250 000 Deckel

Vor allem Kinder und Jugendliche verfielen dem Sammelfieber, mehrere große Säcke konnten schon mit den Deckeln, gefüllt werden. Wie Rotarier Toni Schuster beim Leeren der Tonne in der vergangenen Woche sagte, sei bisher rund eine halbe Tonne recyclingfähiges Material zusammengekommen. Das sind zirka 250 000 Kunststoffdeckel, mit deren Verkauf 500 Impfdosen beschafft werden können. Selbst die Kleinsten der Kita Oberwürzbach kamen mit Stolz, um ihren Plastik-Schatz, immerhin 5916 Deckel, persönlich abzugeben. In einigen Altenheimen wird ebenfalls schon kräftig gesammelt. Auch wenn unter den Schulen im Dezember die gestaffelte Belohnung, je nach Sammelwut, in Höhe von insgesamt 2000 Euro vom St. Ingberter Rotary-Club übergeben wird, geht das Sammeln danach weiter.

Die Tonne im Rathaus wurde kürzlich geleert und kann wieder eifrig gefüllt werden. Einer der Recyclingbetriebe, die das Plastik-Material ankaufen, ist Remondis. Dort wird normalerweise der kunterbunt gemischte Inhalt der Gelben Säcken angeliefert und in der Sortieranlage das stofflich noch zu verwertende vom qualitätsbedingt nicht mehr recyclingfähigen Material getrennt. "Im Rahmen dieser sehr schönen Aktion von Rotary übernehmen die teilnehmenden Bürger für den guten Zweck also einen Teil der Aufgaben der Sortieranlage, so dass der Ertrag für eine Polio-Schutzimpfung gespendet werden kann", sagte Remondis-Pressesprecher Michael Schneider.

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