Flüchtlinge Fast alle Flüchtlinge haben Privatquartier

St. Ingbert · Der Leiter der Stabsstelle Integration berichtete im Stadtrat-Ausschuss über die Flüchtlingssituation in St. Ingbert. Sein Fazit fällt durchaus positiv aus.

 So sieht eine Erstunterbringung von Geflüchteten im Gemeinschaftsquartier aus. Aber nur noch knapp 100 Flüchtlinge in St. Ingbert sind noch so untergebracht.

So sieht eine Erstunterbringung von Geflüchteten im Gemeinschaftsquartier aus. Aber nur noch knapp 100 Flüchtlinge in St. Ingbert sind noch so untergebracht.

Foto: Michael Hassdenteufel

Die Stabsstelle Integration macht in St. Ingbert eine gute Arbeit. Reichlich Lob kam deshalb von einigen Stadtratsfraktionen nach einer Präsentation zur aktuellen Flüchtlingssituation im Stadtrat-Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales. Wie Stabsstellenleiter Mike White sagte, sei sein Team verantwortlich für die Vorhaltung und Verwaltung von Übergangseinrichtungen zur Unterbringung von Spätaussiedlern, Flüchtlingen und Asylbewerbern sowie deren Familiennachzug sowie die psychosoziale Beratung und Begleitung durch den Sozialdienst in Verbindung mit Netzwerkarbeit.

Ziel bleibe eine angemessene „Wohnraumbeschaffung für die Geflüchteten, vor allem eine kontrollierte und dezentralisierte Unterbringung in allen Stadtteilen, die einhergeht mit einer Wahrung des sozialen Friedens der Stadtgemeinschaft und der Vermittlung von Alltagskompetenzen und Lebensbewältigungsstrategien“. Von den sechs genannten Möglichkeiten der Erstunterbringung wird nicht eine voll ausgeschöpft, da ein hoher Prozentsatz von über 90 Prozent der derzeit 1027 Geflüchteten privat untergebracht sei.

Beispielsweise könnten in der Kaiserstraße 352 und 354 insgesamt 80 Personen unterkommen, wo derzeit tatsächlich nur 20 leben. Ähnlich verhält es sich mit dem ehemaligen Katasteramt in der Dr.-Wolfgang-Krämer-Straße, in dem aktuell 29 Neubürger wohnen. Platz wäre hier für 40 Personen. „Was hat man damals Angst gehabt, dass die Situation nicht zu bewältigen ist“, sagte Thomas Magenreuter (CDU) zur entspannten Wohnsituation.

White beantwortete auch die Frage eines Stadtratsmitglieds nach den Kriterien für die Vermittlung von Wohnraum, da immer wieder von Ungerechtigkeiten zu hören sei. „Das ist eins unserer Tagesgeschäfte“, so der Stabsstellenleiter, „wir haben eine Liste. Es geht gerecht zu.“ In die Entscheidung über die Art der Unterbringung fließen der psychische Zustand der Person, die Bezahlbarkeit des Wohnraums oder auch das Krankheitsbild eines Wohnraumsuchenden ein. Bei privatem Wohnraum habe aber immer der Vermieter das letzte Wort. Wie White sagte, gebe es auch Familien, die aus freiem Willen mit fünf Leuten auf 30 Quadratmeter leben.

Schwierig sei es, wenn Einzelpersonen oder Familien Alleingänge bei der Wohnraumbeschaffung machten und dann vielleicht noch extra einen Ehrenamtler „in die Spur schicken“. Dann habe man bei der Verwaltung den doppelten bis dreifachen Aufwand. Man sei froh, bisher noch keinen Rechtsstreit geführt zu haben. „Manches ist sehr mühsam und sehr intensiv, aber das ist unser Job“, sieht es White pragmatisch. Man versuche mit der Stabsstelle auch das Ehrenamt zu stärken, denn man wolle Geborgenheit vermitteln für alle, auch für die alteingesessenen St. Ingberter. „Wir helfen und unterstützen auch bei deren Ängsten und Fragen“, denn das sehe man als nachhaltige Integration.

Ziel sei es vor allem, die Geflüchteten zu einem produktiven Teil der Gesellschaft zu machen, die durch den Erwerb der Sprache, Mitarbeit im Verein oder einer religiösen Gemeinschaft, eine geregelte Arbeit und Freundschaften in Zukunft einmal von sich aus in der Lage seien, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen. Es gebe auch jetzt schon unter den 1027 Neubürgern einige, „die unserer Hilfe noch nicht in Anspruch genommen haben und diese auch nicht brauchen“.

Von 2013 bis heute seien in St. Ingbert insgesamt 798 Personen zugewiesen worden, 594 zogen aus anderen Kommunen zu und 365 in dieser Zeit auch wieder weg. In seiner Arbeit müsse das Team der Stabsstelle, bei dem auch schon Personal eingespart wurde, vor allem flexibel sein. Denn Prioritäten würden sich ändern, sodass täglich an anderen „Stellschrauben“ gedreht und nachjustiert werden müsse. „Ich beurteile die Lage in St. Ingbert als sehr positiv. Es läuft gut“, schätzt Mike White ein, „es muss uns aber bewusst sein, dass die Zukunft in den Kindern liegt.“ Väter und Mütter müsse man „auf die Beine stellen, damit er die Familie versorgen könne“, aber auch der Nachwuchs brauche mehr Aufmerksamkeit.

Zumal der Familiennachzug für den größten Zuwachs sorge. Hier brachte White den Begriff der Nachhaltigkeit ins Spiel: Man müsse heute etwas mehr investieren, um die Arbeit zu optimieren und einen späteren Schaden zu minimieren.

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