Kindern eine erfüllte Zeit bereiten
Ormesheim · Seit 21 Jahren organisiert die Saarländische Kinderhilfe immer im Sommer einen dreiwöchigen Aufenthalt für Kinder aus dem Gebiet, das von der Reaktorkatastrophe betroffen ist. In dieser Zeit wohnen sie bei saarländischen Gastfamilien.
"Es war eine andere Welt, in die ich kam, als ich vor 20 Jahren erstmals an dem Austausch teilgenommen habe. Jetzt ist sie zu meiner zweiten Heimat geworden", lächelt die 53-jährige Larissa Tschetschko aus Weißrussland. Zuhause, in Shitkowitschi, arbeitet sie in einem Kindergarten mit 250 Kindern. Sie ist eine von 22 Mitarbeitern und dort die stellvertretende Leiterin. Neben ihr sitzt in der Halle des Reiterhofes der Familie Herresthal-Niederländer in Ormesheim die 20-jährige Maria Tschernuschewitch, die mal Grundschullehrerin werden will. Momentan absolviert sie ein Management-Studium an der Universität in Minsk. Auch sie kann sich noch gut an ihren ersten Besuch als Achtjährige erinnern. "Ich kam 2003 als Ferienkind ins Saarland. Ich war neu und konnte nicht alles verstehen." Seither hat sie sehr gut deutsch sprechen gelernt, kann somit perfekt in die Betreuerrolle schlüpfen, die sie erstmals ausübt. Maria wie Larissa haben neben ihrer Herkunft auch hier eine Gemeinsamkeit. Sie leben beide drei Wochen bei der Ommersheimer Familie Keilbach. Dort sind sie zuhause, fühlen sich wohl und haben Freunde gefunden.
Kindererholung seit 21 Jahren
"Wir freuen uns immer auf das Wiedersehen und dass Larissa jetzt auch wieder da ist, gibt uns den Schwung, die Arbeit weiterzumachen, uns für die Sache einzusetzen", meinen Sigrid und Herbert Keilbach. Die Aufgabe von Larissa und Maria ist, die 24 weißrussischen Kindern, die zurzeit im Saarland ihre Ferien verbringen, zu betreuen. Sie stammen aus dem durch die Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl verstrahlten Gebiet. Schon 21 Jahre organisiert die Saarländische Kinderhilfe jeweils im Sommer eine dreiwöchige Kindererholung. So konnten seit 1994 über 900 weißrussische Kinder eine abwechslungsreiche, erholsame Ferienzeit bei saarländischen Gastfamilien verbringen. "Die Kinder werden vor der Reise ärztlich untersucht und sind nicht akut krank", so Peter Chodorski, Vorsitzender der Saarländischen Kinderhilfe. Allerdings sei ihr Immunsystem aufgrund der belasteten Umwelteinflüsse weitaus anfälliger gegen Krankheiten. Der vorrangige Zweck der Erholung sei es daher, das Immunsystem der Kinder zu stärken, um im langen weißrussischen Winter weniger anfällig gegen Infektionskrankheiten zu sein.
Einer der Höhepunkte des diesjährigen Aufenthaltes, der mit vielen engagierten Helfer ermöglicht wurde, war der Besuch des "Saarland-Airports" in Ensheim. Erstmals in ihrem Leben hatten dabei die Kinder aus Weißrussland Gelegenheit mit eigenen Augen zu sehen wie Flughafen und Fliegen funktionieren. Großen Eindruck machte auch der supermoderne Maschinenpark für Winterdienst und Notfall auf dem internationalen Flughafen, wobei auch mitverfolgt werden konnte, wie ein supermodernes Feuerwehrfahrzeug, ausgestattet mit enormer Löschkapazität, in Minutenschnelle einsatzfähig gemacht wurde. Es warten noch auf die 24 Kinder der Besuch der Sommer-Rodelbahn Peterberg und die Reithalle Körner in Kirkel-Altstadt, wo sich das Jugendteam des Reiterverbandes Saar um die neun- bis 15-Jährigen kümmert.
Abschlussfeier in Wattweiler
Die Abschlussfeier findet am Samstag, 8. August, auf dem Gelände des Obst- und Gartenbauvereins Wattweiler statt. Dort wird gewandert, gegrillt und gespielt. Am Dienstag, 11. August, heißt es für die 19 Gasteltern, davon fünf neue, unter anderem auch aus Bischmisheim, Bliesdalheim, Breitfurt, Felsberg, Gersheim, Ommersheim, Saarwellingen und Siersburg, wieder Abschied zu nehmen.
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