. Die Vorabendmesse am vergangenen Samstag in der Pfarrkirche St. Johannes in Rohrbach bekam mit der Aufführung der "Deutschen Bauernmesse" von Annette Thoma durch das Zupforchester 78 St. Ingbert und die Schola Cantorum Blieskastel (Leitung: Sebastian Müller) ein besonders festliches "Gewand". Alle zwei Jahre sind die Rohrbacher Heimatfreunde Ausrichter einer Messfeier mit alpenländischen Klängen am Vorabend des dritten Adventssonntags, die in diesem Jahr zum 15. Mal von den Sängern und Instrumentalisten gestaltet wurde. Mit der Entscheidung für die Aufführung dieser besonderen Messe, die 1933 in Wildbad-Kreuth uraufgeführt wurde, schloss sich für die Rohrbacher Heimatfreunde, die die Aufführungskosten tragen, ein Kreis. Denn die erste alpenländische Messe, deren Präsentation sie übernahmen, war am 24. Dezember 1986 genau diese. Damals wurde die Messe vom Sing- und Spielkreis Blickweiler in St. Konrad unter der Leitung von Toni Kohl vorgetragen. Im gesamten Umkreis soll es nichts musikalisch Vergleichbares gegeben haben, weshalb der damalige Pfarrer Karl Krill begeistert war, wie Kurt Wachall von den Rohrbacher Heimatfreunden erzählte.

Nachdem man einmal mit den Klängen der Messe "infiziert" war, suchte man damals den Kontakt zu Anna Früchtl und dem St. Ingberter Zupforchester über Auftritte beim Rohrbacher Weihnachtsmarkt. Früchtl übertrug die Idee mit wechselnden Besetzungen auch nach St. Ingbert, wovon das Zupforchester unter der Leitung von Sandra Derschang, zum Beispiel durch die Gestaltung der alpenländischen Weihnacht in der St. Ingberter Engelbertskirche, noch heute profitiert. Inzwischen entstanden in der Region viele ähnliche Veranstaltungen, doch Kurt Wachall legt schon Wert darauf, dass der Ursprung beim "Rohrbacher Original" liegt.

Die Melodien alter Lieder und Weisen, die in die mittlerweile zum Volksgut avancierte Bauernmesse einfließen, stammen aus dem bayerisch-österrreichischen Alpenraum und wurden von Volksmusikern zusammengetragen, während die in Ulm 1886 geborene Thoma die Texte beisteuerte. In diesem Jahr "feiert" die Messe, die zu den beliebtesten Messgestaltungen gehört, ihren 80. Geburtstag. Laut ihrer Schöpferin Thoma war das Werk für bäuerliche Sänger zum Frühgottesdienst in Dorfkichen, zu einer Bergmesse oder einer anderen stillen Messe gedacht. Ein Stück wie gemacht für die stille Messe in St. Johannes am vergangenen Samstag, an dem die Orgel schwieg. Auch Pfarrer Marcin Brylka ging auf die Bedeutung des dritten Adventssonntags ein, dem Freudensonntag, Gaudete genannt, der in eine stille und traurige Zeit im Kirchenjahr fällt. Er hätte gleich zweifach Grund zur Freude. Einmal, weil Weihnachten nah sei und weil zum zweiten Chor und Orchester die Vorabendmesse gestalteten. Er bedankte sich mit einem "Vergelt's Gott" für dieses großartige musikalische Geschenk.

Die Zuhörer, die die Kirche bis auf den letzten Platz füllten, bedankten sich mit stehendem Applaus. Hinter der Kirche warteten derweil die Eltern und Erzieher des Kindergartens St. Johannes auf die Besucher, um Basteleien, Glühwein und Zimtwaffeln an den Mann oder die Frau zu bringen. Mit dem Erlös soll ein kleiner Beitrag für den Kindergartenanbau geleistet werden.