Big Band statt Blasorchester

Bliesmengen-Bolchen · „Lust auf Frühling“ war das Motto des Konzerts des Musikvereins Bliesmengen-Bolchen. Die wurde wirklich geweckt, die Zuhörer waren begeistert und es gab Stehende Ovationen für die Leistungen der Musiker.

 Das Orchester des Musikvereins Bliesmengen-Bolchen bei „Les Humphries in Concert“. Foto: Martin

Das Orchester des Musikvereins Bliesmengen-Bolchen bei „Les Humphries in Concert“. Foto: Martin

Foto: Martin

. Bei manchen Personen der Zeitgeschichte wäre es durchaus interessant, sich diese einmal in einer anderen Epoche vorzustellen. Im Falle des Wolfgang Amadeus Mozart könnte man etwa auf die Idee kommen, wie es wäre, wenn er nicht 1756, sondern 1956 gelebt hätte. Und genau diese Gedanken umtrieben Michael Schmidt im Vorfeld des Frühjahrskonzertes des Musikvereins Bliesmengen-Bolchen. Der Dirigent des Orchesters hatte am Sonntagnachmittag in der Bliestalhalle Mozarts "Eine kleine Nachtmusik" mit ins Programm genommen.

Das klang im Stil der 50er gänzlich anders als gewohnt. Mit Liebe zum Detail - Kerzenleuchter auf der Bühne, weiße Handschuhe und Mozartperücke beim Dirigenten - hörte sich das richtig fetzig an. Es offenbarte aber vor allem eines: Der Musikverein ist mit seinem neuen Dirigenten an dessen Ziel angekommen. Statt klassischem Blasorchester präsentieren sich die "Menger" Musiker eher als Big Band, die den Vergleich mit renommierten Größen nicht zu scheuen braucht und, die man im Umkreis erst einmal suchen und finden muss. Das zeigte sich bei etlichen Programmpunkten der Veranstaltung mit dem Motto "Lust auf Frühling".

Etwa bei "Sing, sing sing", bei dem es kaum jemanden in der gut besuchten Halle gab, der da nicht mitwippte. Ein charakteristischer Stil, der Dank des Schlagzeugsolos von Tobias Schild und des Keyboards (Peter Ackermann) geradezu zu einem Alleinstellungsmerkmal mutierte. Überhaupt war es ein Konzert, bei dem die Soli im positiven Sinne geradezu inflationär waren. Bei dieser Vielzahl musste auch Moderatorin Carmen Bachmann aufpassen, nicht mit den Namen durcheinander zu kommen. Doch die rund 40 Musiker gaben alles. Auch Orchester-Chef Schmidt ließ es sich nicht nehmen, bei "Hit the Road Jack" ein Querflötensolo zu geben. Fast hätte man ihn - dank Hut und Sonnenbrille - mit Ian Anderson (Jethro Tull) verwechseln können. Lukas Schild und Norbert Winter (beide Saxofon) und Alexander Brettar (Trompete) sowie Peter Ackermann und Tobias Schild waren hier die Solisten. Letzterer begeisterte gar so sehr, dass man ihm Zwischenapplaus spendete.

Da musste sich der Vater Klaus Schild bei seinem Solo von "Plaisir d'Amour" mit der Alt-Klarinette sputen. Die Solo-Reihe wurde jedoch auch von der Nachwuchsband "Ackermannsche Apparate" (Leitung: Peter Ackermann) fortgesetzt. Neben Sängerin Alexandra Grandjean, die "Je Veux" mit recht flottem Tempo interpretierte, sei hier Luisa Lagaly exemplarisch für ihr Saxofon-Solo bei "George Gershwin" erwähnt. Bravo-Rufe heimsten vor allem drei Trompeter (Alexander Leidinger, Christof Brettar und Michael Schneider) bei "3 Tops - Solo für drei Trompeten" ein. Und zum Schluss ein Traditionsbruch im positiven Sinne: Statt eines Marschs als Zugabe, steuerte das Orchester "Mery, mery, mery" mit einem Saxofon-Solo von Lukas Schild bei, nachdem es zuvor die ersten stehenden Ovationen gab.



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