Der Wurfkäfig ist sein Wohnzimmer

Blieskastel · Roland Klingler von der LG Bliestal hat seine Erfolgsbilanz mit dem Titel eines Welt- und Europameisters weiter ausgebaut. In diesem Jahr stand der Blieskasteler Leichtathlet in der Seniorenklasse M 65 stets auf dem Siegertreppchen.

 Normal hat er die Wurfgeräte in der Hand, hier sind es auf unserem Foto seine Medaillen. Leichtathlet Roland Klingler holte zuletzt Gold bei der Weltmeisterschaft, auch bei der EM gewann er die Goldmedaille. Der 66-jährige Blieskasteler sammelt eine Medaille nach der anderen.Foto: Hans Hurth

Normal hat er die Wurfgeräte in der Hand, hier sind es auf unserem Foto seine Medaillen. Leichtathlet Roland Klingler holte zuletzt Gold bei der Weltmeisterschaft, auch bei der EM gewann er die Goldmedaille. Der 66-jährige Blieskasteler sammelt eine Medaille nach der anderen.Foto: Hans Hurth

Foto: Hans Hurth

Roland Klinger ist das Aushängeschild der Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Bliestal. Der vielseitige Athlet aus Blieskastel hat eine wechselvolle Karriere hinter sich. Der heute 66-Jährige begann seine Karriere als Volleyballer beim TV Webenheim. Danach absolvierte er Kurzstrecken als Läufer und wechselte mit 20 Jahren zum Zehnkampf. Nach einer familiär bedingten sportlichen Pause favorisierte Klingler mit 45 Jahren die Wurfdisziplinen mit dem Diskus als Lieblingsgerät.

Über 100 Mal stand er seitdem auf dem Siegertreppchen, davon 44 Mal als Saarlandmeister sowie mehrere Male als deutscher Meister der Senioren, letztmals als Doppel-Sieger Anfang September. Nach einigen Vize-Europameisterschaften war im Juli der Gewinn der Welt- und Europameisterschaft im LSW-Spezialsport (Laufen, Springen, Werfen) die Krönung.

Wohl fühlt sich der Bär von einem Mann in seinem "sportlichen Wohnzimmer, dem Wurfkäfig", wie er sagt. Der ist rund, hat einen Durchmesser von 2,50 Metern und ist mit einem Drahtgeflecht umzäunt. Hier dreht Roland Klingler im wahrsten Sinne des Wortes als erfolgreicher Werfer durch, vor allem mit der 22 Zentimeter großen Diskusscheibe.

Fünf bis sechs Mal pro Woche schuftet der ehemalige Technische Leiter der Stadtwerke Blieskastel im eigenen Kraftraum oder auf der selbst gebauten Wurfanlage neben dem Sportplatz des TuS Mimbach. "Bei der neuen Sportanlage des SC Blieskastel-Lautzkirchen war im Bauplan, auch wegen der Zuschüsse, eine Wurfanlage vorgesehen. Doch verwirklicht ist diese bis heute leider nicht", zeigt sich Klingler enttäuscht. Das hat seine Erfolge aber nicht geschmälert.

"Im ungarischen Tata wurde ich Weltmeister im Diskus-griechisch. Bei dieser Disziplin gilt es, den drei Kilogramm schweren Diskus aus dem Stand zu werfen", erklärt Klingler. 44,44 Meter waren Lohn seiner Trainingsanstrengungen und die Krönung, nachdem er sich bereits im vergangenen Jahr die Europameisterschaft gesichert hatte. So ganz nebenbei wurde Klingler in Ungarn noch Vize-Weltmeister im Schleuderball mit 46,93 Metern.

Klingler bezeichnet vor allem die deutschen Meisterschaften stets als ein besonderes Erlebnis. "Mit den Sportkameraden hat sich in den Jahren eine enge Freundschaft entwickelt. Dazu gehören seit Jahren seine härtesten Konkurrenten, wie Georg Kinadeter (Bayern) und Ralf Unger (Westfalen).

Seine Erfolge haben auch beim sportlichen Nachwuchs der LG Bliestal den Ehrgeiz geweckt. "Bis zu 18 Jugendliche sind derzeit bei mir in der Werfer-Gruppe in Mimbach", freut sich der stolze Inhaber der Trainer A-Lizenz.

Ein Eckpfeiler seiner Erfolge ist seine Ehefrau Marianne. Seine Zwillingstöchter Marion (sie lebt in München) und Manuela (Australien) machten ihn zum vierfachen Opa. "Sie organisiert die Fahrten zu den Wettkämpfen. Nach Ungarn waren immerhin 2300 Kilometer zu bewältigen. Gleichzeitig bucht sie die Hotels, sucht Trainingsplätze aus und schafft so beste Voraussetzungen für meinen Wettkampf", lobt er seine Frau. Beide sind mit viel Idealismus zugange. "Schließlich müssen wir Seniorensportler alles selbst organisieren und auch bezahlen, selbst das DSV-Trikot mit dem Adler. "Doch der Sport hat mir viel gegeben, aus ihm ziehe ich meine ganze Kraft", blickt der erfolgreiche Sportler auf die vergangenen zehn Jahre zurück. Da schwächte ihn eine Leukämie-Krankheit. Doch er ließ sich von der Diagnose nicht verwirren. "Ich trainierte zum Erstaunen meiner Ärzte einfach weiter." Und heute gilt die Krankheit bei ihm als vollkommen ausgeheilt. "Meine Situation soll Menschen in ähnlichen Situationen Mut machen", sagt Klingler.

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