Sonnenschutz Hoher Faktor heißt nicht hoher Schutz

St Ingbert · Eincremen oder nicht? Wenn ja, wie oft ist es sinnvoll? Hautarzt Dr. Dirk Landwehr erläutert, worauf zu achten ist.

 Eincremen schützt vor Sonnenbrand und Hautkrebs. Foto: dpa

Eincremen schützt vor Sonnenbrand und Hautkrebs. Foto: dpa

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In der Sonne sitzen und ein Eis essen oder ein kühles Bier trinken. Auf diese Weise genießen viele St. Ingberter die heißen Tage im Juni. Sonnenschutzmittel gehören dabei für viele eher zum Urlaubsgepäck aber nicht im Alltag in die Handtasche. Das kann gefährlich werden. Denn auch die heimische Sonne kann zu Sonnenbrand führen und das Hautkrebsrisiko erhöhen. Zum heutigen Tag des Sonnenschutzes hat die SZ-Redaktion in der St. Ingberter Innenstadt insgesamt 32 Frauen und Männer im Alter zwischen 21 und 72 Jahren befragt, welche Sonnenschutz-mittel sie nutzen und wie oft.

Zehn Personen gaben an, dass sie weder im Urlaub noch zu Hause eine Sonnencreme benutzen. Bei fast einem Drittel der Befragten kann die Sonne also ungehindert die Haut verbrennen. Dr. Dirk Landwehr, Hautarzt der Gemeinschaftspraxis Dr. Landwehr/Dr. Jager, betreut in der größten Hautarztpraxis im Saarland, mit seinem Kollegen pro Jahr etwa 40 000 Patienten. Es verwundert ihn nicht, dass fast ein Drittel der Befragten keinen Sonnenschutz verwendet: "Es zählen oftmals noch die Sonnengewohnheiten der 60er und 70er Jahre. Das heißt nur wer gebräunt zurück kommt, hatte einen schönen Urlaub." Aber auch die jüngere Generation mit Abo im Sonnenstudio sowie Outdoor-Sportler hätten neben hellen Hauttypen ein erhöhtes Risiko für Sonnenbrand, Hautkrebs und dessen Vorstufen. "Prädestiniert für Sonnenbrand sind Kopf, Schultern, Dekolleté, Unterarme und Handrücken. Vor allem beim ungeschützten Arbeiten im Garten, bei Radtouren und im Schwimmbad", sagt Landwehr.

Deshalb rät er seinen Patienten fast das ganze Jahr und überall Sonnenschutz zu benutzen. 17 Personen gaben in der Umfrage an, sowohl im Urlaub, als auch zu Hause Sonnencreme zu verwenden. Damit befolgen sie den Rat des Hausarztes. Der Schutz der Haut vor Sonnenbrand ist wichtig, aber wie oft muss man sich denn nun täglich eincremen, um das Risiko auf Sonnenbrand und Hautkrebs zu senken? Nur sieben Personen haben in der Umfrage angegeben, dass sie sich mehrmals täglich eincremen. Zehn tun es einmal am Tag. Der Rest noch weniger oder nie. Für die richtige Anwendung und Dosierung hat Landwehr eine Faustregel: "Mehrmals täglich, Messerrücken-dick auftragen und 15 bis 20 Minuten abwarten, bis man in die Sonne geht." Wasser, Wind und Schweiß würden die Notwendigkeit erhöhen, sich häufiger einzucremen.

Pro Quartal behandeln Landwehr und sein Kollege in ihrer Gemeinschaftspraxis rund 1000 Patienten mit Hautkrebs oder Vorstufen der Krankheit. Das sind pro Jahr etwa 4000 Menschen. Kann vielleicht ein höherer Lichtschutzfaktor (LSF) das Risiko senken? Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer, insgesamt 19 Personen, nutzen eine Sonnencreme der Stärke 30. Sieben greifen sogar zu einem Lichtschutzfaktor 50 und höher. Aber bedeutet ein höherer Faktor auch gleichzeitig mehr Schutz? Nicht unbedingt, erklärt Landwehr: "Schon ein LSF 15 bietet eine Schutzwirkung von etwa 93 Prozent. Bei LSF 20 sind es rund 95 Prozent und bei LSF 50 etwa 98 Prozent."

Eine höhere Zahl auf der Sonnencreme bedeute damit nicht automatisch einen besseren und längeren Schutz. Trotzdem empfiehlt Landwehr für die prädestinierten Sonnenbrand-Körperstellen einen höheren Schutzfaktor. "Jeder sollte vor allem darauf achten, dass die Sonnencreme auch einen guten Schutz gegen Ultraviolett-Strahlung (UVA) bietet", erklärt Landwehr. Die UVA-Strahlen machen zwar keinen Sonnenbrand aber sie können die Haut altern lassen und eine Sonnenallergie auslösen. Also regelmäßig im Urlaub und Zuhause Sonnencreme verwenden.

Aber ist das gut für unsere Haut? 30 der 32 Umfrageteilnehmer gehen nicht davon aus, dass Sonnenschutzmittel schädlich für die Haut sind. "Selbstverständlich können die Inhaltsstoffe von Lichtschutzpräparaten auch Kontaktallergien auslösen. Außerdem können Emulgatoren oder Konservierungsstoffe in Cremes zusammen mit UV-Licht die sogenannte Sonnenallergie oder "Mallorca Akne" auslösen", erklärt Landwehr. Mit Hilfe von Antiallergika könne eine solche Reaktion vermieden werden. In extremen Fällen jedoch müsse der Patient die Sonne komplett meiden. Die Frage, ob Sonnenschutzmittel auch das Hautkrebsrisiko erhöhen würden, bezeichnet Landwehr als "groben Unfug". "Schädlich für die Haut sind Lichtschutzmittel nicht. Wer jedoch auf Chemie auf der Haut verzichten möchte, bleibt lieber im Schatten und trägt ein langärmeliges T-Shirt sowie eine Kopfbedeckung", rät Hautarzt Landwehr.

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