„Fangemeinde und Verleger wollen das Lokale“

St Ingbert · Dank des überschaubaren Besucherkreises und der familiären Atmosphäre im St. Ingberter Lokal Soho war der Abend mit Klaus Brabänder nicht nur eine Lesung. Die Gäste nutzten die Chance, mit dem Autor über viele Themen rund ums Schreiben zu plaudern.

 Der saarländische Krimiautor Klaus Brabänder bei seiner Lesung im Bistro Soho in St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

Der saarländische Krimiautor Klaus Brabänder bei seiner Lesung im Bistro Soho in St. Ingbert. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

. "Das Word Lokalkolorit hat eine neue Bedeutung", meinte Klaus Brabänder am Samstagnachmittag. Zu der Lesung des Bexbacher Krimiautors im Lokal Soho waren nur gerade einmal vier Leute erschienen. Der Schriftsteller nahm es locker, bat die Gäste persönlich herein und betonte gar das untypische, familiäre Flair. Der Bauingenieur vermisste allerdings Vertreter der Wirtschaftsförderung. Die Lesung war nämlich in die Veranstaltung "St. Ingbert ertappen" eingebunden, die am Samstag in der Innenstadt stattgefunden hatte (wir berichteten).

Die Zeilen, die Brabänder zu Gehör brachte, kamen alleine durch die Wohnzimmeratmosphäre ganz anders rüber, als man dies von Lesungen her kennt. "Buchautor zum Anfassen" hätte man auch sagen können, denn so nah dürfte man Klaus Brabänder selten gekommen sein. Doch diese Offerte nahm niemand wörtlich. Brabänder las aus seinen drei bisherigen Werken vor, die alle in der Edition Schaumberg erschienen sind. Dessen Verleger , Thomas Störmer, hat den Werken des 1955 Geborenen gleich einen eigenen Namen verpasst: Schwarze Reihe. Doch in den Brabänderschen Krimis sind weder die Handlungen noch der Humor schwarz. Was keinesfalls bedeutet, dass die Werke des ursprünglich aus Neunkirchen stammenden Mannes keinen Humor hätten. Oder, dass es keine Opfer oder Leichen geben würde. Auf keinen Fall. Meist verwendet er eine lockere und zeitgemäße Sprache. Mancher würde heutzutage gar "cool" dazu sagen. Die Besucher hingen gespannt an den Lippen des Mannes, der aus "Sumpf", "Steinbruch" und "Für Eich" vorlas. Bei so viel Nähe zu den Lesern sind diese auch schnell mit Interaktion. Wie etwa bei den Passagen aus "Für Eich". Übrigens auch ein doppeldeutiger Titel. Da rief eine Frau: "Einspruch, Norditaliener und 1,80 groß?", wunderte sie sich und schmunzelte. Brabänder grinste: "Norditaliener", rief er wie aus der Pistole geschossen. Die wären bekanntlicherweise eher größer. "Das ist das Schönste an so kleinen Kreisen", freute er sich.

Der weibliche Krimifan zog an anderer Stelle auch Parallelen zu einer im Werk beschriebenen Hundehalterin und glaubte sofort jemand zu kennen, der das hätte sein können. Klaus Brabänder plauderte etwas aus dem Nähkästchen. So müsse man als Texter aufpassen, dass man sich bei der Recherche im Vorfeld nicht verzettelt. Gleichzeitig rief nach Erscheinen des Buches aber auch ein Leser an, der den Busfahrplan von Spiesen-Elversberg exakt kennt. Er wies auf anders lautende Abfahrtszeiten einer besonderen Linie hin.

Am vergangenen Freitag um 17 Uhr wurde das Manuskript seines ganz frischen Werkes fertig, das nun ins Lektorat geht. "Mitgift" lautet der Arbeitstitel. Das sei auch dieses Mal wieder zweideutig, meinte Brabänder. Eigentlich sei, wie beim vorletzten Werk, wieder ein Krimi ohne lokalen Bezug an der Reihe gewesen. Doch daraus wurde nichts. "Die Fangemeinde und der Verleger wollen das Lokale", sagt er bei der Lesung respektvoll zu den Besuchern. Der Autor wechselt nämlich immer ab. Obgleich es Leute gibt, die auch bei "Steinbruch" zu wissen glauben, wo die Handlung im Saarland spielt.

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