Die Nachfolge rechtzeitig gesichert

St Ingbert · Viele Handwerksbetriebe müssen schließen, weil Nachfolger fehlen. Ein Meister aus St. Ingbert holte sich frühzeitig Rat von erfahrenen Profis.

 Noch sitzt Ulrich Albersmeyer (rechts) als Geschäftsführer der Firma „Creative Raumausstattung“ fest im Sattel, doch er hat mit Fabian Schönau (links) frühzeitig seine Nachfolge geregelt. Foto: Cornelia Jung

Noch sitzt Ulrich Albersmeyer (rechts) als Geschäftsführer der Firma „Creative Raumausstattung“ fest im Sattel, doch er hat mit Fabian Schönau (links) frühzeitig seine Nachfolge geregelt. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Die Roadshow "Hände hoch für's Handwerk", die im März Station in St. Ingbert machte, wollte auch für das Handwerk werben. Nicht nur die fehlende Weitergabe von Fachwissen lässt so manches Gewerk aussterben, sondern auch die nicht geregelte Betriebsnachfolge. Heute ist es nicht mehr selbstverständlich, dass ein Familienmitglied den Betrieb weiterführt. Ulrich Albersmeyer, der in St. Ingberts Ensheimer Straße ein Raumausstatter-Geschäft führt, das er 1991 vom Vater übernahm, wollte nicht erst bis zur Rente warten, wenn sich spätestens dann die Frage stelle, wie es mit dem Geschäft weitergeht. Auch im Falle einer Krankheit sollte alles geregelt sein. Nicht nur für die Familie, sondern vor allem für die Kunden und seine Mitarbeiter. Aus Sicht von Albersmeyer hat er alles richtig gemacht, wenn es wie gewohnt weitergeht, auch wenn er selbst nicht anwesend ist. Das setzt strategisches Denken voraus und die Fähigkeit, Verantwortung abzugeben. Nicht erst im Ernstfall. Albersmeyer und sein Team holten sich vor fünf Jahren Unterstützung von Unternehmensberater Dieter Perk, den er mit einer Mitarbeiterpotenzialanalyse beauftragte. "Ich wollte jemand Unabhängigen, der nicht ein Szenario im Sinne des Chefs erarbeitet, sondern eins für die Firma", begründet Albersmeyer seine Entscheidung, einen Externen hinzuzuziehen. Im Ergebnis wurde ein neues Führungskonzept entwickelt und die Mitarbeiter stärker in die Verantwortung genommen. Bereits im Vorfeld wurde das Unternehmen 2010 in eine GmbH umgewandelt, um die Unternehmensnachfolge frühzeitig auch außerhalb der Familie zu regeln. Einer der Mitarbeiter, der für eine spätere Nachfolge infrage kam, war Fabian Schönau. Er fing 2006 als Auszubildender im Betrieb an, seit Anfang dieses Jahres ist er zweiter Geschäftsführer und ab 2019 wird er Gesellschafter. So sieht es der schrittweise Fahrplan vor, wie ihn Albersmeyer 2014 auf Grundlage von Perks Analysen und einer Firmenbewertung festgelegt hat. "Wir haben das auch gemacht, um den Kunden langfristig Sicherheit zu bieten", sagt Albersmeyer. Er ist erst 52, aber wenn ihm etwas passiere, solle es keinen Stillstand geben. Das war auch die frühzeitige Motivation, sich mindestens eine weitere Person an die Seite zu holen, die schrittweise an die Übernahme des Geschäftes herangeführt werde. Da müsse man offen mit den Finanzen und Kalkulationen umgehen. Schönaus Vater ist selbstständiger Gärtner, von ihm kennt er das eigenverantwortliche Arbeiten. "So ein junger Mensch bekommt vielleicht auch Angst vor den Summen und der Verantwortung. Aber das Unternehmerdasein kann man lernen, auch deshalb begleite ich ihn", weiß Ulrich Albersmeyer. Schönau hatte "es gar nicht auf dem Schirm", dass er mal die Nachfolge seines Chefs antritt, denn sein Weg schien vorgezeichnet. Er hatte als Raumausstatter, auf den er noch den Meister als Parkettleger drauf sattelte, auch anderswo in der Industrie gute Perspektiven. Aber der 27-Jährige entschied sich zum Bleiben. Schönau bereut diese "Lebensentscheidung" pro zukünftige Selbstständigkeit, die er vor vier Jahren traf, keine Sekunde. Ihm gefalle der familiäre Umgang, die Zusammenarbeit geschehe auf Augenhöhe. Die Übernahme von "Creative Raumausstattung Albersmeyer" durch den jungen Mann ist zwar schon geplant und er fühlt sich durch das gute Coaching jetzt schon "für die Nachfolge gewappnet". Noch zieht sich Ulrich Albersmeyer nicht aufs Altenteil zurück. Doch wenn es eines Tages soweit ist, kann er es ruhigen Gewissens tun.

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