Literaturforum Autorin beweist hintergründigen Humor

St. Ingbert · Marion Poschmann las beim St. Ingberter Literaturforum aus ihrem Roman „Die Kieferninseln“. Das Publikum war sehr interessiert.

 Marion Poschmann bei ihrer Lesung in der St. Ingberter Stadtbücherei.

Marion Poschmann bei ihrer Lesung in der St. Ingberter Stadtbücherei.

Foto: Sonja Colling-Bost/ILF/Sonja Colling-Bost

(red) „Wenn du etwas über Kiefern wissen willst, geh zu den Kiefern.“ Das schrieb vor vielen hundert Jahren der japanische Dichter Matsuo Basho. Der hatte es Marion Poschmann, einer zentralen Figur der deutschen Gegenwartsliteratur, während ihres mehrmonatigen Japanaufenthaltes angetan. Und so reiste die in den letzten Jahren mit Preisen und Ehrungen überhäufte Schriftstellerin aus Berlin tatsächlich zu den von Basho beschriebenen Stätten, was sie nach Studien zur Kultur des japanischen Gartens und der Veröffentlichung eines Lyrikbandes auch noch inspirierte, den Roman „Die Kieferninseln“ zu verfassen, womit sie bereits zum zweiten Mal Finalistin des Deutschen Buchpreises wurde. Ihn stellte sie auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) in der Stadtbücherei einem ihr gespannt folgendem Auditorium vor.

ILF-Sprecher Jürgen Bost führte in Leben und Werk des prominenten Gastes ein. Dann übernahm Marion Poschmann das Mikrofon und präsentierte zunächst die beiden Protagonisten ihrer Geschichte. Da wäre zum einen Gilbert Silvester, seines Zeichens Akademiker mit einem sehr speziellen Forschungsgebiet. Eines Nachts träumt er, dass seine Frau ihn betrügt. Da er den Traum für Wirklichkeit hält, packt er spontan seine Sachen und nimmt den erstbesten Flug nach Tokio.

Dort stößt er nicht nur auf die Reisebeschreibungen des japanischen Haikudichters Basho, dessen Pilgerroute er zu folgen beschließt, sondern auch auf den Studenten Yosa Tamagotchi. Der ist ebenfalls auf einer Reise, seiner letzten, denn er möchte Selbstmord begehen und hat eine ganz andere Handlungsanweisung im Gepäck: den „Complete Manual of Suicide“ – die Anleitung zum Selbstmord.

Mit hintergründigem Humor gestaltet die Autorin die Lebensreise dieses ungleichen Paares auf seiner Suche nach sich selbst. Die bezaubernde Leichtfüßigkeit ihres Erzählstils und ihre originelle Weltbetrachtungsperspektive animierten während der Lesung mehrfach zum Schmunzeln. Feinste Untertöne ihres Romans erscheinen perfekt herausgearbeitet und so lakonisch und transparent dargeboten wie ein japanisches Lackkunstwerk. Im nachfolgenden von Jürgen Bost moderierten Publikumsgespräch drehte sich vieles um die inneren Widersprüche Japans und die Mentalität seiner gleichermaßen in der Tradition wie in der Modernen verhafteten Bevölkerung. Ob die beiden Protagonisten der „Kieferninseln“ am Ende ihr jeweiliges Ziel erreichten, erfuhr das Publikum im Übrigen nicht. Aber das spielte auch gar keine Rolle, denn für den überaus gelungenen Abend war entscheidend, dass die von Marion Poschmann eindrucksvoll präsentierten Sequenzen alle vollauf begeisterten.

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