Kinowoche „Zeit für einen anderen Blickwinkel“

St. Ingbert · Eine Filmreihe in St. Ingbert soll das Älterwerden aus einer anderen, positiveren Perspektive zeigen.

 Schauspieler Rolf Lassgård in „Ein Mann namens Ove“.

Schauspieler Rolf Lassgård in „Ein Mann namens Ove“.

Foto: Nordisk Film/Concorde Film

Was verbinden Sie mit dem Älterwerden? Altersdemenz? Altersarmut? Tatsächlich ist Älter-

werden in unserer Gesellschaft vorwiegend mit negativen Assoziationen behaftet. Aber ist dem wirklich so? Gibt es nicht auch eine andere Seite? Viel Zeit für Kinder und Enkelkinder, um die Welt zu bereisen, sich seinen Hobbys zu widmen oder für ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen und Verbänden.

Gemeinsam mit den Saarland Medien und dem Mediennetzwerk Saar-Lor-Lux will das saarländische Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie dem Thema Älterwerden begegnen: Mit einer Filmwoche, die am 20 März in St. Ingbert startet. Eine Woche lang soll jeden Tag ein Film, der sich dem Thema aus einer anderen Perspektive nähert, einen positiveren Blick aufs Älterwerden werfen. „Die Tatsache, dass wir länger leben, ist eine wunderbare Herausforderung und Chance, für uns persönlich und unsere Gesellschaft“, erklärt Saarlands Sozialministerin Monika Bachmann (CDU). „Es ist ein Geschenk an Zeit. Diese gilt es zu gestalten.“ Die ausgewählten Filme sollen, so die Ministerin, dazu ermuntern, das Thema mit Mut, Witz und Zuversicht anzugehen.

Die Filmreihe, die bereits in St. Wendel, Heusweiler, Illingen und Saarlouis gezeigt wurde, kommt nun nach St. Ingbert. Mit dem Seniorenkino, das einmal im Monat stattfindet, sei dies nicht zu vergleichen, „dadurch, dass jeden Tag ein Film gezeigt wird, kommt schon eine Festivalfeeling auf“, sagt Barbara Wackernagel-Jacobs, ehemalige Sozialministerin des Saarlandes und seit ihrem Ausscheiden aus der Politik: Filmproduzentin und Geschäftsführende Gesellschafterin der Produktionsfirma „carpe diem“. Als solche hat sie sich dem Thema bereits in ihrem Dokumentarfilm „Sputnik Moment – 30 gewonnene Jahre“ gewidmet. Mit dem 60-minütigen Dokumentarfilm haben bei ihr die Gedankenspiele um das Älterwerden begonnen.

„Wir wollen zeigen, dass das Altern nicht immer nur schlecht ist“, sagt Wackernagel-Jacobs, „es ist Zeit für einen anderen Blickwinkel.“ Die Initiative setze natürlich voraus, dass auch Filme den Blick verändern können, „mit Protagonisten, die etwas Neues machen und mit positiven Ideen rangehen“, so Wackernagel-Jacobs. Alles vor dem Hintergrund aktueller Forschungen, die mittlerweile nachwiesen: „Jeder Mensch braucht eine Aufgabe, einen Grund aufzustehen.“ Ob es die Enkel sind oder ein Ehrenamt. Wichtig sei eine Struktur im Leben und das Gefühl, gebraucht zu werden. In diesem Zusammenhang erwähnt sie das Ehepaar, beide um die 80 Jahre alt, die das Kino in Heusweiler betreiben und eben jene Filmreihe bereits gezeigt haben. „Sie waren quasi die role models für die Initiative“, sagt die Filmproduzentin.

 Beim Pressetermin zur saarländischen Filmwoche in St. Ingbert stehen Oberbürgermeister Hans Wagner und Filmproduzentin Barbara Wackernagel-Jacobs auch für ein Bild zur Verfügung.

Beim Pressetermin zur saarländischen Filmwoche in St. Ingbert stehen Oberbürgermeister Hans Wagner und Filmproduzentin Barbara Wackernagel-Jacobs auch für ein Bild zur Verfügung.

Foto: Michael Aubert

Diese Vorbilder gibt es auch hier in der Mittelstadt, wie St. Ingberts Oberbürgermeister Hans Wagner (parteilos) sagt. Menschen, die sich durch den plötzlichen Gewinn an Zeit ihre Aufgaben im Alter suchen. Das beginnt mit den ehrenamtlich engagierten Menschen im Reparatur-Café, in der Initiative Alte Schmelz, wo bereits „eine Schreinerwerkstatt eingerichtet wurde und wo die Menschen sich einsetzen“, sagt Wagner. Überall dort, wo sich Generationen treffen und ältere Menschen sich in die Gesellschaft einbringen und etwa „jungen Menschen beim Reparieren ihres Mopeds helfen“, so der OB. Auch im Biosphärengarten rund um das Rathaus sei das der Fall. Geschichten dieser Art gebe es in St. Ingbert viele: Ehrenamtliche, die in der Volkshochschule Kurse anbieten oder in der „Flüchtlingskrise“ großes Engagement gezeigt haben und genügend Stoff für weitere Geschichten liefern, die einen positiven Blick auf das Älterwerden werfen.

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