Podiumsdiskussion Juristenrunde: Was bringt die Zeit hinter Gittern?

St. Ingbert · Schauspieler Steffen Schroeder las aus seinem Buch und berichtete über seine Arbeit als Vollzugshelfer langjährig Inhaftierter.

 Autor und Schauspieler Steffen Schroeder gab mit seiner Buchlesung den Anlass für die Podiumsdiskussion „Knast – warum?“, unter anderem mit Stephan Toscani, Guido Britz und Pascal Jenal (von links).

Autor und Schauspieler Steffen Schroeder gab mit seiner Buchlesung den Anlass für die Podiumsdiskussion „Knast – warum?“, unter anderem mit Stephan Toscani, Guido Britz und Pascal Jenal (von links).

Foto: Cornelia Jung

Tom Kowalski ermittelt im Fernsehen als Kriminaloberkommissar in der „SOKO Leipzig“. Am Montagabend war dessen Darsteller Steffen Schroeder zur Lesung seines Buches „Was alles in einem Menschen sein kann“ im Sudhaus in St. Ingbert. „Nun schreibt er auch noch“, werden einige denken, doch der 1974 geborene Schauspieler kam auf Einladung der Rechtsanwaltskanzlei Abel und Kollegen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kanzlei mal anders“, weil er, außerhalb des Schauspielerberufs, in seinem „Begegnung mit einem Mörder“ untertitelten Buch aus seiner ehrenamtlichen Arbeit als Vollzugshelfer berichtet.

Seine Erzählung diente als Anstoß für die sich anschließende Podiumsdiskussion unter dem Titel „Knast- warum?“. Bei dieser stellte der Autor an den anwesenden Justizminister Stephan Toscani und den Leiter der JVA Saarbrücken, Pascal Jenal, die Frage, ob nicht präventiv mehr dafür getan werden müsse, damit es gar nicht erst zu Straftaten komme. Der Potsdamer kümmert sich seit 2013 um einen „LLer“, einen zu lebenslanger Haft verurteilten Mörder. Schroeder erfuhr als Jugendlicher am eigenen Leib, wie schnell man vorverurteilt wird und wie schmal der Grat zu unbedachten Handlungen ist, wenn man sich unverstanden fühlt und Wut auf alles und jeden entwickelt. So etwas präge.

Ihn habe schon immer interessiert, welche Gründe und Menschen hinter Taten stehen, sagte Schroeder. Im Buch beschreibt er das Berliner Gefängnis, den Alltag hinter Mauern, das Ehrenamt des Vollzugshelfers und erklärt, weshalb diese Arbeit so wichtig ist. Gerade bei lange Weggesperrten drohe die soziale Isolation. Im Knast könne man weiter abrutschen, zum „Opfer“ für andere Inhaftierte oder drogenabhängig werden. Da helfe es manchmal, an die Hand genommen zu werden. Mit einer Bezugsperson außerhalb der Knasttore werde versucht, solchen Tendenzen zu begegnen. In allen Bereichen des Lebens gebe es Fortschritte, nur dann, „wenn Menschen nicht so funktionieren, wie wir es in unserer Gesellschaft vorgesehen haben, dann fällt uns bis heute nichts Besseres ein, als sie wegzuschließen (…) und auf Besserung zu hoffen“, zitierte Strafrechtler und -verteidiger Guido Britz den Autor.

 Autor und Schauspieler Steffen Schroeder gab mit seiner Buchlesung den Anlass für die Podiumsdiskussion „Knast – warum?“, unter anderem mit Stephan Toscani, Guido Britz und Pascal Jenal (von links)

Autor und Schauspieler Steffen Schroeder gab mit seiner Buchlesung den Anlass für die Podiumsdiskussion „Knast – warum?“, unter anderem mit Stephan Toscani, Guido Britz und Pascal Jenal (von links)

Foto: Cornelia Jung

Dessen im Buch gestellte Frage, ob es nur die Lösung der Inhaftierung gebe, veranlasste den Juristen zur Einladung Schroeders. Toscani lobte die Emphatie, mit welcher dieser seinen inhaftierten „Schützling“ schildere. Der Minister stellte klar, dass Unrecht bestraft werden müsse, eine mögliche Resozialisierung aber der Leitfaden sei. Gefängnis-Direktor Jenal nannte Besipiele von der Lerchesflur, wo mittels diverser Angebote versucht werde, der sozialen Ausgrenzung der Inhaftierten entgegenzusteuern.

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