Die Erdbeeren im Saarland sind reif

St Ingbert · Für die Anbauer der süßen roten Früchte hat die Hochsaison begonnen. Der Frost im April sorgt jedoch allerorten für Ausfälle.

Die Erdbeeren sind reif, und überall im Saarland hat die Ernte begonnen. Doch ganz zufrieden sind die Bauern im Land derzeit nicht mit ihrer Ausbeute. Durch die Kälteperiode Ende April ist es auf vielen Feldern zu Einbußen gekommen. "Wir hatten da den Spätfrost, der war sehr zerstörend für die Obstbauern allgemein", erläutert Elmar Thewes von der Landwirtschaftskammer des Saarlandes. Denn die Blüten überstehen es nicht, wenn die Temperaturen unter null Grad sinken - gerade, wenn diese Kälte mehrere Stunden anhält oder noch weiter unter den Gefrierpunkt fällt.

Ein extremer Wert wurde im Kirkeler Ortsteil Altstadt auf den Feldern von Erdbeerland erreicht. "Wir hatten minus sieben Grad, es war richtig knackig kalt", erzählt Katharina Bernauer, bei Erdbeerland zuständig für Erdbeeren und Spargel. "Nach der Nacht sah es verheerend aus", erinnert sie sich, "es hat niemand mit minus sieben Grad gerechnet." Deshalb hätten es die Mitarbeiter versäumt, die Felder mit einem schützenden Vlies zu versehen. "Wir hatten die Fehlannahme, dass die Knospen das aushalten", sagt Bernauer. Viele Pflanzen hätten Blüten nachgebildet, aber "die Menge wird zurückgehen", ist sie sicher. Mit einem "Ernteloch" rechnet sie in zwei bis drei Wochen.

Von einem Ausfall um die 50 Prozent geht Thomas Ripplinger vom Obstgut Klosterberg in Merzig aus. "Wir haben erhebliche Einbußen, was Erntemengen und Fruchtgröße angeht", erklärt er. Die Felder seien zwar teils mit Folien abgedeckt worden, gebracht habe dies allerdings nichts - sieben bis acht Stunden mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt seien einfach zu viel für die Blüten gewesen. Etwas besser überstanden haben es die Erdbeeren in den Hochbeeten. Die Pflanzen hätten sich in einem anderen Entwicklungsstadium befunden - und seien weiter vom kältesten Punkt direkt über dem Boden entfernt.

"Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", findet Andreas Ehl. Seine Felder sind alle im Saarlouiser Becken und damit in "relativ guter und geschützter Lage". Trotzdem hat er "zum Teil erhebliche" Schäden zu verzeichnen - besonders im Freiland. Dort rechnet er mit Umsatzeinbußen von rund 50 Prozent. Verrechnet mit den Erdbeeren, die in Folientunnels angepflanzt werden und so geschützt wurden, sieht er Einbußen von 30 bis 40 Prozent. "Wir können das durch höhere Preise ausgleichen", sagt er und baut auf das Verständnis der Kunden. "Eine immer größer werdende Klientel legt Wert auf Qualität und Regionalität", weiß er.

Zur Qualität zählt die Größe der Früchte. Die ist immer dann gegeben, wenn die Pflanzen während des Wachstums genug Wasser erhalten. Doch im Gegensatz zu Ehl haben nicht alle Bauern die Möglichkeit, ihre Felder künstlich zu bewässern: Sowohl auf dem Hofgut Klosterberg als auch bei Erdbeerland sind einzelne Felder auf die Gunst der Natur angewiesen. "Nicht alle Felder haben einen Wasseranschluss und können so künstlich bewässert werden", sagt Bernauer.

Auf den Geschmack habe die Fruchtgröße jedoch keine negativen Auswirkungen, im Gegenteil, meint Elmar Thewes von der Landwirtschaftskammer: "Die schmecken dann aromatischer und sind zum Naschen super." Die Kunden wollten jedoch lieber große Früchte kaufen, weiß Ripplinger: Denn bei denen sei nicht zuletzt das Putzen weniger Arbeit.

Wer sich seine Früchte direkt selbst aussuchen will, hat dazu ebenfalls bald die Möglichkeit. Die Eröffnung der Selbstpflück-Felder steht überall im Saarland kurz bevor.

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