Kreiskrankenhaus war falsche Adresse

St Ingbert · Ein Kind hat sich in den Abendstunden bei einem Spielunfall verletzt. Auf die Frage, wo das Kind behandelt werden kann, gibt es für viele Eltern in St. Ingbert eine schnelle Antwort: Im Kreiskrankenhaus. Doch die Klinik in der Elversberger Straße ist in solchen Fällen keineswegs die richtige Hilfsadresse.

 Das Kreiskrankenhaus ist für die St. Ingberter Anlaufstelle in vielen medizinischen Notfällen. Um die kranken Kleinen kümmern sich aber meist die spezialisierten Kinderkliniken. Fotos: Cornelia Jung

Das Kreiskrankenhaus ist für die St. Ingberter Anlaufstelle in vielen medizinischen Notfällen. Um die kranken Kleinen kümmern sich aber meist die spezialisierten Kinderkliniken. Fotos: Cornelia Jung

 Viele Abteilungen, doch keine von ihnen war für den Kinder-Notfall zuständig.

Viele Abteilungen, doch keine von ihnen war für den Kinder-Notfall zuständig.

. Was macht eine Oma, deren vierjähriges Enkelkind sich in St. Ingbert beim Spielen verletzt hat und dessen Nase stark blutet? Im besten Fall ist ein niedergelassener Allgemeinmediziner in der Nähe, der sich der Verletzungen annimmt. Doch an einem späten Dienstagnachmittag war alle Arztpraxen bereits zu. Zum Glück gibt in der Mittelstadt ja auch noch ein Krankenhaus, in dem man prompte Hilfe bekommen kann. So dachte auch die St. Ingberterin, die nach dem Spielplatz-Unfall direkt ins Kreiskrankenhaus in die Elversberger Straße eilte.

Hier stellte sie das Kind an der Information im Erdgeschoss vor. Zunächst lief alles wie erwartet. Sofort kam eine Krankenschwester - sogar mit einem Rollstuhl. Dann folgte die Rücksprache mit einem Dienst habenden Hals-Nasen-Ohren Arzt. Was nun passierte, machte die Großmutter ratlos. Denn statt sich die Verletzung des Kindes genauer anzusehen, wurde die Familie vom Kreiskrankenhaus in die Kinderklinik Kohlhof verwiesen. Aus Sicht der besorgten Angehörigen ein doppelter Schock: Wieso ist man in Neunkirchen zuständig? Und wie kann man das empfehlen, ohne dass der Arzt den kleinen Patienten überhaupt gesehen hatte?

"Das war ein Fehler", bedauert man im Kreiskrankenhaus. Geschäftsführer Wolfgang Steil und Dr. Roland Klass, Chefarzt in der HNO-Hauptfachabteilung des Kreiskrankenhauses, waren aber auch dankbar, von der SZ auf den Vorfall hingewiesen worden zu sein. Denn solche Hinweise würden dem Qualitätsmanagement der Gesundheitseinrichtung dabei "helfen, die internen Abläufe zu verbessern". Klass, der an dem betreffendem Tag um diese Zeit selbst nicht im Dienst war, kann nachvollziehen, dass sich Familienangehörige in solch einer Situation überfordert fühlen. Kommunikation sei dann umso wichtiger. Zumal der Arzt die Klinik im Umgang mit den Patienten für vorbildlich hält: "Hier wird der Patient als Partner wahrgenommen."

Doch wie verhalten sich Eltern mit Kindern in einem ähnlichen Notfall richtig? "Am besten ist es immer, in der Zeitung nachzuschlagen, wer Dienst hat", so Klass, "oder man ruft im Krankenhaus an." Jeden Tag gebe es einen HNO-Notdienst, der Bagatellfälle schnell behandeln kann, doch in der Zeitung stünden nur die Wochenend-Notdienste. "Das verunsichert die Leute", meint der Arzt. Zumal er weiß, dass Menschen im Verletzungsfall in einem emotionalen Zustand seien, der nicht immer rationales Denken zulasse. Sich dann noch eins der drei Belegkrankenhäuser zu merken, die im konkreten Fall zu einer bestimmten Zeit zuständig sind, könne nicht vorausgesetzt werden.

Dass sich eine Krankenschwester die Patienten anschaue, dem Arzt vom Zustand des Patienten berichtet, der dann die weitere Vorgehensweise festlege, sei aber nicht unüblich. "Doch die Oma hat sich wohl abgeschoben gefühlt", so Klass, "wir möchten aber schon zeigen, dass wir die Menschen ernst nehmen." Steil und Klass bieten der Frau das Gespräch an. "Sie soll sich bei uns melden", so die beiden Mitarbeiter des Krankenhauses, "schließlich wollen wir eine erfolgreiche Anlaufstelle für Patienten sein."

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