Viel Frust in den Quelle-Shops

St. Ingbert/Bliestal. Dass sich "etwas anbahnen würde", war den meisten Quelle-Shop-Inhabern in unserer Region längst klar. Schon seit einem Jahr habe man gemerkt, dass einiges im Argen lag. Die Insolvenz überraschte nicht. Doch das komplette Aus war ein Schock

St. Ingbert/Bliestal. Dass sich "etwas anbahnen würde", war den meisten Quelle-Shop-Inhabern in unserer Region längst klar. Schon seit einem Jahr habe man gemerkt, dass einiges im Argen lag. Die Insolvenz überraschte nicht. Doch das komplette Aus war ein Schock. "Man hat sich hier in sieben Jahren etwas aufgebaut und das soll nun alles vorbei sein? Man kann es gar nicht glauben", sagt Heike Montada vom Quelle-Shop in St. Ingbert. Sie hat vorgesorgt, sich mit Wolle und neuerdings einer Otto-Bestellannahme ein zweites Standbein geschaffen: "Mich trifft es also nicht ganz so hart wie andere, die nur Quelle haben. Ich werde in jedem Fall bleiben und Ansprechpartnerin für meine Kunden sein." Ihren Shop in Dudweiler muss sie allerdings schließen, nachdem alles ausverkauft oder von Quelle wieder abgeholt wurde. Wie ihr geht es auch Daniela Dietz. Die Kollegin aus Spiesen-Elversberg kam zum "Krisengespräch" nach St. Ingbert. Absurd sei, dass man ihnen Mitte September noch Neu-Verträge angeboten habe, die Ende September zugestellt werden sollten. "Doch die sind nie gekommen", so Montada. "Dafür gehöre ich jetzt zu den Quelle-Gläubigern." Bis Montag soll sie ihre Forderungsanmeldung, die erst Freitag in der Post war, zurückübermitteln. Auch wenn Doris Hertel vom Quelle-Shop in Blieskastel "es länger geahnt" hat und als "VIP-Shop-Partnerin" nach 27 Jahren von Quelle direkt informiert wurde, trifft sie der Schlag hart. "Aber bei uns geht es weiter wie gehabt. Leider ohne Quelle, dafür aber mit allen anderen Versendern. Wir haben schon lange für ein zweites Standbein gesorgt, indem wir den Ticketvorverkauf für die gesamte Region und die Postfiliale hier im Haus haben." Patricia Innocente hat ihr Geschäft "P&P Geschenkartikel und mehr" mit der Quelle-Annahmestelle erst im September eröffnet: "Und uns hat man gar nicht informiert. Ich hab's im Radio gehört." Sie hofft, dass ihre Quelle-Kunden auf andere Versender, die sie ebenfalls vertritt, umschwenken. Wie sie weiter verfahren soll, weiß sie nicht: "Ich habe gerade noch Bestellungen angenommen. Ich habe bei Quelle nachgefragt, ob das noch möglich sei, und zur Antwort bekommen, das sei gar kein Problem." Vollkommen im Dunkeln tappen ließ man Marga Kihl aus Bebelsheim. Seit 20 Jahren vertritt sie Quelle - erst mit einem Shop, jetzt als Annahmestelle: "Ich habe schon einige Zeit keinen Bezirksleiter mehr gesehen. Aber das Dilemma kam gar nicht so plötzlich. Ich laste das Aus einzig und allein dem Management an." Solch harte Worte spricht auch Herbert Wüst. Nach genau 30 Jahren bei Quelle bekam der Bezirksleiter am 1. Oktober die Kündigung: "Fakt ist, dass wir zuletzt ein grottenschlechtes Management hatten. Und bei mir und einigen Kollegen drängt sich der Verdacht auf, dass Quelle ganz bewusst gegen die Wand gefahren wurde."

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