Hagelschäden an Autos Diese Woche ist „Dellenkino“ in St. Ingbert

St. Ingbert · Vor etwa zwei Wochen richteten Hagelkörner in St. Ingbert an einigen Fahrzeugen Schäden an. Seit Montag werden diese Autos im Hagelschaden-Zentrum begutachtet.

 Sachverständiger Alexander Keil und Geschäftsführer Gerhard Schimanski (links) suchen ein Auto mit Hilfe eines Hagel- Spiegel-Schirms nach Dellen ab.

Sachverständiger Alexander Keil und Geschäftsführer Gerhard Schimanski (links) suchen ein Auto mit Hilfe eines Hagel- Spiegel-Schirms nach Dellen ab.

Foto: Stephanie Schwarz

Der Tag hätte so schön werden können. Doch plötzlich zogen am Donnerstag, 22. Juni, gegen 14 Uhr schwarze Wolken auf und das Chaos in St. Ingbert begann. Daumengroße Hagelkörner regneten auf die St. Ingberter nieder. Zwei Sonnenschirme des Restaurants „Times“ in der Kaiserstraße flogen durch die Gegend, Häuser und Fenster wurden beschädigt, die Feuerwehr musste ausrücken und voll gelaufene Keller auspumpen (wir berichteten). Autos in der St. Ingberter Innenstadt hat es besonders schlimm erwischt. Gerhard Schmanski, Geschäftsführer des Hagelschaden-Zentrums in Ulm, schätzt, dass das 20-minütige Hagelunwetter etwa 15 bis 20 000 Autos beschädigt hat. Seit diesem Montag werden die Schäden nun begutachtet. Verschiedene Versicherungen haben ihre Kunden zu einem sogenannten „Dellenkino“ ins Hagelschadenzentrum „ Im Schiffelland“ eingeladen. Dies ist eins von insgesamt drei Service-Zentren in St. Ingbert. Im 45-Minutentakt bewerten insgesamt elf Sachverständige unterschiedlicher Versicherungen die Hagelschäden ihrer Kunden. Etwa 250 Autos haben die Mitarbeiter gestern in Augenschein genommen.

Herr Stalter aus St. Ingbert brachte gestern sogar drei Autos ins „Dellenkino“. Ihn erwischte das Unwetter beim Einkaufen: „Bereits im Supermarkt habe ich das Hagelgewitter gehört. Die Körner waren riesig und haben bei den Leuten leichte Panik ausgelöst.“ Bei seinem ersten Auto stellte ein Sachverständiger der Württembergischen Versicherung einen Schaden von etwa 2500 Euro fest. Nun ist das zweite Auto an der Reihe. „Ich war schon etwas verärgert wegen der Schäden, aber gegen ein solches Naturereignis kann man nicht viel machen“, ergänzt Stalter.

Mit einem Kino hat das Innenleben der Halle jedoch kaum etwas zu tun. Wie am Fließband fahren Autos zu den Sachverständigen in die Halle, werden begutachtet, geschätzt und wieder raus gefahren. Akribisch sucht Sachverständiger Alexander Keil jedes Auto nach Hagelkratern ab. Dabei helfen ihm blau-weiß gestreifte Trennwände und ein gestreifter Hagel-Spiegel-Schirm: „Die geraden Linien der Trennwände und des Schirms spiegeln sich auf dem sauberen Autoblech. Die wellenförmigen Krater unterbrechen die Linien und werden dadurch für das Auge sichtbar“, erklärt Keil. Sauberkeit, ein wichtiges Stichwort: „Nur auf sauberen Autos können wir die Dellen gut sehen. Bei dreckigen Fahrzeugen ist das erheblich schwieriger. Aber es kommen trotzdem Geschädigte, die ihr Auto vorher nicht reinigen“, fügt Keil hinzu. Er schreitet einmal komplett um das Auto herum, Klemmbrett und Hagel-Schirm immer griffbereit, und zählt die Dellen. Allein auf der Motorhaube hat der Hagel bei einem Auto einer Frau aus Neunkirchen etwa 200 Krater hinterlassen. „In so einem Fall ist es oft wirtschaftlicher die Motorhaube komplett auszutauschen, anstatt jede Delle einzeln zu entfernen“, sagt Keil. Danach kommen die Seiten, dann das Heck und zuletzt das Autodach dran. Dort zählt der Fachmann erneut etwa 100 Dellen. Am Computer gibt er die Anzahl, den ungefähren Durchmesser der Krater und den Wert des Autos ein. Fazit: Das Auto hat einen geschätzten Wert von etwa 6500 Euro und eine Schaden von rund 3000 Euro. „Es gibt Autobesitzer, die sogar die Hagelkörner einfrieren und zu Terminen mitbringen. Sie wollen damit beweisen, dass der Schaden wirklich auf Hagel zurück geht“, erzählt Keil. Es gäbe sogar Autofahrer, die versuchen mit Decken ihre Wagen zu schützen. Dabei seien schon Personen durch Hagelkörner verletzt worden, berichtet Keil.

   In der Halle nebenan arbeiten bereits Spezialfachkräfte, sogenannte „sanfte Instandsetzer“, an verbeulten Autos.

In der Halle nebenan arbeiten bereits Spezialfachkräfte, sogenannte „sanfte Instandsetzer“, an verbeulten Autos.

Foto: Stephanie Schwarz

In der Halle nebenan arbeiten Mitarbeiter des Hagelschaden-Zentrums bereits an einigen Autos. Mit speziellen Werkzeugen und Fingerspitzengefühl klopfen oder ziehen sie die Dellen aus dem Metall. „Ein Hagelschaden ist eine Überdehnung des Blechs, das wir in den Originalzustand zurück versetzen. Diese Reparaturmethode nennt sich sanfte Instandsetzung“, erklärt Geschäftsführer Schimanski. Bei manchen Autoteilen, beispielsweise am Dach schrauben die „sanften Instansetzer“, die Spezialisten, die nur Hagelschäden beheben, die Verkleidung ab und klopfen und reiben von unten die Dellen heraus. Die Arbeit an einer Delle könne dabei schon mal 15 bis 20 Minuten dauern. Noch in den nächsten acht bis zehn Wochen läuft das „Dellenkino“ in St. Ingbert im Hagelschaden-Zentrum, Im Schiffelland.

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