Beispiel für berufliche Integration

St Ingbert · Angesichts der Zahl von Flüchtlingen wird deren Integration in den Arbeitsmarkt zunehmend ein Thema. Auch Arbeitgeberverbände hoffen, mit jungen Asylsuchenden Lehrstellen zu besetzen, die aufgrund des demografischen Wandels unbesetzt bleiben. Ein Beispiel in St. Ingbert, wie das klappen kann, ist ein aus Afghanistan stammender Azubi.

 Der aus Afghanistan stammende Mohammad Jafari lernt seit einigen Wochen bei dem St. Ingberter Familienunternehmen Stahlbau Herges den Beruf des Metallbauers. Foto: Jörg Jacobi

Der aus Afghanistan stammende Mohammad Jafari lernt seit einigen Wochen bei dem St. Ingberter Familienunternehmen Stahlbau Herges den Beruf des Metallbauers. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

. "In vielen Betrieben im Saarland gibt es Erfolgsgeschichten, wie Flüchtlinge und Asylsuchende nach einer Ausbildung zu bewährten und geschätzten Mitarbeitern wurden", heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes "Die Familienunternehmer". Angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte käme aber oft zu kurz, dass es längst Beispiele von gelungener Integration gebe. Und zwar nicht irgendwo in Deutschland, sondern auch in St. Ingbert . Mohammad Jafari beispielsweise. Der 19-Jährige macht seit 1. August bei Stahlbau Herges im Gewerbegebiet auf dem ehemaligen Kleber-Gelände eine Ausbildung zum Metallbauer. Der Lebensweg, den Jafari dort in seinem bereits guten Deutsch schildert, erscheint als ein derzeit typisches Flüchtlingsschicksal. "Mit vier Jahren haben mich meine Eltern aus meinem Heimatdistrikt Baghran in der Mitte Afghanistans zuerst in den Iran geschickt." Von dort ging es dann vor drei Jahren weiter nach Deutschland. Jetzt hat er in St. Ingbert eine Lehrstelle und eine Wohnung.

Damit hat Jafari das geschafft, was eine aktuelle Gesetzesänderung öfter ermöglichen soll. Seit dem 1. August ist es für jugendliche und heranwachsende Asylsuchende leichter möglich, eine Ausbildung aufzunehmen. Die dafür notwendige Duldung erteilt die Ausländerbehörde jetzt auch bei Aufnahme einer qualifizierten Berufsausbildung. "Das schafft Planungssicherheit für Unternehmen und Auszubildende ", befand die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger dieser Tage. Doch von der hohen Politik geht es im Gespräch mit Wolfgang Herges , dem für Einkauf und Verwaltung zuständigen Geschäftsführer der St. Ingberter Stahlbau-Firma, rasch zurück zum neuen Azubi und dem Alltag der Integration. So war es nach Herges' Einschätzung, wie es sich jetzt herausstelle, "ein glücklicher Zufall", dass Mohammad Jafari 2012 als "unbegleiteter Minderjähriger" im Saarland landete. "Weil er ohne Familie kam, hat das Jugendamt Mohammad gleich unter seine Fittiche genommen - und sofort dafür gesorgt, dass er mit dem Deutschlernen begann." Er habe zunächst vier Monate in Völklingen einen Deutschkurs absolviert und anschließend in Homburg die Schule besucht, wo er auch seinen Hauptschulabschluss machte, erzählt Jafari. Eine wichtige Weichenstellung, wie Herges betont. Denn die Sprache sei ganz entscheidend für die Integration in der Arbeitswelt. "Ohne deutsche Sprachkenntnisse ist es schwer, in einem Betrieb Fuß zu fassen." Wer wegen sprachlicher Defizite einen Fehler mache, den Kollegen ausbügeln müssen, belaste den Betriebsfrieden. Gerade da sei es aber gut, dass es in seinem mittelständischen Familienunternehmen einige Faktoren gebe, die laut Herges die Integration durch Ausbildung zugegebenermaßen erleichtern: So sei in seinem Betrieb die hohe Ausbildungsquote schon lange normal. Unter den derzeit rund 60 Mitarbeitern sind 13 Auszubildende . Neben Jafari beginnen in diesem Ausbildungsjahr drei weitere Azubis bei Stahlbau Herges eine Lehre. Darüber hinaus gehöre in dem Betrieb "Internationalität" dazu. Herges: "Bei uns arbeiten Beschäftigte aus 13 Nationen."

Also alles super, keine Probleme? Sicherlich nicht. Wolfgang Herges , der auch Vorsitzender des Verbands der Familienunternehmer im Saarland ist, ist kein Traumtänzer und kennt die Wirklichkeit in Betrieben. Und er weiß auch um so manche bürokratische Hürde, die Arbeitgeber noch abschreckt, selbst anerkannten Asylbewerbern einen Job zu geben. Dennoch sieht er die Chance, die Flüchtlingen in Zeiten des demografischen Wandels dem Arbeitsmarkt böten. Die meisten Flüchtlinge seien jung und könnten manche Lücke schließen, die sich etwa bei der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen schon auftue.

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