Kolumne Ein Empfang ganz im Trend

Der Neujahrsempfang in der St. Ingberter Stadthalle hat vielleicht nicht alle, aber doch viele Erwartungen erfüllt. Geselligkeit und Geschäfte, Genuss und Garderobe. Für jeden was dabei. Und auch zwei Fragen, die die Gäste mit ihrer Einladungskarte im Gepäck hatten, fanden zum Jahresauftakt Antworten.

Kolumne von Manfred Schetting zum Neujahrsempfang
Foto: SZ/Robby Lorenz

Die eher gesellschaftlich Interessierten wollten wie immer wissen, was der Vorsitzende von Handel und Gewerbe für Klamotten trägt. Nico Ganster konnte dieser Neugier schick, aber nicht übertrieben spektakulär standhalten. Als Trendsetter erwies sich Ganster dennoch, wenngleich diesmal nicht in Sachen Mode, sondern in Sachen Sprache. Und das nicht nur, weil sich der H&G-Chef unverändert bemüht, den sperrigen Begriff Citycommitment den Leuten zu erklären. In seinen Redebeiträgen brachte Nico Ganster so ganz nebenbei zwei besonders trendige Wörter unter. Bei der Fußgängerzone war von der Guideline die Rede, was übersetzt so viel wie Richtung oder Richtschnur bedeutet. Und das in Bau befindliche Geschäftshaus P43 habe das Zeug zur Landmark. Wahrzeichen hätte es aber auch getan.

Auch an anderer Stelle zeigte Nico Ganster, dass er mit Trend-Themen umgehen kann. So kam er von einem Foto, das eine Neuansiedlung auf dem Drahtwerk-Nord-Areal zeigte, ziemlich schnell auf die Deutsche Umwelthilfe zu sprechen. Dieser Verein drohe mit seiner Dieseljagd eine ganze Branche in Grund und Boden zu stürzen. Dem so erklärten Kampf gegen Wirtschaftsfeindlichkeit wollte sich dann auch der Oberbürgermeister nicht verschließen. Die Umwelthilfe wolle jetzt auch noch das Silvesterfeuerwerk verbieten, bemerkte er. Zum Glück haben die Umweltaktivisten bisher nur Großstädte und Ballungsräume, aber noch nicht nachhaltige Mittelstädte im Visier.

Neujahrsempfang-Frage Nummer zwei kam von den politisch Interessierten. Die waren nämlich gespannt, wie Hans Wagner zu Beginn des Kommunalwahljahres das gesellschaftliche Großereignis in der Stadthalle als Wahlkampfauftakt nutzen würde. Der zu weiteren Amtsjahren bereite Oberbürgermeister wählte auf der großen Bühne bekannte Themen und klare Kante. Auch in den kommenden Wochen wird Wagner wohl nicht müde werden, die Baumwollspinnerei als von ihm schon lange befürchteten Skandal und die finanzielle Lage der Stadt als mit Geschick erzeugten Neidfaktor darzustellen. Ob die eher zurückhaltende Resonanz im Saal auf solche Feststellungen Vorbehalte, Nachdenklichkeit oder nur große Aufmerksamkeit ausdrückte, blieb offen.

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