Kunstretter für den öffentlichen Raum

St Ingbert · Kunst findet sich auch in St. Ingbert an vielen Plätzen. Doch nicht immer wird sie gepflegt. Umso wichtiger war jetzt ein Ortstermin, bei dem der Zustand von Kunstwerken begutachtet wurde.

 Akteure des Heimat- und Verkehrsvereins, der Bauhütte der Pfalz und der Pfarrei, Pfarrer Sturm, Konrad Weisgerber und Klaus Daub (von links) wollen dafür sorgen, dass Kunst im öffentlichen Raum erhalten bleibt. Für das Wegekreuz von August Deppe am Gütterwieschen könnte es zu spät sein. Foto: Cornelia Jung

Akteure des Heimat- und Verkehrsvereins, der Bauhütte der Pfalz und der Pfarrei, Pfarrer Sturm, Konrad Weisgerber und Klaus Daub (von links) wollen dafür sorgen, dass Kunst im öffentlichen Raum erhalten bleibt. Für das Wegekreuz von August Deppe am Gütterwieschen könnte es zu spät sein. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Es gibt in St. Ingbert Kunstwerke im öffentlichen Raum, die nimmt man als solche gar nicht mehr wahr. Sei es, weil sie zur Gewohnheit geworden sind oder weil sie so desolat sind, dass man gar nicht mehr hinschauen mag. Selbst wenn die Passanten den Blick heben oder ihn beispielsweise auf eine Heiligenfigur richten, wissen sie meist nicht, wer der Künstler ist.

Die Kunstwerke, in diesem Fall exemplarisch jene des Homburger Künstlers August Ludwig Deppe, wieder ins Bewusstsein der St. Ingberter zu rücken, haben sich der Heimat- und Verkehrsverein, die Bauhütte der Pfalz und die Pfarrei zur Aufgabe gemacht. Deppe, geboren 1925 und gestorben 2005, hat in der Mittelstadt zwischen 1955 und 1965 eine stattliche Anzahl sakraler Kunstwerke geschaffen. Unter ihnen zehn Kirchenfenster und den Josefsaltar in St. Pirmin und zwei Mosaiken im zugehörigen ehemaligen Kindergarten. Die Mariensäule vor der Kirche Herz Mariae stammt von ihm und auch die Seitenfenster, das Altarbild, der Kreuzweg und der Taufstein im Inneren des Gotteshauses sowie die Fenster und Wandmalereien im nahegelegenen Stadtranderholungsheim.

Desweiteren schuf er die Barbarastatue im oberen Josefstal, einige Wegekreuze und fünf Mariendarstellungen als Mosaikbilder, die sich unter anderem am Mathildenstift, wo der Künstler selbst einige Zeit lebte, oder auch am alten Hallenbad befinden. Der Taufstein in St. Konrad und das Wandbild und -mosaik sowie die Betonglasfenster an der Leichenhalle in Hassel tragen ebenso seine Handschrift. "Die Werke sind überall in der Stadt. In ihnen spiegelt sich der Zeitgeist zum Augenblick ihres Entstehens", sagt Architekt Klaus Daub beim Treffen am Wegekreuz aus Terrazzo und Stahlbeton Im Gütterwieschen, das, wie er sagt, in einem "mitleidserregenden Zustand" ist. Ihm stelle sich die Frage, ob es sich um einen Gebrauchsgegenstand handele, der vergammeln könne, oder aber um einen Zeitzeugen, der Denkmalschutzstatus erfahren solle.

Da gingen die Meinungen auseinander, so Daub. Beim Jesus Am Gütterwieschen, bei dem schon Betonteile abgefallen sind, habe man aber auf jeden Fall eine Verkehrssicherungspflicht. Dies sei auch der Grund, weshalb ihn der Bauhof umzäunt habe. Man wolle den Leuten den Verfall dieser Kunst bewusst machen. Der Verfallszustand des Kreuzes Am Gütterwieschen ist weit fortgeschritten. Sein Schicksal wollen die Akteure den anderen Deppe-Kunstwerken ersparen. "Wir wollen eingreifen, bevor auch die nicht mehr zu retten sind", sagt Pfarrer Andreas Sturm, der auch um Spenden für die Sanierung wirbt. "Das wird unser Projekt", sagt Daub als Vertreter der Zeche Ingobertus der Bauhütte der Pfalz. Von den Kollegen der Bauhütte sei die Idee gekommen, das Kreuz, eventuell mit eingebauten Sichtfenstern, zu umhausen und so spektakulär darauf aufmerksam zu machen.

Während die Mosaiken Deppes mit bescheidenen Mitteln in die Zukunft hinübergerettet werden könnten, seien Statuen und Wegekreuze in ihrer Aufarbeitung anspruchsvoller. Bemerkenswert sei, dass in keiner kirchlichen Finanz-Aufstellung der damaligen Zeit ein Kaufbeleg existiere. Man gehe davon aus, dass private Stifter und Vereine den Künstler bezahlt haben. "Man darf die Werke aber nicht nur unter künstlerischen Aspekten sehen", meint Konrad Weisgerber, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV). "Darin ist auch die katholische Jugendbewegung der 50er und 60er Jahre dokumentiert." Einige der Kunstwerke seien provokant, und gemessen an ihrer Entstehungszeit ultramodern. So sei der Kreuzweg in Herz Mariae für damalige Verhältnisse aus dem Rahmen gefallen, wie Artur Klein, der demnächst eine Führung auf den Spuren des Künstlers durch St. Ingbert anbietet.

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Die Führung zu den Kunstwerken August Ludwig Deppes findet am Samstag, 27. Mai, statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Kindergartenkirche St. Pirmin. Wer für den Erhalt der Deppe-Kunst spenden möchte kann dies über das Konto der Kirchenstiftung Herz Mariae unter Angabe des Verwendungszweckes "August Deppe" tun.

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