Der Fernsehgottesdienst kam aus St. Josef

St Ingbert · Rund 700 000 Zuschauer verfolgten den Gottesdienst vor den Fernsehern: Die zweitgrößte Kirche im Bistum wurde ausgesucht.

 Viele Fernsehzuschauer konnten den Fernsehgottesdienst verfolgen, der von fünf Kameras „eingefangen“ und live übertragen wurde. Foto: Cornelia Jung

Viele Fernsehzuschauer konnten den Fernsehgottesdienst verfolgen, der von fünf Kameras „eingefangen“ und live übertragen wurde. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Es war kein normaler Gottesdienst, wie er gestern Morgen in St. Josef gefeiert wurde. Denn rund 700 000 Besucher schauten deutschlandweit vor den Fernsehern zu, weil die zweitgrößte Kirche im Bistum Speyer von der Katholischen Fernseharbeit (KFA) für die Live-Übertragung des ZDF-Gottesdienstes ausgesucht wurde. Eigentlich werden dafür nur Kirchen mit bis zu 500 Sitzplätzen gewählt, doch die Schönheit der großen Kirche beeindruckte. Seit Mittwoch wurde die Technik installiert, das mobile Fernsehstudio zwischen Pfarrhaus und Kirche in Stellung gebracht. Wegen der beengten Platzverhältnisse musste der kleine Übertragungswagen mit acht Metern Länge genutzt werden, wo sonst ein doppelt so großer zum Einsatz kommt. Im Kircheninneren wurde wegen der Raumdimension mit einem Maximum an Beleuchtung gearbeitet. Fast sechs Kilometer Kabel wurden verlegt. Dass der Fernsehgottesdienst in den vorgegebenen Zeitrahmen von knapp 45 Minuten passte, machte es für alle Beteiligten von Pfarrer Andreas Sturm, über Gemeindereferent Holger Weberbauer, die Musiker, den Chor bis hin zu den Pfarreimitgliedern zu etwas Speziellem. "Während ich sonst meine Predigt spätestens am Samstag vor dem Gottesdienst schreibe, musste ich sie nun schon sechs Wochen vorher einreichen", erzählt Pfarrer Sturm zwei Tage vor der Übertragung, als die vielen Proben in vollem Gange waren. Sonst predigt er nicht mit dem Blick auf die Uhr und aktuelle Themen wie die kürzlich verübten Anschläge in Manchester und Ägypten baut er normalerweise spontan ein. In diesem Falle mussten diese Anpassungen vorher besprochen und an das 27-seitige Drehbuch angepasst werden. Kurz vor Beginn der Übertragung wurden die Gottesdienstbesucher auf die Besonderheiten hingewiesen. Eine Liedstrophe musste weggelassen, die Kommunion abgekürzt werden und man sollte wegen der Stolpergefahr auf das technische Gerät achten, aber nicht in eine der fünf Kameras schauen. Nach der Übertragung waren die Mitwirkenden erleichtert und die Besucher begeistert. Eine "große Kiste" sei das gewesen, sagte Sturm im Anschluss an die Sendung. Die Besucher fanden den Gottesdienst " großartig". Auch Produktionsleiterin Sylke Hart lobte Kirche, Umfeld und den Ablauf der Fernsehübertragung: "Das war super. Das sage ich nicht nur einfach so." Besonders der Chor und die Solisten stachen heraus. Auch die drei St. Ingberter, die angesichts des Gottesdienst-Themas "Verlieren und Gewinnen" über Sozialarbeit, den Brand und den Wiederaufbau der Kirche und über den Verlust der syrischen Heimat und das Ankommen in einer neuen berichteten. Viele Beteiligte hatten Lampenfieber. "Anfangs war die Kamera fremd", so der Pfarrer. Doch sein Vater verfolge den Gottesdienst so wie viele andere aus dem Krankenbett, die nicht selbst in die Kirche gehen könnten. Plötzlich habe die Kamera ein Gesicht bekommen. Ungewohnt waren die rund sechs Stunden Proben für die Messdiener und der Sprechtrainer für Weberbauer und Sturm. Doch es hat sich gelohnt. "Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und vielleicht dürfen wir einmal wiederkommen", machte Teresa Kammerlander (KFA) den St. Ingbertern ein Kompliment.

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