Leserreporter 81-jährige Patientin nachts nach Hause geschickt

St. Ingbert/ Homburg · Ein Leserreporter hat diese Erfahrung mit seiner Frau am Uniklinikum in Homburg machen müssen.

 Der Höhepunkt der Grippewelle ist angeblich überstanden, aber noch immer hat sie das Saarland fest im Griff.

Der Höhepunkt der Grippewelle ist angeblich überstanden, aber noch immer hat sie das Saarland fest im Griff.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Wann wird man in einem Krankenhaus stationär aufgenommen, wann wird man wieder nach Hause geschickt? Eine Frage, die sicherlich das diensthabende Ärzteteam entscheidet. Manchmal gibt es allerdings auch „grenzwertige Fälle“, wie es unsere Leserreporterin Marlene Schreiner erlebte. Ihr Mann, der bei uns in der Redaktion anrief, fragte nach: Kann man, selbst im Alter von 81 Jahren, nachts um eins von einem Arzt wieder nach Hause geschickt werden?

Die Geschichte begann, wie derzeit häufig, im erkältungsgeplagten Umfeld. „Meine Frau fühlte sich elend, sie konnte gar nicht mehr stehen“, berichtete uns Leserreporter Baptist Schreiner. Außerdem hatte seine Frau hohes Fieber. Baptist Schreiner machte sich große Sorgen, zumal er befürchtete, dass seine Frau womöglich an einer „echten“ Grippe erkrankt sein könnte, die auch für jüngere Menschen sehr gefährlich werden kann. Also rief er einen Krankenwagen, der seine Frau „nachmittags zwischen 15 und 16 Uhr“ in die Notaufnahme des Uniklinikums in Homburg brachte. Die Entscheidung für Homburg war deshalb gefallen, weil in St. Ingbert und auf dem Saarbrücker Winterberg bereits alles belegt war.

Am Uniklinikum wurde Marlene Schreiner untersucht, auch ein Schnelltest zur Feststellung von Grippeviren wurde durchgeführt, der offensichtlich ergeben hatte, dass keine „echte“ Influenza vorlag, „dennoch wollte man meine Frau noch ein bisschen beobachten, weil ein Blutwert den Ärzten nicht gefiel“, betonte ihr Mann.

Es wurde schließlich Mitternacht in der Notaufnahme, bis nach Aussage von Baptist Schreiner ein junger Arzt auf ihn zukam: „Er sagte, meine Frau könne jetzt nach Hause. Auf meine Bitte hin, der Transport möge doch bitte in einem Krankenwagen stattfinden, wollte der Arzt mir diese Lösung unbedingt ausreden. Er sagte, ein Krankenwagen sei viel zu teuer.“ So habe er sich mitten in der Nacht entschieden, die Tochter zu bitten, die Mutter vom Uniklinikum in Homburg abzuholen.

Tags darauf kam Marlene Schreiner dann nach St. Ingbert ins Krankenhaus, weil sie sich schwach fühlte. Seit einigen Tagen geht es ihr besser und sie ist wieder zu Hause. Dennoch: ihr Mann möchte sich nicht damit abfinden, „dass man um ein Uhr in der Nacht ältere Patienten entlässt. So etwas habe ich noch nie gehört und es kommt mir reichlich seltsam vor.“ Auch die Tatsache, einer schwachen und fiebernden älteren Dame einen Krankenwagen auszureden, „das hat mich sehr geärgert.“

Nachfragen beim Uniklinikum ergaben, dass man sicherlich diese Ausnahmesituation verstehe, aber auch das Klinikum am Limit arbeite. Pressesprecher Roger Motsch verwies in diesem Zusammenhang auf einen offiziellen Hinweis des Uniklinikums: „Wegen der aktuellen starken Grippewelle sind bundesweit und landesweit viele Gesundheitseinrichtungen sowohl mit Grippepatienten als auch mit erhöhtem Krankenstand eigener Mitarbeiter stark belastet. Alle unsere Mitarbeiter sind in dieser außer-
gewöhnlichen Situation sehr engagiert, damit die Krankenversorgung und hier speziell die Behandlung von Notfallpatienten gewährleistet werden kann. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass es in der momentanen Ausnahmesituation dazu kommen kann, dass planbare elektive Behandlungen verschoben werden müssen.“

Auch Pflegedirektor Wolfgang Klein hatte schon vor drei Wochen darauf hingewiesen, dass am Uniklinikum Betten geschlossen werden mussten, weil auch viele Pflegekräfte erkrankt waren. Eine offizielle Stellungnahme des Klinikums erfolgt am Montag.

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