Elstersteinpark Ist der Erfolg des Weideprojekts gefährdet?

St. Ingbert · Das „Weideprojekt Elsterstein“ steht auf der Kippe. Oberbürgermeister Hans Wagner hat die Ziegen verbannt.

 Der Orstrat soll nun über das Beweidungsprojekt im Elstersteinpark entscheiden, das den ursprünglichen Landschaftsgarten und seine Strukturen der Familie Krämer freilegen sollte.

Der Orstrat soll nun über das Beweidungsprojekt im Elstersteinpark entscheiden, das den ursprünglichen Landschaftsgarten und seine Strukturen der Familie Krämer freilegen sollte.

Foto: Copyright: Norbert Ramelli/Photographer: Norbert Ramelli

Der Elstersteinpark ist nicht nur wegen seines Ausblicks ein beliebter Rückzugsort für Kurgäste und St. Ingberter. Doch die Idylle und die herrliche Fernsicht über die Dächer der Stadt, täuschen über die aktuelle Debatte über das „Weideprojekt Elsterstein“ hinweg. Zwischen Anwohnern und Bürgern, die sich von den Zäunen eingeschränkt und von den Tieren und den damit verbundenen Gerüchen belästigt fühlen und jenen, die das Projekt unterstützen, den Elstersteinpark und seine Strukturen wieder freizulegen.

Das Projekt, das der Ortsrat St. Ingbert am 30. September 2014 einstimmig beschlossen hatte, wurde vergangene Woche von Oberbürgermeister Hans Wagner (parteilos) auf Eis gelegt. Vorerst und zum Teil. Schafe dürfen weiterhin weiden, nur die Ziegen eben nicht. Nach einem Ortstermin mit verärgerten Anwohnern hat Wagner das Projekt der nachhaltigen Beweidung und Pflege noch einmal zur Beratung in den Ortsrat verwiesen – „mit einem besonderen Augenmerk auf die Einwände der Bürger“, erklärt er. „Das Projekt läuft weiter, jedoch werden bis zu einer weiteren Entscheidung im Ortsrat keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen.“

Ortsvorsteher Ulli Meyer (CDU) hat den Ortsrat und interessierte Bürger am Montag kurzfristig zu einem Ortstermin am Mathildenstift eingeladen und im selben Atemzug die Stadtverwaltung darum gebeten, die Beweidung – auch für die Ziegen – bis zur nächsten regulären Ortsratssitzung zu gestatten, um den Erfolg des Projekts nicht zu gefährden – auch angesichts der Bewerbung um den Nachhaltigkeitspreis.

Denn die Ziegen sind es, die, wie Hans-Werner Krick schon mehrfach erklärte, die wichtige Arbeit im Unterholz leisten und die Triebe abknabbern. Krick möchte sich aktuell allerdings nicht mehr zum Projekt äußern. Das Problem sei aber, erläutert Ulli Meyer, dass die Triebe, die jetzt bis August nicht gefressen würden, in zwei Monaten nicht mehr für die Ziegen geeignet seien. Er erklärte gestern, dass er weiter auf „den Dialog zwischen den Befürwortern und Gegnern des Beweidungsprojektes“ setze. Ziel sei eine gemeinschaftliche Weiterentwicklung des Elstersteins. Ein Kompromiss in diesem Nutzungskonflikt.

Für Oberbürgermeister Wagner hat sich das Projekt auf gewisse Art und Weise verselbstständigt. „Fakt ist, dass das Projekt der Beweidung mit Ziegen aus dem Ruder gelaufen ist“, sagt Wagner. Statt preiswerter, versetzbarer Zäune – wie anfangs geplant –, die nur kleine Flächen zeitweise einfrieden sollten, seien großflächige Waldflächen dauerhaft eingezäunt worden. Dies würde, so auch ein Anliegen der Mehrheit der Bürger, die Nutzungsmöglichkeiten stark einschränken. Zudem seien die Kosten hierfür von etwa 30 000 Euro explodiert. Nun müsse noch geklärt werden, wie diese und weitere Kosten aufgebracht und verrechnet werden.

Im August soll demnach eine Entscheidung über das Beweidungsprojekt getroffen werden, das in den vergangenen Monaten zunehmend in die Kritik geraten ist. Erst aufgrund der Geruchsbelästigung, dann wegen der festen Einzäunung, die für die Ziegen notwendig ist, aber die Nutzung des Parks einschränkt. Und nun bringt Oberbürgermeister Wagner einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Es gibt Fragen zum Tierschutz, die ich vorher geklärt haben will“, erklärt der Verwaltungschef. Es liege die These vor, dass Ziegen erst an die Triebe von Sträuchern und Bäumen gehen, wenn sonst keine Nahrung zur Verfügung stehe. Dem allerdings widerspricht der Tierarzt und Tierschutzbeauftragte des Saarlandes, Dr. Hans-Friedrich Willimzik: Triebe, Gehölz und Rinden seien auch auf freiem Feld die bevorzugte Nahrung von Ziegen.

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