Lesung Kindheit: Aufbruch in eine andere Lebenswelt

Homburg/St. Ingbert · Der Publizist Ralph Schock las in der St. Ingberter Stadtbücherei

 Der Literaturkritiker Ralph Schock las beim Literaturforum.

Der Literaturkritiker Ralph Schock las beim Literaturforum.

Foto: Sonja Colling-Bost

() Weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus hat sich Ralph Schock als Literaturwissenschaftler, Publizist und Literaturredakteur des SR in der Kultur- und Literaturszene einen Namen machen können. Ein großes Publikum hatte sich in der Stadtbücherei St. Ingbert eingefunden, wo er auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) sein literarisches Debüt mit dem Titel „Kaffeeschmuggler und Steckdosenmäuse“ präsentierte.

Ralph Schocks belletristisches Debütwerk versammelt eine Fülle bemerkenswert komponierter „Erinnerungsbruchstücke“ aus einer Zeit, in der Klicker (Murmeln) und nicht Klicks zählten. Der mittlerweile im Ruhestand agierende Literaturredakteur hat seine Kindheit nicht als Geschichte aufgeschrieben, sondern in Form von Miniaturen. Er lässt die Zuhörer in Schubladen stöbern, deren Kapitelüberschriften wie Etiketten wirken. Manche dieser Vignetten umfassen nur einen einzigen Satz, und kein Kapitel ist länger als zwei Seiten. Der kindliche Ich-Erzähler wirkt dabei wie ein von außen kommender fremder Zeitzeuge, er nimmt wahr, ohne zu verstehen, gibt lapidar wieder, ohne auszuschmücken oder zu bewerten. Alle Miniaturen sind vorbehaltlos vergegenwärtigt und kommen mit einer Unschuld daher, wie sie nur Kindern zu eigen sein kann.

Der Bogen des Erzählten spannt sich von der Demütigung im Dorfladen, von der Hausschlachtung bis hin zu zarten Aussagen über aufkeimende erste Liebe oder vom „Tag X“, an dem der Vater endlich die Zeltplane vom goldfarbenen Volkswagen abzieht, der nun „das alte Cremeschnittchen“ ersetzt. Mit einsetzender Pubertät bricht der Autor ab, ein Gefühl des Aufbruchs in andere Lebenswelten keimt auf.

Am Mittwoch, 18. April, kommt im Rahmen der Literaturtage im Saarland eine Begegnung Lothar Quinkenstein aus Berlin an, der seinen Bilderbogen „Die Deckelmacher“ vorstellen wird. Am Mittwoch, 2. Mai, wird es einmal wieder um mundartlich gestaltete Texte gehen: St. Ingberter Autoren (Manfred Kelleter, Peter Wilhelm und Albrecht Zutter) präsentieren ihre Werke und lassen mit Esther Dewes und Axel Kerber auch besondere Gäste zu Wort kommen.

Am Donnerstag, 24. Mai, kommt der im Saarland geborene Zeit-Redakteur Matthias Stolz nach St. Ingbert. Er hat die Rubrik „Deutschlandkarte“ und den Begriff „Generation Praktikum“ erfunden.

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