Bunte Hingucker in der Biosphärenstadt

St Ingbert · Das städtische Gewächshaus in St. Ingbert wird abgebaut und verkauft, denn die eigene Pflanzenzucht wird aufgegeben. Durch ein neues Konzept will man Zeit und Geld einsparen und dem Biosphärengedanken Rechnung tragen. St. Ingbert wird deshalb nicht weniger bunt und weniger blühen.

 Christian Lambert und Albrecht Breyer(von rechts) zeigen im Gewächshaus der Stadtgärtnerei, das bald abgebaut wird, wie sie sich das Biosphärengrün in St. Ingbert vorstellen. Foto: Cornelia Jung

Christian Lambert und Albrecht Breyer(von rechts) zeigen im Gewächshaus der Stadtgärtnerei, das bald abgebaut wird, wie sie sich das Biosphärengrün in St. Ingbert vorstellen. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. "In St. Ingbert redet man darüber, dass das städtische Gewächshaus zugemacht wird. Wir wollen erklären, wie es wirklich ist", so Stadtpressesprecher Peter Gaschott bei einem Lokaltermin in der Stadtgärtnerei. Tatsächlich werde das Gewächshaus geschlossen, abgebaut und verkauft, denn die eigene Pflanzenzucht wird aufgegeben. Gaschott sprach von neuen Konzepten, die auch dem Biosphärengedanken Rechnung tragen. Daran werde man sich im Grünbereich der Mittelstadt künftig ausrichten, was die Bepflanzung betrifft. Man spare Zeit und Energie. Pflanzenaufzucht ist sehr energieintensiv. So stand man bei der Stadtgärtnerei vor der Frage, ob sich das überhaupt rechne. Die Antwort scheint klar. "St. Ingbert wird deshalb nicht weniger bunt oder es wird weniger blühen", so Gaschott. Nur werden eben andere bunte Hingucker das Stadtbild verschönern.

Und die "Maßnahme" soll keine Arbeitsplätze kosten. Von den derzeit 42 Mitarbeitern der Stadtgärtnerei sind nur 1,5 im Gewächshaus tätig, wovon einer in die Verwaltung wechselte. Wenn draußen aber jede helfende Hand benötigt wird, steht dieser zur Verfügung. "Es gibt aktuell sogar eine Stellenausschreibung, um das Personal aufzustocken", informierte der Stadtpressesprecher in der vergangenen Woche. Jährlich würde der Stadt die Aufgabe der Zucht und der Umstieg aufs Biosphärengrün rund 25 000 Euro an Energie-Einsparungen bringen. Nochmal mit der gleichen Summe rechnet man durch den geringeren Arbeitsaufwand bei der Pflege des heimischen "Wild"-Wuchses, der natürlich gezielt angesiedelt wird. Christian Lambert zeigte beim Termin in der Stadtgärtnerei, wie schön so etwas aussehen kann. Trotzdem werden Parade- oder Vorzeigeflächen wie Fußgängerzonen oder Kreisel weiterhin mit Blumen bestückt, die man nach erfolgter Ausschreibung von privat einkauft. Das Stadtbild wird jetzt von 1000 Quadratmetern Blumenflächen geprägt, wovon später nach Umsetzung des Konzepts mit extensiven Staudenpflanzen noch zirka die Hälfte übrig bleibt. An der "erprobten Mischung für den öffentlichen Bereich", wie Lambert sagte, werden sich die St. Ingberter im kommenden Jahr erfreuen können. Deutlich wird der Pflegeaufwand, als Zahlen der Pflegedurchgänge genannt werden. Der "biosphärische Wildwuchs" benötigt drei bis fünf Mal im Jahr eine helfende Hand, die Blumen müssen dagegen einmal wöchentlich, bei extremen Sommer-Temperaturen sogar täglich gepflegt werden. Der Unterhaltungsaufwand werde durch die neue Bepflanzung erheblich gesenkt und ökologisch wertvoll sei sie außerdem, sind sich Gärtner und Pressesprecher einig. Die neue (Pflanz-)Philosophie schlägt also mehrere Fliegen mit einer Klappe. "Das ist ein weiterer Schritt, die Biosphäre im Stadtbild umzusetzen und auch zu leben", sagte Gaschott.

Nach erfolgter Veräußerung des Gewächshauses werde die Fläche als Lagermöglichkeit für die Gärtnerei genutzt. Dann fällt allerdings auch die Möglichkeit weg, frostempfindliche Kübelpflanzen, wie Palmen oder Bananen , zum Überwintern in die Gärtnerei auszulagern. Auch Blumendekoration für Messen oder Konzerte aus der Stadtgärtnerei wird es nicht mehr geben. Doch der Schritt muss konsequent gegangen werden. Und dies freut auch das Gärtnerehepaar Monika Kulicke-Günther und Claus Günther, die den Vorschlag des Biosphärengrüns bereits im Frühjahr 2012 machten.

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