Käfer raubt Fichten den Lebenssaft

St Ingbert · Der Buchdrucker, der zu der Gruppe der Borkenkäfer gehört, ist nur vier bis fünf Millimeter klein, doch er kann Schlimmes anrichten: Durch sein Wirken wird die Wasser- und Nährstoffzufuhr des Baumes unterbrochen, er trocknet aus und stirbt innerhalb weniger Wochen ab.

 Förster Michael Weber zeigt einen Baum, der von vielen Buchdruckern besiedelt ist. Foto: ywi

Förster Michael Weber zeigt einen Baum, der von vielen Buchdruckern besiedelt ist. Foto: ywi

Foto: ywi

Buchdrucker heißt das vier bis fünf Millimeter kleine Tierchen, das mit tausenden seiner Kollegen derzeit dafür sorgt, dass im St. Ingberter Wald, genauer gesagt im Wald am Betzental, zirka 70 Fichten abgeholzt werden müssen. Ein Teil davon ist schon gefallen. Grund genug, sich mit dem zuständigen Förster Michael Weber in besagtem Waldstück zu treffen, und die Bevölkerung darüber zu informieren, warum diese Bäume fallen müssen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es immer wieder Bürger gibt, die den Förstern unterstellen, "sinnlose Kahlschläge" vorzunehmen (wir berichteten).

Die Buchdrucker, so erklärt es Michael Weber vor Ort, gehören zu der Gruppe der Borkenkäfer. Und auch wenn sie sehr klein sind, können sie an Bäumen, genauer gesagt überwiegend an Fichten, Schlimmes anrichten. "Das Buchdrucker-Männchen geht in den Baum und legt dort eine so genannte Rammelkammer an. Über Lockstoffe, sogenannte Pheromone, werden dann die Weibchen angezogen," erklärt der Förster. Wenn die Larven erst geschlüpft sind, fressen diese den Bast des Baumes, also das lebende Gewebe unter der Borke, so der Experte weiter.

Entfernt man vorsichtig die Rinde vom toten Baum, sieht man, dass das Fraßbild der Käfer auf der Innenseite wie ein aufgeschlagenes Buch aussieht - deswegen heißen die Käfer auch Buchdrucker.

Der Effekt: Die Wasser- und Nährstoffzufuhr am Baum wird damit unterbrochen. Der Baum trocknet aus und stirbt je nach Befallsintensität innerhalb von vier bis sechs Wochen ab. Michael Weber informiert, dass je nach Größe des Baumes schon mal mehrere 10 000 Käfer einen Baum belagern können - eine Massenpopulation, wenn auch noch die Generation der Larven direkt im ersten Jahr wieder Eier legt.

Da der Saarforst laut einer sogenannten FSC-Zertifizierung keine Chemikalien einsetzen darf, muss sofort gehandelt und befallene Bäume umgehend abgeholzt werden.

Das gefällte Nadelholz wird dann verkauft und an die Sägeindustrie geleifert. So entstehen aus den Bäumen zum Beispiel Holz-Paletten. "Das Käferproblem hat auch etwas mit dem Klimawandel zu tun", erklärt der Förster.

Der Borkenkäfer und somit auch der Buchdrucker profitiert von den wärmeren Sommern, sie überleben zahlreich den Winter und gehören damit zu den gravierendsten Forst-Schädlingen in unseren Wäldern.

Traurig macht Michael Weber dabei, dass die Baumstämme ihre "Zielstärke" noch nicht erreicht haben: "Die Bäume hätten noch gut 20 bis 30 Jahre stehen können". Dann wären sie für die Holzindustrie wertvoller als jetzt.

Wenn man die betroffenen Fichten nicht so schnell wie möglich abholzt, läuft man Gefahr, dass der Käfer sich noch weiter ausbreitet und noch gesunde Fichten im Umkreis befällt. Sind die Bäume erst mal alle abgeholzt, heißt es, neue zu pflanzen. Hier schwebt Michael Weber ein "stabiler Mischwald" vor, der "dem Klima Paroli bietet". Reine Fichtenbestände seien in unseren Wäldern inzwischen zu anfällig.

Die preiswertere und natürliche Variante wäre, dass sich die kahle Fläche über die angrenzend stehenden Bäume eigenständig verjüngt. So stehen ältere Buchen und Douglasien, die über den Abwurf ihres Samens für Nachkommen sorgen könnten, am Rand der nunmehr kahlen Fläche.

Allerdings kann das ein paar Jahre dauern. "Kann sein, dass das die Bevölkerung beunruhigen würde", sagt Weber. So oder so - abschließend stellt er fest: "Ein Wald braucht Zeit."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort