Naturbühne Gräfinthal Ein witziges Stück Italien im Saarpfalz-Kreis

Homburg/Gräfinthal · Mit „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ hat die Naturbühne in Gräfinthal nun doch noch die Saison aufgenommen. Das Publikum war begeistert.

 Komödiantisches Musik-Theater auf der Naturbühne Gräfinthal vor herrlicher Kulisse: Die Dorfbevölkerung von Campobasso bei der Premiere des Stückes „Maria, ihm schmeckt‘s nicht!“.

Komödiantisches Musik-Theater auf der Naturbühne Gräfinthal vor herrlicher Kulisse: Die Dorfbevölkerung von Campobasso bei der Premiere des Stückes „Maria, ihm schmeckt‘s nicht!“.

Foto: Jörg Martin

Schieben Sie einfach ihre Erinnerungen an die Premieren der Erwachsenenstücke der Naturbühne Gräfinthal zur Seite. Denn das, was am vergangenen Freitagabend passierte, ist so herausragend, dass man es nicht vergleichen kann. Die Auffälligkeiten begannen eigentlich schon vor der Aufführung von „Maria, ihm schmeckt‘s nicht!“, dem populären Buch von Jan Weiler. Meterlange Schlangen an der Kasse, Parkplätze recht weit weg und ein proppenvoller Zuschauerraum: Ein völlig anderes Umfeld bei der Erstaufführung als sonst. Sind doch die Reihen beim Start des Erwachsenenstücks meist lichter und Petrus glänzt vielmehr mit Unbeständigkeit und Kühle. Vielleicht lag es ja auch an den sommerlichen Temperaturen von 30 Grad und an dem noch jungen Stück, welches Jan Weiler erst vor 15 Jahren veröffentlichte und das vor neun Jahren verfilmt wurde.

Wer im Vorfeld ein konventionelles Boulevardstück erwartet hatte, musste sich im positiven Sinne umstellen. Denn das, was auf der Bühne geschah, war weitaus mehr. Irgendwie eine Mischung aus Schauspiel, gepaart mit leicht ironischer Sozialsatire, die fast schon in Richtung Revuetheater ging und etwas an Musical erinnerte. Wann gab es das schon mal in Gräfinthal? „Es wird viel gesungen. Singen Sie mit, klatschen Sie mit“, hatte Kathrin Wannemacher, die erste Vorsitzende des Kultur- und Theatervereins Bliesmengen-Bolchen, die Besucher aufgefordert. Und die kamen dem Rat vom ersten Takt an bei „It’s wonderful“ direkt nach. Jan (Michael Nagel) – gleichzeitig auch der Erzähler, der einem mit seinen oft ironisch-bissigen Kommentaren oft die Tränen in die Augen treibt – hält bei seinen künftigen Schwiegereltern Ursula (Alexandra Biehl) und Antonio (Thomas Kohl) um die Hand seiner Freundin Sara (Kristina Plitt) an. Der Schwiegervater, ehemals italienischer Gastarbeiter, besticht mit witzigem Slang. „Warum wolle sie se abbe, eh?“, will er wissen. Naja, er wolle eben nicht leer ausgehen, meint Jan. Das Publikum brüllt.

Antonio stellt gerne den Pseudo-Zusammenhang zwischen Freud und Machiavelli hier. So auch beim Kennenlernen von Jans Eltern Gisela (Fabienne Jennewein) und Eberhard (Burkhard Spang). Dabei singt der Brautvater und bekommt schon mal Zwischenapplaus. Die Hochzeit muss in Italien stattfinden, in Campobasso. Und dann kommt mächtig viel Bewegung ins Spiel. Kulissen, die sich drehen. Dreirad-Vespas, die ebenso wie Motorroller die Bühne rauschen und eine Dorfbevölkerung, die immer wieder zu fetziger Musik (oft schöner Italo-Pop und Klassiker der 60er) singt und tanzt, was das Zeug hält: Bella Italia pur. Sogar das Meer wird dargestellt, indem die erste Reihe die Wellen in Gang setzt.

Dabei lernt Jan auch Marco (Peter Bachmann), den Neffen des Schwiegervaters, ein Papagallo erster Kajüte, und Lebenskünstler Raffaele, Antonios Bruder (Tobias Heinen), kennen. Der Schwiegervater streut nicht nur einmal aktuelle Bezüge zur Fußball-WM ein und heizt die Stimmung hoch. Jan schafft die Essensmenge nicht.

Saras Oma Anna (Christina Heinen) ruft derweil den legendären Satz zu Antonios Schwägerin Maria (Lisa Wannemacher): „Maria, ihm schmeckt‘s nicht!“. „Erzähl‘ ich dir später“, bekommt Jan öfters von Antonio zu hören, als ihm ein paar Ungereimtheiten auffallen.

Weitere Mitwirkende: Opa Kalogero (Franz Klingler), Maria II (Jasmin Azizi) und Egidio (Gerald Blinn).

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