Kirchturm gerettet Sandstein, Geld und Kalkmörtel

Bexbach · Der Turm der Jakobuskirche in Niederbexbach wird saniert. Dazu steuert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 70 000 Euro bei.

 Der untere Teil des Turmes der Jakobuskirche in Niederbexbach, aus großen, roten Sandsteinquadern, stammt noch aus dem Mittelalter. 

Der untere Teil des Turmes der Jakobuskirche in Niederbexbach, aus großen, roten Sandsteinquadern, stammt noch aus dem Mittelalter. 

Foto: Jennifer Klein

Wenn Steine reden könnten, hätte der alte Turm der Jakobuskirche in Niederbexbach gewiss einiges zu erzählen. Der untere Teil des Turmes  stammt noch original aus dem 13./14. Jahrhundert. Doch an dem roten Sandsteinmauerwerk sind die Zeiten auch nicht spurlos vorübergegangen. „Als ich vor neuneinhalb Jahren hier angefangen habe, fand ich auf meinem Schreibtisch einen Brief vor, in dem stand, dass der Turm einsturzgefährdet sei“, erzählt Pfarrerin Bärbel Ganster-Johnson, Risse zeigten sich im Mauerwerk, und die unteren Wände wölbten sich nach außen. Grund: Der Anfang des 19. Jahrhunderts aufgestockte obere Teil des Turmes war wohl auf die Dauer zu schwer für den Sockel, der Druck von oben zu groß, erklärten Gregor Scherf vom Landesdenkmalamt und Ulrich Bollert, Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Sanierung mit 70 000 Euro unterstützt, am Donnerstag beim Ortstermin an der Jakobuskirche (wir berichteten).

Mittels sogenannter „Rissmonitore“ (Sensoren, die messen, ob die Risse im Mauerwerk sich verändern)  habe man festgestellt, dass der Turm nicht in Bewegung sei. Trotzdem war es nun an der Zeit, zu handeln.

Pfarrerin Bärbel Ganster-Johnson stellte einen Antrag bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Und die beschied das Ansinnen positiv: „Wir bekommen vier- bis fünf Mal mehr Förderanträge für Projekte, als  wir genehmigen können“, erklärte Bollert. Gefördert würden Projekte  zum einen nach Gefährdungsgrad des Bauwerks und regionaler Bedeutung. Die hat die Jakobuskirche auch deshalb, weil sie – obgleich offiziell eine evangelische Kirche – von Protestanten und Katholiken gemeinsam benutzt wird. Es gibt keine eigene katholische Kirche in Niederbexbach. Dieses „Simultaneum“ hat Tradition, berichtet Bollert, bereits 1684 wurde die Kirche als Simultankirche geführt.  Zudem sei die Kirche das älteste Gebäude im Ort, bilde mit dem Schulhaus und dem Bauernhaus ein historisches Ensemble, das erhaltenswert sei. Ihm persönlich, ergänzt Bollert, liege als Bexbacher das Kirchlein besonders am Herzen. Deshalb ließ er sein Geburtstagsgeld zum 75. ebenfalls in den Spendentopf der Kirche fließen.   Die Mitglieder des Fördervereins der Jakobuskirche unterstützen seit Jahren das Projekt, wie Pfarrerin Bärbel Ganster-Johnson unterstrich.

Nun wird der Kirchturm fachgerecht saniert, dafür habe man auch mit Experten vom Institut für Steinkonservierung in Mainz zusammengearbeitet, erklärte Architekt Frank Habermann. Denn der an der Jakobuskirche verwendete Sandstein habe einen hohen Tonanteil und sei deshalb recht weich. Bei Druck brechen die Schichten auseinander. Nun werden die Schäden im Mauerwerk restauriert, mit „Schweinstaler Sandstein“ aus der Region zwischen Pirmasens und Kaiserslautern, dessen dunkelrote Farbe am besten zum Original-Mauerwerk passe, erklärte Holger Kopp von der ausführenden Steinmetz-Firma, Framaco Kopp. Der Stein sei gegen das Lager geschnitten (senkrecht), um die Last von oben besser abzufangen. Der verwendete Kalkmörtel sei dem historischen nachempfunden, also ohne Chemie oder Kunststoffe. Für Stabilität sorgen Spiralanker, die rund um den Turm ins Mauerwerk eingebracht werden.

„Die Leute im Ort sind froh, dass es los geht“, erklärte Beigeordneter-Wolfgang Imsbweiler abschließend mit Blick auf die Bauarbeiten. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Maßnahme bis zum Wintereinbruch abgeschlossen sein.

 Gregor Scherf (Landesdenkmalamt), Beigeordneter Wolfgang Imbsweiler, Ortskurator Ulrich Bollert, Pfarrerin Bärbel Ganster-Johnson, Architekt Frank Habermann, Holger Kopp (Framaco-Kopp; von links).

Gregor Scherf (Landesdenkmalamt), Beigeordneter Wolfgang Imbsweiler, Ortskurator Ulrich Bollert, Pfarrerin Bärbel Ganster-Johnson, Architekt Frank Habermann, Holger Kopp (Framaco-Kopp; von links).

Foto: Jennifer Klein

Dass Jakobus zum Schutzpatron der Kirche erwählt wurde, liegt wohl an der Nähe zum Jakobsweg, auf den auch eine Jakobsmuschel im Pflaster vor dem Aufgang zur Kirche verweist.

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