Der typische Sound war nie weg

Gräfinthal · „Schön war's“, meinte die Frau aus Reihe zwei am Ende. Zuvor hatte sie fünf Männer mit der Leidenschaft Singen und Musik erlebt. Marx, Rootschilt und Tillermann eröffneten die Gräfinthaler Vierjahreszeiten mit einem tollen Konzert im Haus Wulfinghoff. Dabei ging's durchaus auch romantisch zu.

 Gerdi Rootschilt, Robby Jost, Hubi Tillermann und Michael Marx in „Haus Wulfinghoff“. Foto: jma

Gerdi Rootschilt, Robby Jost, Hubi Tillermann und Michael Marx in „Haus Wulfinghoff“. Foto: jma

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"Wir sind älter, als wir aussehen", ulkte Michael Marx am Freitagabend im ausverkauften Haus Wulfinghoff. Der Frontmann von "Marx, Rootschilt und Tillermann" (MRT) brachte beim ersten Konzert der "Gräfinthaler Vierjahreszeiten" für 2014 das 40-jährige Jubiläum der Band auf den Punkt. "So lange gibt's die schon, echt?", fragte direkt nach dem Marx'schen Ausspruch auch eine Frau aus Reihe zwei.

Gut, taufrisch wie der Frühling sind die fünf Musiker und Sänger auch nach der Rückkehr vor etwa zwei Jahren des 18 Jahre zuvor nach Irland ausgewanderten Hubi Tillermann nicht mehr. Doch im Alter steigt bekanntlich die Reife. Und von der konnten sich die Konzertbesucher am Freitag mehr als überzeugen. Indessen scheint der Titel der neuen CD "Barkmark" (Baumrinde), wie Michael Marx in einer seiner Moderationen verriet, nicht ganz zufällig gewählt. Etwas Kostbares, etwas über lange Zeit Gereiftes, verborgen hinter einer Rinde, die vor den Widrigkeiten des Alltags schützt. Da muss man nicht gleich zum Titel "After the Frost", ebenfalls von der neuen CD, greifen, mit dem die vorwiegend A-capella singenden fünf Männer das Konzert eröffneten. Nein, der neue Tonträger sei optimistisch, auch, wenn er gelegentlich melancholische Teile beinhalte, stellte Michael Marx klar. Und auch das habe nichts mit dem Alter zu tun.

Mit "The Three of life" bewiesen MRT dann wieder, dass es ihn auch weiterhin gibt, den typischen "Marx, Rootschilt und Tillermann"-Sound. Er war ja nie weg. Und romantisch geht's auch bei ihnen zu. Etwa als "You can close your eyes" (James Taylor) zum Träumen aufforderte. Dieser Bitte kamen nicht nur die frischverliebten Paare nach. Ein Titel überzeugte wohl alle Konzertbesucher, da er der Band wie auf den Leib geschrieben scheint: "God old singing band". Es scheint das Credo von MRT zu sein, denn hier war große Sing- und Spielfreude spürbar. Bei so viel Jubiläum musste auch ein Titel aus der Anfangszeit her: "Never once before", den man 1976 in einem Heizungskeller aufgenommen hatte, weckte zahlreiche Erinnerungen. Robby Jost, von Frontmann Michael Marx liebevoll als "The Voice of Elversberg" betitelt, sorgte beim "Redemption Song" von Bob Marley für Begeisterung des Publikums.

Auch, wenn der Song sich mit einem ernsten Thema, nämlich der Sklaverei, befasst. Multiinstrumentalist Amby Schilo überzeugte bei "While the World is going crazy" mit einem Cajon-Solo, wie man es selten gesehen haben dürfte. Auch dieses Lied entstammt der neuen CD und bewies vor allem eines: Große Sing- und Spielfreude der fünf Männer, die auch dieses Mal ohne Zugaben nicht von ihrem Publikum gehen gelassen wurden. "Schön war's", meinte dann auch wieder die Frau aus Reihe zwei.

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