Ein Lärm-Gutachten mit Zündstoff

St Ingbert/Rohrbach · Lärmschutz-Maßnahmen am Diedesbühl zwischen Rohrbach und Hassel würden aufwändig werden und nicht unbedingt positive Ergebnisse bringen. Zu diesem für die klagenden Anwohner eher ernüchternden Ergebnis kamen Untersuchungen eines Schalltechnischen Beratungsbüros.

Für ordentlich Diskussionsstoff hat bei der jüngsten Sitzung des St. Ingberter Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschusses der mit "Sachstand Diedesbühl" eigentlich harmlos umschriebene Tagespunkt gesorgt. Zu dieser Sitzung waren auch die Ortsräte aus Hassel und Rohrbach eingeladen. Anwohner hatten sich beschwert, dass nach der Rodung des Waldes von der A 6 vermehrt Straßenlärm zu vernehmen sei. Deswegen hatte die Stadt eine schalltechnische Untersuchung in Auftrag gegeben. Daraus wollte man Schlüsse ziehen, wie man mit einer eventuell zu errichtenden Lärmschutzwand (LSW) die Minderung des Pegels im Wohngebiet "Pfeifferwald" erreicht. Dieses liegt etwa 300 Meter von der Stelle entfernt, wo besagte LSW entlang der A 6 gebaut werden würde. Zusätzlich erwägt die Stadt St. Ingbert die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage, von der man sich in Kombination mit der LSW eine Pegelminderung erhofft. Die Ergebnisse des Gutachtens stellte bei der Ausschuss-Sitzung Sandra Strünke-Banz vom Schalltechnischen Beratungsbüro GSB vor. "Rein rechnerisch", so die GSB-Mitarbeiterin, "lässt sich eine Pegelzunahme nicht ermitteln. Die Ermittlung der Dämpfung des entfernten Bewuchses ist nur näherungsweise möglich". Dazu seien Messungen vor und nach der Rodung nötig gewesen. Mit einem digitalen Simulationsmodell (DSM) wurden nun verschiedene Varianten einer Lärmschutzwand durchgespielt. Diese bezogen sich auf die Höhen zwei, vier und sechs Meter, verschiedene Längen und Positionen. Als Ergebnis ließe sich feststellen, dass, um eine tatsächliche Minderung zu erreichen, die LSW eine Höhe von sechs Metern haben müsse. Auf Grund der weiten Entfernung zwischen Autobahn und den betroffenen Wohnungen seien jedoch lediglich geringe Pegelabnahmen zu erwarten, die auch eher subjektiv wahrnehmbar seien.

"Maximale Abnahmen können am ehesten durch eine Lärmschutzwand auch im Brückenbereich der A6 erzielt werden", so Sandra Strünke-Banz. Die ermittelten Werte basieren auf der Grundlage einer schalltechnischen Berechnung und sind keine gemessenen Werte. Die ermittelten Beurteilungspegel überschreiten weder am Tag noch in der Nacht die Sanierungsgrenzwerte. Bei Überschreitung dieser Werte könnte Lärmschutz jedoch als freiwillige Leistung auf Grundlage der haushaltsrechtlichen Regelungen und innerhalb der vorhandenen Mittel durchgeführt werden.

Die Ergebnisse sorgten für besagte Diskussionen zwischen Verwaltung, Ortsräten und Ausschuss-Mitgliedern. Zwischen "Hier werden Zahlen ins Blaue fabuliert"-Vorwürfen und "Wie geht es weiter"-Nachfragen gab es auch konstruktive Vorschläge wie etwa das Tempo auf dem besagten Stück der A6 von 130 auf 100 zu drosseln oder die LSW einfach näher an das Wohngebiet zu errichten.

Nach etwa zweistündigem Schlagabtausch einigte man sich auf einen Antrag, nach dem man mehr Geld in die Hand nehmen wolle, um geeignete Lärmschutzmaßnahmen an geeigneten Orten zu untersuchen.Die Fraktion Unabhängige Christdemokraten (UCD) im Stadtrat hat anlässlich der Diskussion um geplante Lärmschutzmaßnahmen am Diedesbühl beantragt, Lärmschutzmaßnahmen in der gesamten Stadt zu prüfen.

Hierzu stellte Fraktionsvorsitzender Markus Gestier im Bau- und Umweltausschuss den Antrag, Maßnahmen im gesamten Stadtgebiet zu ergreifen, um Lärmschutz zu ermöglichen: "Eine Lärmschutz-Einzel-Maßnahme wie am Diedesbühl, die nach Darstellung von Gutachtern Kosten in Höhe von bis zu einer Million Euro verschlingt für unrentable Photovoltaikanlagen und sechs Meter hohe Lärmwälle ohne hörbare Verbesserungen, halten wir für völlig unrealistisch und dem Steuerzahler nicht zu vermitteln." Gestier weiter: "Es gibt in St. Ingbert sehr viele von Lärm stark belastete Wohngebiete, wo zudem die Möglichkeit besteht, dass auch der Bund Zuschüsse für Lärmschutz gibt."

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