Ormesheim Heuss-Enkel besucht Ausstellung

Ormesheim · Züricher Arzt hält Vortrag zum Ende der Ausstellung „Demokratie als Lebensform“.

 Professor Dr. Theodor Heuss, Enkel des ehemaligen Bundespräsidenten, war bei der Finissage im Ormesheimer Rathaus zu Gast.

Professor Dr. Theodor Heuss, Enkel des ehemaligen Bundespräsidenten, war bei der Finissage im Ormesheimer Rathaus zu Gast.

Foto: Jörg Martin

Der Verkehrsverein Mandelbachtal ist mittlerweile für seine ständig wechselnden Ausstellungen im Rathaus von Ormesheim bekannt. Am Dienstagabend stellte ein Ereignis im doppelten Sinne eine Besonderheit dar. Zum einen, weil die Organisatoren – Verkehrsverein und die Stiftung Villa Lessing – zum Ende der Ausstellung „Demokratie als Lebensform“ zu einer Finissage, einer Ausstellungs-Abschlussveranstaltung geladen hatten. Sie widmetet sich neben dem ersten Bundespräsidenten auch dessen Frau Elly Heuss-Knapp (wir berichteten). Zum anderen war zu diesem Anlass eigens Professor Dr. Ludwig Theodor Heuss aus Zürich angereist. Der Enkel des früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss, der von 1949 bis 1959 das erste Staatsoberhaupt der jungen Bundesrepublik war, hielt im Sitzungssaal einen Impulsvortrag.

Der Arzt war Mitte der 1980er-Jahre erstmals im Saarland, als das Sulzbacher Theodor-Heuss-Gymnasium seinen Namen erhielt. Bei seinem Besuch in Ormesheim hatte sich der Bundespolitiker eines engen Freundes seines Opas angenommen: Gustav Stolper. „Stolper und Heuss: German Realities: 1947 – und 2018?“. Darin beschäftigt er sich mit dem Frieden in Europa. Das Verhältnis zwischen Stolper, ein deutsch-öster-
reichischer Nationalökonom, und Heuss war von einer familiären Freundschaft geprägt. Stolper war als linksliberaler Publizist Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. Heuss’ Ehefrau Elly war die Patentante von Stolpers Tochter Johanna. „Das Buch war sein Vermächtnis“, blickte Professor Theodor Heuss zurück. „German Realities“ erschien erst nach Stoplers Tod. Die Freundschaft zwischen Theodor Heuss und Gustav Stolper sei mehr als exemplarisch für seinen Großvater, sagte der Vorsitzende der Theodor-Heuss-Stiftung.

„Es sind die kleinen Dinge, die Geschichte machen“, meinte Landrat Theophil Gallo, als er Theodor Heuss ein Foto vom Besuch des Großvaters am 27. Januar 1957 in Bexbach überreichte. Gallos Mutter war gerade mit ihm schwanger und stand 150 Meter vom Bundespräsidenten entfernt, als Heuss eine nicht mehr existente Wohnsiedlung der Grube St. Barbara besichtigte. Auch ein Besucher des Vortrages stellte einen regionalen Bezug des ersten Bundespräsidenten zum Saarland her. So sei der Künstler Albert Weisgerber ein enger Freund von Heuss gewesen. „Ein Bild von Weisgerber hängt über meinem Schreibtisch“, konnte der Züricher Arzt prompt freudig bestätigen. Erfreut über die Ausstellung zeigte sich auch Erik Schrader. Sie sei erstmals im Saarland zu sehen gewesen, blickte der Vize der Stiftung Villa Lessing zurück.

Auch wenn er die Jugend in den zwei Wochen der Ausstellung vermisst hatte, zog Bürgermeister Gerd Tussing eine positive Bilanz. „Die Ausstellung wurde sehr gut angenommen“, so der Verwaltungschef. Manfred Pfeiffer erinnerte an ein kleines Detail: Theodor Heuss sei nur zwei Jahre als Bundespräsident für das Saarland „zuständig“ gewesen. Erst 1957 wurde das frühere Saargebiet der Bundesrepublik angeschlossen. 1959 trat Heuss nicht mehr zur Wahl an. Die Ausstellung wird in wenigen Tagen im Sulzbacher Theodor-Heuss-Gymnasium zu sehen sein, hieß es bei der Finissage abschließend.

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