Steuern Die Abwassergebühren werden steigen

St. Ingbert · Stadtverwaltung erläuterte auf einer Infoveranstaltung die Gründe für die „moderate“ Anhebung ab 2018.

 Christian Fettig (links) und Dieter Detemple vom städtischen Abwasserbetrieb informierten die St. Ingberter in einer extra anberaumten Infoveranstaltung und später den Stadtrat in dessen Sitzung über die Notwendigkeit einer Erhöhung der Abwassergebühren.

Christian Fettig (links) und Dieter Detemple vom städtischen Abwasserbetrieb informierten die St. Ingberter in einer extra anberaumten Infoveranstaltung und später den Stadtrat in dessen Sitzung über die Notwendigkeit einer Erhöhung der Abwassergebühren.

Foto: Cornelia Jung
 So wie hier derzeit in der Sandstraße, wo die Hausanschlüsse fürs Abwasser in offener Bauweise neu verlegt werden, muss in St. Ingbert vielerorts ins Kanalsystem investiert werden.

So wie hier derzeit in der Sandstraße, wo die Hausanschlüsse fürs Abwasser in offener Bauweise neu verlegt werden, muss in St. Ingbert vielerorts ins Kanalsystem investiert werden.

Foto: Cornelia Jung

Mit dem Beginn des neuen Jahres wird es in St. Ingbert für Hausbesitzer teurer. Die Grundsteuer steigt und auch die Abwassergebühren (wir berichteten). Doch die gute Nachricht vorab: es wird nicht ganz so teuer wie erwartet. Das beschloss der Stadtrat jetzt auf Grund eines neuen Rechenmodells, das die Mitarbeiter des städtischen Abwasserbetriebs (EBA) vorlegten. So wird die Schmutzwassergebühr um 20 Cent auf 3,23 Euro und die Niederschlagswassergebühr von derzeit 60 auf dann 73 Cent pro Kubikmeter steigen. Das sind 18 beziehungweise neun Cent weniger, als noch Anfang Dezember gemeldet. Dies sei eine Minimalvariante, die sowohl die Wirtschaftlichkeit des Abwasserbetriebs als auch das Geldsäckel der Bürger berücksichtige. In einer einstündigen Bürgerinfoversammlung, die vor der jüngsten Stadtratssitzung stattfand, hatten Dieter Detemple und Christian Fettig vom städtischen Abwasserbetrieb zehn Bürger über den Grund der Erhöhungen informiert, im Stadtrat dann über die Zahlen, die hinter den drei anfänglich diskutierten Gebührenkalkulationen sowie der neuen Variante stecken. „Wir haben in St. Ingbert eine geregelte Abwasserreinigung, da sind wir vorbildlich. Und das kostet eben Geld“, sagte Oberbürgermeister Hans Wagner vorab. Eine Investitionssumme von mehr als sechs Millionen Euro müsse in dieses funktionierende System gesteckt werden, weshalb man auch neu kalkulieren müsse. Mache man dies nicht, drohe ein Defizit. Fettig als technischer Leiter des EBA erklärte den Anwesenden eingangs die Grundzüge seiner Abteilung und deren Arbeit und zeigte Bilder vom Kanalsystem der Stadt, dessen Verlauf, Länge und Sanierungsmaßnahmen an diesem. „Es geht hier grundsätzlich um den Trinkwasserschutz“, erklärte er die Bedeutung eines intakten Abwassersystems. Diese Übersicht der unterirdischen Infrastruktur war selbserklärend. „Als Bürger sehen sie immer nur die Kanaldeckel“, so Fettig. Allein 240 Kilometer Kanal, 7600 Schachtbauwerke, ein Regenüberlauf- sechs Regenrückhalte- und elf Regenklärbecken gebe es neben acht Pumpstationen und noch einigen Einrichtungen mehr, nicht nur im Blick sondern rund um die Uhr funktionstüchtig zu halten. Man verfahre in St. Ingbert nicht nach der „Feuerwehrstrategie“, wo nur gemacht werde, was kaputt sei. Sondern man versuche, frühzeitig zu investieren, was viele andere Kommunen zu wenig täten, was sich später räche. Bilder von aus Steinzeug, Mauerwerk oder auch aus Beton bestehenden, alten Kanälen, die mit Rissen durchzogen sind, ließ erahnen, wofür die Gebühren in Höhe von derzeit 8,4 Millionen Euro verwendet werden. Und dabei gehe der „Löwenanteil“ von 5,1 Millionen Euro als Beitrag an den EVS, wie der kaufmännische Leiter des EBA sagte. „Das ist eine interessante Größe, damit Sie einschätzen können, was von Ihrem Geld hier in St. Ingbert bleibt“, erklärte Dieter Detemple. Allein 810 000 Euro habe es in 2016 gekostet, die städtischen Kanäle regulär instand zu halten. Er erinnerte an die vielen Baustellen, von denen einige auch der Erneuerung des Kanalnetzes geschuldet waren, immerhin rund 4,3 Kilometer pro Jahr. In den vergangenen 14 Jahren habe man 44 Millionen Euro in das Abwassersystem investiert. Auch Fragen zu den vom EBA erwirtschafteten Gewinnen blieben nicht unbeantwortet. Von 2012 bis 2014 habe man tatsächlich Gewinne gemacht, die laut Rechtssprechung an die Gebührenzahler zurückgegeben werden müssten. Hier habe man mit den zuständigen Stellen lange diskutiert. Denn erst die Gebühren zu senken, um sie später um ein Vielfaches wieder ansteigen zu lassen, sei nicht der richtige Weg. „Das kann ich keinem Bürger erklären“, so Detemple. So werde es also ab Januar 2018 eine moderate Erhöhung geben, die allerdings in den nächsten Jahren nicht die letzte bleiben wird.

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