Hochlandrinder Die zottige Herde fühlt sich wohl

St. Ingbert · Seit einem Jahr grasen 15 Hochlandrinder im weitläufigen Rohrbachtal. Rinder-Besitzer Edgar Sander ist zufrieden.

 Die Rinder aus dem Grumbachtal fühlen sich in der Aue neben der B 40  wohl und sind nach einem Jahr schon richtige „Rohrbacher“ geworden.

Die Rinder aus dem Grumbachtal fühlen sich in der Aue neben der B 40  wohl und sind nach einem Jahr schon richtige „Rohrbacher“ geworden.

Foto: Cornelia Jung

Wollten Anwohner noch vor einem Jahr in St. Ingbert schottische Hochlandrinder sehen, dann musste man sie am Ende eines Fahrweges unter der Grumbachtalbrücke in Sengscheid besuchen. Heute können Interessierte ihnen, benutzt man die Straße zwischen Rohrbach und St. Ingbert oder einen der Wege in der Nähe des Wombacher Weihers, dort beim Grasen zusehen. Wenn sie sich nicht gerade woanders im weitläufigen Rohrbachtal aufhalten. Im September ist es ein Jahr her, dass Umweltminister Reinhold Jost und Mitgliedern des Nabu offiziell 15 Tiere im unwegsamen Gelände „begrüßt“ haben, nachdem sie schon einige Wochen Eingewöhnung hinter sich hatten . Damals fütterte Jost die Rinder von Hand mit Möhren an, damit sie sich für ein Foto „hergaben“. So wie es die Rinder-Besitzer Edgar Sander und Torsten Becker tun, wenn sie fast jeden Abend zur Tierzählung erscheinen und nach dem Rechten sehen.

Nicht Jeder war anfänglich begeistert von den Plänen der Stadt, der Naturlandstiftung Saar, des Nabu und des Landwirts aus Sengscheid, dort die robusten „Vegetarier“ anzusiedeln. Sie sollten gegen die Ausbreitung des Geländes „anfressen“, das vor 27 Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Hundehalter, Jogger und Spaziergänger sahen sich bereits im Vorfeld des Besatzes wegen dem notwendigen Einzäunen des Geländes in ihrer Freiheit eingeschränkt. Allein im Ortsrat wurden mehrere Varianten von Zaunverläufen und überbrückenden „Stegen“ diskutiert, um Tiere und Menschen in Einklang zu bringen. Heute verschwendet kaum noch jemand einen Gedanken daran. Im Gegenteil, ganze Familien pilgern in die Au, um den unterschiedlich gefärbten Rindern zuzuschauen und laufen den etwas weiteren Weg außerhalb der Begrenzung gern.

 Schaut Landwirt Edgar Sander seine Highlander an, weiß er, dass es ihnen im Rohrbachtal gut geht.

Schaut Landwirt Edgar Sander seine Highlander an, weiß er, dass es ihnen im Rohrbachtal gut geht.

Foto: Cornelia Jung

Zwar springen immer wieder Unbelehrbare über den Zaun, um ihre Laufstrecke diagonal über die Wiese abzukürzen (so auch beim Ortstermin mit der Saarbrücker Zeitung), doch sonst gebe es keine Klagen. Ist Edgar Sander vor Ort, hört er meist nur Positives und oft werden ihm Löcher in den Bauch gefragt. „Die Leute sind zufrieden und interessiert. Sie sind froh, dass die Tiere da sind“, sagt er.

Am Zaun angekommen, ist erst einmal kein Tier zu sehen. Sander und Becker rufen die Namen der großen Zotteltiere und pfeifen. Zweige knacken, Vögel schrecken auf, bevor sich braunes, graues, weißes oder schwarzes Fell und Hörner ins Bild schieben.

Derzeit stehen acht Tiere mit ihren Nachzuchten auf der naturbelassenen Weide. Seit September erblickten sieben Kälber das Licht der (Rohrbachtal)-Welt. Allein dieser Umstand scheint darauf zu verweisen, dass dieses Gebiet für die „Grumbachtaler“ eine Fress- und Wellness-Oase, zumindest aus Rinder-Sicht, ist. Sander kennt die „Denkweise“ der Tiere: „Solange die ihr Fressen haben und einen großen Auslauf, fühlt sich das Rindvieh immer wohl.“ Dass das so ist, könne jeder Beobachter ihnen ansehen, meint Sander. „Vom Format her sind sie schön geblieben, sie sind hier im Fell sogar schöner als in Sengscheid.“ Wie er beobachtet hat, hätten sie sich von Anfang an heimisch und wohl gefühlt. Bis sie jede Ecke der rund 20 Hektar Land ausgekundschaftet hätten, würde es aber noch etwas dauern.

Das Gelände sei aber ideal. „Hier haben sie Hecken, Büsche, Schutz und Wasser, also alles, was sie brauchen.“ Das wissen die „Alten“ wie Klara und Lottchen mit ihren 14 Jahren genauso zu schätzen, genauso wie Gretel mit ihren vergleichsweise jungen sieben Lenzen, der fünfjährige Bulle Bärchen oder das Highland-Nesthäkchen mit gerade mal etwas mehr als zwei Monaten Lebensalter.

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