BiosphärenART Wie in St. Ingbert aus Abfall Kunst wird

Hombur/St. Ingbert · Anke Rehlinger, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr besuchte das GBQ-Projekt Biosphären-Art.

 Gemeinsam mit Maskottchen ARTtour: Michael Sommer, Doris Ducke-Sellen, Theophil Gallo, Dietmar Schönberger, Marika Flierl, Anke Rehlinger und Hans Wagner (von links).

Gemeinsam mit Maskottchen ARTtour: Michael Sommer, Doris Ducke-Sellen, Theophil Gallo, Dietmar Schönberger, Marika Flierl, Anke Rehlinger und Hans Wagner (von links).

Foto: Selina Summer

Wenn man die neuen Räume der Biosphären-Art in der Kohlenstraße in St. Ingbert betritt, fühlt man sich wie in einem Museum. Begrüßt wird man von einem riesigen Strauß, der einem fröhlich entgegenschaut. Art-Tour heißt das Maskottchen. Was man ihm nicht ansieht: Er besteht aus Liebesromanen, Stoffresten und Schuhspannern. Ja, tatsächlich: Dinge, die andere wegwerfen, dienen hier dazu, Kunst und neue Gebrauchsgegenstände zu schaffen. Taschen aus alten Telefonbüchern, Lampen aus Kleiderbügeln und Stühle aus Flaschendeckeln. Oft muss man zweimal hinsehen, um zu erkennen, worum es sich ursprünglich einmal gehandelt hat. In vielen Fällen kommt man überhaupt nicht darauf. Das Schachspiel waren mal Joghurtbecher? Die Garderobenhaken Aktenordner? Die Körbe aus Kabeln? Dahinter steckt jede Menge Handarbeit und viele Stunden geduldiger Arbeit. Upcycling nennt sich diese Art der Verarbeitung, die aus überschüssigen Konsumgütern und Verpackungsmaterialien ansprechende Kunst- und Deko-Objekte herstellt.

Das Projekt zum kreativen Recycling gehört zur gemeinnützigen Gesellschaft für Beschäftigung und Qualifizierung St. Ingbert mbH (GBQ). Es wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr und vom Jobcenter Saarpfalz-Kreis gefördert. Bis zu 15 Teilnehmer werden vor Ort fachpraktisch angeleitet und sozialpädagogisch betreut. Etwa die Hälfte von ihnen stammt aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea. Eine arbeitsmarktpolitische, interkulturelle Maßnahme, die Menschen mit unterschiedlichsten Geschichten, die Möglichkeit gibt, sich einzubringen und wieder in einen geregelten Alltag zu finden. Unterschiedliche Nationalitäten und kulturelle Unterschiede stellen hierbei kein Problem dar. Die kreative Arbeit verbindet.

Projektleiterin Doris Ducke-Sellen liefert den Löwenanteil an Ideen. Gemeinsam mit dem Biosphären-Art-Team setzt die studierte Designerin die Pläne um. Das Lager an Basismaterial ist riesig und immer wieder werden neue Projekte fertiggestellt. Verkauft werden sie nicht. Stattdessen werden sie von Kunstausstellungen geliehen oder zieren öffentliche Gebäude und Geschäfte. Neben dem interkulturellen Austausch geht es schwerpunktmäßig um die Entwicklung eines Kunstprojektes zur kunstvollen und kreativen Verwertung von sauberen, ungiftigen Produktionsabfällen. Kindergärten, Schulen und Freiwillige Ganztagsschulen können auf das Material jederzeit kostenlos zugreifen.

Vergangenen Montag statteten Anke Rehlinger, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Dietmar Schönberger, Fachbereichsleiter im Jobcenter des Saarpfalz-Kreises und Landrat Theophil Gallo gemeinsam mit Oberbürgermeister Hans Wagner der Biosphären-Art einen Besuch ab. Die Begeisterung über die unterschiedlichsten Exponate war groß.

„Was ich in der Kürze der Zeit sehen konnte, beeindruckt mich sehr“, sagte Rehlinger.

Staunend standen die Gäste vor einem riesigen Tannenbaum. Aus pfandfreien Flaschen sei er gemacht, erklärte Ducke-Sellen. „Wenn schon Plastikbaum, dann richtig.“ Kleinere Weihnachtsbäume gab es aus Büchern und verschiedenen Servietten. Einer davon zog sogar gleich bei Anke Rehlinger ein. Er geht als Leihgabe für die Weihnachtszeit ins Ministerium für Wirtschaft. Weitere Aktionen dieser Art sind geplant. So soll es eine Wanderausstellung geben, die sowohl mit gerahmten Bildern als auch mit Originalstücken an verschiedenste Orte ziehen kann. Museen, öffentliche Gebäude aber auch Schulen sollen davon profitieren. Außerdem entstand nach dem gemeinsamen Rundgang die Idee, St. Ingberter Seniorenheime mit weihnachtlicher Dekoration auszustatten. Von den Projektteilnehmern persönlich vor Ort erklärt und installiert, so der spontane Gedanke. Die Geschäftsführer der GBQ, Marika Flierl und Michael Sommer, freuen sich bereits darauf. Die Details sollen in den kommenden Tagen ausgearbeitet werden. „Der heutige Tag zeigt, dass es sehr viel gesellschaftlich wertvolle Arbeit gibt, die ohne solche Projekte nicht geleistet würde“, lobte auch Gallo.

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