Freiwillige werden Zivis ersetzenOffen für den Bundesfreiwilligendienst

St. Ingbert. Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, wenn in diesem Sommer mit dem Wehrdienst auch der Zivildienst endet. Wohlfahrtsverbände und Gesundheitszentren in St. Ingbert sind zwar bestens vorbereitet auf den Wegfall der Zivis, wie eine Umfrage der SZ ergab. Dennoch wird der Einsatz der jungen Leute an der ein oder anderen Stelle fehlen

 Ob bei der Betreuung alter Menschen oder in sonstigen sozialen Bereichen: Zivis haben hier wertvolle Arbeit geleistet. Nach dem Wegfall des Zivildienstes sollen Freiwillige in Zukunft deren Aufgaben übernehmen. Da sind sich soziale Einrichtungen in St. Ingbert und Umgebung einig. Foto: dpa

Ob bei der Betreuung alter Menschen oder in sonstigen sozialen Bereichen: Zivis haben hier wertvolle Arbeit geleistet. Nach dem Wegfall des Zivildienstes sollen Freiwillige in Zukunft deren Aufgaben übernehmen. Da sind sich soziale Einrichtungen in St. Ingbert und Umgebung einig. Foto: dpa

St. Ingbert. Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, wenn in diesem Sommer mit dem Wehrdienst auch der Zivildienst endet. Wohlfahrtsverbände und Gesundheitszentren in St. Ingbert sind zwar bestens vorbereitet auf den Wegfall der Zivis, wie eine Umfrage der SZ ergab. Dennoch wird der Einsatz der jungen Leute an der ein oder anderen Stelle fehlen.Bei der Caritas Saarpfalz sind die Zivis zum Beispiel für den Fahrdienst "Essen auf Rädern" eingesetzt worden. Diese müsse man jetzt durch geringfügig bezahlte Arbeitskräfte ersetzen, erklärt Ulrike Molitor, Beauftragte für Zivildienst bei der Caritas Saarpfalz. Derzeit engagieren sich noch vier Zivildienstleistende in Homburg, der letzte Zivi in St. Ingbert hat seinen Dienst im vergangenen Jahr beendet. "Die Arbeit mit engagierten Zivis war immer ein Gewinn für uns", sagt Molitor mit leichtem Bedauern. Doch der Verwaltungsaufwand sei immer enorm gewesen. Und seit der Verkürzung des Zivildienstes auf sechs Monate hätte die Caritas nach der zirka zweimonatigen Ausbildung der jungen Leute kaum noch etwas von ihnen gehabt.

Das sieht Martin Erbelding, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim DRK Saarland, ähnlich: "Nach der erneuten Reduzierung des Zivildienstes auf sechs Monate ist er für uns unattraktiv geworden." Beim DRK werden die Zivis im Rettungs- und Behindertendienst eingesetzt, in St. Ingbert sind derzeit noch 19 Zivis aktiv. Ziel des DRK ist es, die wegfallenden Zivildienststellen durch Freiwillige im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) zu ersetzen. Mit diesen jungen Männern und Frauen habe man im Rettungsdienst bisher gute Erfahrungen gemacht. Aus Sicht des DRK ist der Wegfall des Zivildienstes insofern bedauerlich, da viele Zivis im Anschluss als Ehrenamtliche dem Rettungsdienst treu geblieben sind. "Wir müssen jetzt Anstrengungen unternehmen, um Jugendliche für den freiwilligen Dienst zu gewinnen", so Erbelding.

Im St. Ingberter Kreiskrankenhaus, in dem derzeit vier Zivildienstleistende im Einsatz sind, hat man sich rechtzeitig auf die Veränderungen eingestellt. "Wir haben bereits im Jahr 2010 auf den geplanten Wegfall des Zivildienstes reagiert und zwölf Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr eingerichtet", sagt Sabine Lehnen, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Zahl der Zivis sei bereits in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Nach Angaben von Sabine Lehnen war auch im Kreiskrankenhaus die Verkürzung des Zivildienstes mit der Grund, mehr auf Freiwillige Dienste zu setzen.

Eine Umorientierung von Zivildienstleistenden auf Jugendliche im FSJ hat auch bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) stattgefunden. "Das FSJ führt beide Geschlechter an die Aufgaben der Awo heran", sieht Awo-Pressesprecher Jürgen Nieser Vorteile dieses freiwilligen Dienstes. Im sozialen Dienst und im Bereich der Jugendhilfe sind die Zivis bei der Awo eingesetzt. Zurzeit sind saarlandweit 140 Zivis im Einsatz unter anderem auch in drei Seniorenzentren in St. Ingbert und Blieskastel. Da der Zivildienst ein Zwangdienst gewesen sei, bedauert Nieser den Wegfall in dieser Form nicht. Gleichzeitig betont er: "Die Gesellschaft braucht junge Menschen, die sich engagieren."St. Ingbert. Um den Wegfall der Zivildienstleistenden in Zukunft abzufedern, soll ein Bundesfreiwilligendienst eingeführt werden. Ab Juli diesen Jahres sollen nach der Vorstellung von Familienministerin Kristina Schröder rund 35 000 Freiwillige für soziale Dienste gewonnen werden (wir berichteten).

"Dafür sind wir generell offen", sagt Awo-Pressesprecher Jürgen Nieser. Allerdings dürfe es keine störende Auswirkungen auf das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) geben. "Wir stehen dem Angebot des künftig geplanten Bundesfreiwilligendienstes aufgeschlossen gegenüber", ließ auch Sabine Lehnen, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, aus dem St. Ingberter Kreiskrankenhaus vermelden. Auch das DRK sei nach Angaben von Martin Erbelding, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, dem Bundesfreiwilligendienst gegenüber offen. Allerdings werde man wohl auch mit FSJ'lern und den Freiwilligen vom Bund nicht die Zahl der Zivildienstleistenden erreichen können.evy

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