Gebären helfen lohnt sich fast nicht mehr

St. Ingbert. Ein schöner Beruf, der viel kostet: Freiberufliche Hebammen, die Geburtshilfe leisten, müssen ab Juli wieder mehr Berufshaftpflicht zahlen - für den Fall, dass dem Baby bei der Geburt etwas passiert. Statt wie bisher 3689 Euro wird die Prämie auf 4242 Euro pro Jahr angehoben. So kann man es auf der Internetseite des Saarländischen Hebammenverbands nachlesen

 Wenn ein Baby gerade auf die Welt gekommen ist, denkt niemand an Kosten und Versicherungen. Doch immer mehr Hebammen machen sich Sorgen um ihre finanzielle Situation. Foto: dpa

Wenn ein Baby gerade auf die Welt gekommen ist, denkt niemand an Kosten und Versicherungen. Doch immer mehr Hebammen machen sich Sorgen um ihre finanzielle Situation. Foto: dpa

St. Ingbert. Ein schöner Beruf, der viel kostet: Freiberufliche Hebammen, die Geburtshilfe leisten, müssen ab Juli wieder mehr Berufshaftpflicht zahlen - für den Fall, dass dem Baby bei der Geburt etwas passiert. Statt wie bisher 3689 Euro wird die Prämie auf 4242 Euro pro Jahr angehoben. So kann man es auf der Internetseite des Saarländischen Hebammenverbands nachlesen. "1996 hat die Haftpflicht rund 300 Euro gekostet", sagt die Vorsitzende des Saarländischen Hebammenverbandes Tina Grün. Grund für die Erhöhung seien steigenden Versicherungskosten, rechtfertigt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft laut einer dpa-Mitteilung.Die Erhöhung hat Folgen, fürchtet Grün: "Die Geburtshilfe ist teilweise nicht mehr leistbar." Darunter könne die Versorgung leiden: "Weil es sich finanziell nicht mehr lohnt, geben Hebammen die Geburtshilfe auf und verdienen ihr Geld mit Schwangerschaftsvorsorge, Wochenbettbetreuung oder Babyversorgung."

In Moment verhandele der Deutsche Hebammenverband jedoch mit dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) über höhere Bezüge als Ausgleich. Grün erklärt: "Je nachdem, wie es ausgeht, kann es zu Protestaktionen kommen - auch im Saarland."

"Wenn die Haftpflicht weiter ansteigt, die Pauschale für eine Geburt aber gleicht bleibt, müssten wir, dass es sich finanziell lohnt, so viele Kinder zur Welt bringen, dass unsere Kapazität übersteigen würde", sagt die freiberufliche Hebamme Martina Felix aus Niederwürzbach bei einem Besuch in unserer Redaktion. Wenn die Geburtshilfe finanziell nicht mehr darstellbar wäre, würde das bedeuten, dass sie diese aufgeben müsste. Was sie aber gar nicht möchte. "Viele Schwangere bevorzugen Beleghebammen, möchten ein Vertrauensverhältnis zu ihrer Hebamme aufbauen und sie nicht erst in der Klinik kennenlernen", so Martina Felix weiter. Manche ihrer Kolleginnen seien bereits dazu übergegangen, von den Schwangeren wegen der gestiegenen Kosten eine Pauschale für die Rufbereitschaft vorm Geburtstermin zu verlangen. Das möchte Martina Felix aber eigentlich nicht.

Zu diesem Thema sagt Frauenärztin Dr. Ursula Pfeiffer-Anslinger, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in der St. Ingberter Innenstadt: "Solche Erhöhungen führen immer dazu, dass wieder ein Stück Menschlichkeit verloren geht." Die Ärztin betont im Gespräch mit unserer Zeitung, dass Hebammen unverzichtbare Mitarbeiter sind, ganz abgesehen von der Tatsache, dass eine Hebamme laut Gesetz bei einer Geburt dabei sein muss -Hinzuziehungspflicht nennt sich das.

Hintergrund

Zirka 7000 Kinder werden im Saarland pro Jahr geboren. Darauf kommen rund 300 Hebammen, so schätzt der Saarländische Hebammenverband. Denn organisiert sind nur 250 im Verband, davon 180, die noch beruflich aktiv sind. Zirka 60 Prozent der Hebammen in Deutschland sind freiberuflich tätig, rund 30 Prozent arbeiten sowohl angestellt als auch freiberuflich. Laut Verband arbeiten nur noch knapp 500 Hebammen bundesweit ausschließlich im Angestelltenverhältnis. nkl

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